Samstag, 19. März 2016

Füttern verboten!

Hier ein Beitrag aus aktuellem Anlass und in eigener Sache, anlässlich des Artikels auf pferderevue.at, über den ich diese Woche gestolpert bin.

Die Weidesaison beginnt, der Frühling steht vor der Tür, und was gibt es Schöneres, als am Wochenende einen Fahrradausflug oder einen Spaziergang in's Grüne zu unternehmen!
Du schlenderst oder radelst den Feldweg entlang, um dich herum duftende Wiesen und Weiden, auf denen friedlich Pferde grasen. Hach, wie idyllisch!
Da legt man gerne mal ne kleine Pause ein und schaut den Tieren beim Gras fressen zu.
So wie Omma und Oppa/das junge Elternpaar, deren kleine Enkeltochter/Tochter juchzend vom Dreirad springt und an den Zaun rennt, damit es sich die Hühüs von Nahem ansehen kann.
Alle Hühüs kommen neugierig ans Gatter und beschnuppern die kleinen und großen Menschen, die Enkeltochter/Tochter quietscht vergnügt, krault Mähnen und Pferdenasen und alle sind glücklich.
Ah, guck mal!
Oppa/Papa hat noch eine Tüte Hustenbonbons/ ein paar Zuckerstückchen vom Nachmittagskaffee/ alte Brotreste vom Entenfüttern in der Tasche. Die Hühüs fressen das bestimmt gerne, na kommt mal her, schaut mal, lecker feiiiiin..!
Sobald ihr ein solches Szenario beobachtet, bitte ich euch: weist die Leute SOFORT freundlich aber bestimmt darauf hin, dass die Pferde BITTE nicht gefüttert werden sollen.

So nett es gemeint sein mag, aber unbefugtes Pferdefüttern kann den "Verursacher" nicht nur teuer zu stehen kommen, sondern auch lebensgefährlich für die Pferde sein! Dabei geht es nicht nur um das eine Brotkrümelchen oder Zuckerchen.
Man stelle sich vor, wie viele Leute tagtäglich an so einer Weide vorbeikommen. Würde jeder von denen ein Brotstückchen oder Zuckerchen füttern, liegt das Hühü am Ende des Tages mit Kolik im Stall, der Tierarzt muss anrücken, und im ungünstigsten Fall erlebt es den nächsten Morgen nicht mehr.

Im Prinzip kann auch schon ein einziges Stück Brot reichen. Pferde haben ein sehr empfindliches Verdauungssystem, das sehr schnell und heftig schon auf kleinste Mengen nicht geeigneten Futters reagieren kann.
Selbst ein Apfel oder eine Möhre - also Nahrungsmittel, die für Pferde eigentlich unbedenklich scheinen - ist manchmal schon zu viel.
Man kann nie wissen, ob der Vierbeiner krank ist, bestimmte Sachen deshalb gerade nicht fressen darf, auf irgendwas allergisch reagiert, und und und...
Bei manchen Tieren verursacht falsches Futter schmerzhafte Entzündungen in den Hufen (sog. Hufrehe). Echt jetzt, ein Stück Brot kann einen schlechten Einfluss auf Pferdefüße haben!? Klingt komisch, ist aber so.

Es gibt Menschen, die es einfach nicht besser wissen und aus gut gemeinter Tierliebe alles an Pferde verfüttern, was sie gerade in der Tasche herumtragen.
Und leider gibt es auch diejenigen, die unwissend (oder mutwillig!) Gartenabfälle, Grünschnitt oder Obstreste aus der Biotonne auf Pferdeweiden kippen, einfach um ihren Kram loszuwerden und nicht an die - im schlimmsten Falle tödlichen - Folgen ihres Handelns denken.
Fragt mal Pferdebesitzer, was die schon alles auf ihren Weiden gefunden haben. Von völlig absurden Dingen wie Wurstbroten, Pommes- und Hamburgerresten ganz zu schweigen!

