Samstag, 31. August 2013

Warum wir ohne Fernseher ein klein wenig glücklicher sind...

Fernsehen, was war das früher doch faszinierend, als Kind. Drei Programme, zwischendurch mal eine Kinderserie im Vorabendprogramm, wie "Spaß am Dienstag", "Löwenzahn", "Hals über Kopf", "Silas", "Nils Holgersson" und "Ferdy", oder Werbung mit den Mainzelmännchen im Zweiten. Nicht zu vergessen die obligatorischen Spieleshows am Samstagabend, und nach der Ziehung der Lottozahlen wurde es aber auch langsam mal Zeit fürs Bett.
In den 80ern waren gerade Zeichentrickserien oder -filme noch was Besonderes, wenn man sich - so wie meine Eltern - erst relativ spät Kabel- oder Satelliten-TV angeschafft hat.

Es geschah dann in den sehr frühen 90ern und ich war etwa zehn oder elf Jahre alt, als ich zum ersten Mal etwas von RTL und Sat1 hörte. Ich glaube, als erstes guckte ich damals "Die Schlümpfe".
Die waren aber ziemlich schnell von meiner favorisierten Bildfläche verschwunden, als ich das volle Zeichentrickpotential von Tele5 entdeckte: Von Nachmittags um 14 Uhr bis abends um 16 Uhr: Pau-sen-los Trickfilme! Ich war von der Glotze gar nicht mehr wegzubekommen. He-Man und She-Ra, Saber Rider, die Königin der 1000 Jahre, Bravestarr... es konnte gar nicht genug Action sein - aber auch japanische Sport-Animes wie Mila Superstar standen bei mir hoch im Fernsehkurs. Noch ein wenig später wurde natürlich alles abgelöst von Sailor Moon, und ich wünschte mir nichts mehr als eine Schulmädchenuniform im coolen Matrosenlook. Tja *hust*.

Zu dieser Zeit bekam ich dann auch meinen ersten eigenen Fernseher im Kinderzimmer. DAS war ein Ereignis! Endlich nicht mehr umschalten müssen, wenn Vaddi seine doofen Nachrichten gucken wollte, oder Muddi ihre Arztserien.
Aber was war das plötzlich? Beim Rumzappen waren mit einem Mal die Musiksender viel interessanter und natürlich auch cooler. Musikhören UND Fernsehgucken war das neue Musikhören. Ich musste einer Klassenkameradin, die damals noch kein Kabelfernsehen zuhause hatte, VHS-Bänder voll mit Musikvideos bespielen. Und wie oft sahen mich die Nachbarn mit meinem Haarbürsten-Mikrofon durchs Zimmer hüpfen.

Dann begannen 80% meiner weiblichen Schulkameradinnen, Serien wie "Verbotene Liebe" und "Marienhof" zu gucken. Bei diesen Serien musste ich aber relativ schnell feststellen: Das war nicht meine Welt. Ich fand Spielfilme irgendwie interessanter, und zwar eher die actionreichen als die schnulzigen.

Auf einmal wurde das Fernsehen interaktiv. Inter...was?! Ja, ohne Witz, man konnte bei einer Gameshow anrufen und durch die Tasten vom Telefon eine animierte Mischung aus Kobold und Troll, die "Hugo" hieß, über die Bildfläche bewegen. Das fand ich faszinierend, verspürte aber nie den Wunsch, bei so einer Serie selbst mitzuspielen.
Für so etwas nutzte ich lieber mein Super Nintendo (welches eigentlich nicht mir gehörte, sondern meinem Bruder, das ich mir aber auf ganz geschickte Art und Weise unter den Nagel gerissen hatte...)

Ich wurde Filmegucker. Und zwar guckte ich die Filme nicht nur einmal, sondern am liebsten drei-, vier- fünfmal. Die wenigen Serien, die ich gut fand, konnten auch nicht oft genug über den Bildschirm flimmern. Dokuserien, Gameshows, Reality TV, es war alles ein netter Zeitvertreib, aber ich war nicht zwingend abhängig davon, so à la "oh je, ich muss heute abend um viertel vor 7 zu Hause sein, denn da läuft eine neue Folge von XYZ!!".
Lieber nahm ich mir die Filme auf Video auf oder kaufte mir später dann die DVD, um alles in Ruhe, wann ich wollte und vor allem so oft ich wollte anzuschauen.

Die Serienqualität nahm auf jedem Kanal immer deutlicher ab. Genau wie das Niveau. Es gab ganze Sender, die 24/7 nur völlig überdrehte, schrille, billig produzierte Zeichentrickserien ausstrahlten. Dann gab es Sender nur für Kochshows. Auf den Musikkanälen liefen keine Musikvideos mehr, sondern nur noch schlecht synchronisierte Teenie-Dokus und Handyklingeltonwerbung. Das vormittägliche Fernsehprogramm war nur mit einer ordentlichen Dosis Zynismus zu ertragen, und selbst ich konnte diese Dosis irgendwann nicht mehr aufbringen. Mein TV Konsum war auf ein Minimum geschrumpft. Millionäre, Bauern, Prostituierte, insektenfressende Dschungel-Y-Prominenz, und die wenigen Perlen an gutem Serien- und Filmematerial waren nur noch sehr schwer rauszulesen. Es wurde zu viel, zu laut, zu schlecht, zu dämlich, zu schlecht. TV nicht gut für Kopf.

Kurzum: Vor etwa zwei Jahren ging unser Receiver kaputt. Seit diesem Zeitpunkt haben wir keinen neuen mehr gekauft. Wir können nicht fernsehen, und wir vermissen es ehrlich gesagt auch nicht. Wenn ich richtig Bock auf Trash TV habe, guck ich das gerne mit, wenn wir irgendwo bei Freunden zu Besuch sind. Mein Pensum an Nachrichten und Klatsch & Tratsch lässt sich wunderbar durchs Internet kompensieren, den Rest haben wir zuhause, in Form einer sehr umfangreichen DVD Bibliothek.
Genau, DVD, kein BluRay. Wir haben sogar noch einen Röhrenfernseher. Call us old-fashioned.
Wir kommen damit super klar. Und vermissen es nicht, dieses Fernsehen.


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