Es ist keine böse Absicht oder Arroganz, wenn ihr von Pferdebesitzern zurechtgewiesen werdet, die Vierbeiner nicht zu füttern. Genauso wenig wird es euch jemand übelnehmen, wenn ihr - wie oben schon erwähnt - andere Leute freundlich drauf ansprecht. Die meisten zeigen Verständnis, entschuldigen sich oder sind peinlich berührt, wenn man sie über mögliche schlimme Folgen aufklärt, und am Ende sind sie froh, dass ihnen mal jemand Bescheid gesagt hat.
Sollte sich wiederum jemand uneinsichtig zeigen, ausfallend oder aggressiv werden, holt euch Hilfe dazu oder droht im schlimmsten Fall mit einer Anzeige. Unbefugtes Pferdefüttern stellt einen rechtswidrigen Eingriff in fremdes Eigentum dar und kann sogar mit hohen Geldbußen und Schadenersatz geahndet werden.

Je mehr Leute darüber Bescheid wissen, desdo schöner ist es doch, das nächste Mal an einer Pferdeweide vorbeizukommen, einfach den Anblick zu genießen und das Zuckerstückchen in der Tasche zu lassen. :-)
Nicht umsonst hängt da ein Schild am Zaun: "Bitte nicht füttern! Wir versorgen unsere Pferde mit allem, was sie brauchen."

Samstag, 5. März 2016

Ösophagogastroduodenoskopie

Oder auch, zu Deutsch: Magenspiegelung.
Nun. Egal, wie man das Kind beim Namen nennt - es klingt nach Horror, Igitt, Schlauch im Hals, Kotzreiz, Würg, Rülps.
Magenspiegelungen sind gleichzusetzen mit Wurzelbehandlungen. Sie lassen sich unendlich lange aufschieben, bis die Symptome dich irgendwann doch zum Handeln zwingen.
Ein seit Wochen anhaltendes Brennen im Hals und hinterm Brustbein war für mich der Stein des Anstoßes, mich doch mal einer Ösodingsbums zu unterziehen. Ich vermutete einen Reflux, wollte aber etwas medizinisch Bedenklicheres, wie z.B. ein Geschwür im Magen- oder Speiseröhrenbereich ausschließen. Und das geht halt nur mit Ösodingsbums.

Es gibt allerdings eine gute Methode, den Horrorigittkotzwürgrülpsreiz bei Magenspiegelungen zu umgehen: Die sogenannte Schlafspritze.
Eine Magenspiegelung dauert maximal 15 Minuten und genau für diesen Zeitraum entschwindet man in's Land der Träume, nur wenige Augenblicke, nachdem die Nadel in deine Haut gepiekst wurde. Du wachst wieder auf, fühlst dich ein bisschen so als hättest du eine Flasche Prosecco auf Ex getrunken und stehst die nächsten 30 Minuten deutlich neben dir. Abgesehen davon hast du für die nächsten 24 Stunden striktes Autofahrverbot (das klingt schon nach Prosecco-ORGIE) aber die Untersuchung ist vorbei und du hast nicht das Geringste davon mitbekommen.
Eigentlich bin ich nicht zimperlich und schmerzempfindlich, kenne aber meinen überaus leicht zu stimulierenden Würgereiz, abgesehen davon hab ich ne tierische Panik vorm Verschlucken bzw. vor dem Gefühl, dabei keine Luft mehr zu bekommen.
Hatte vor einigen Jahren ein traumatisierendes Erlebnis, als ich mich an einem Stück Schokolade (!) verschluckt habe und beim Husten plötzlich meine Luftröhre blockierte. Die bisher schlimmsten Sekunden meines Lebens. Ich sage Euch, sowas möchte ich nicht nochmal erleben.
Weniger bzw. gar keine Panik habe ich dagegen vor Spritzen. Deshalb nahm ich das Angebot der Schlafspritze gerne an.

Propofol heißt das Mittelchen, welches mich innerhalb von Sekunden ausknockt, als ich im Behandlungszimmer verkrampft auf der Untersuchungsliege meinem Schicksal entgegenzittere. Ich merke noch, wie man mir den Kunststoffring in den Mund steckt, der nachher verhindern soll, dass ich auf den Schlauch des Endoskops beiße - dann denke ich noch "Scheiße, ich schlaf ja immer noch nicht, und gleich ge...

Als ich wieder aufwache, sehe ich neben mir auf dem riesigen Bildschirm schöne Screenshots meiner Speiseröhre, meines Kehlkopfes und des Antrum cardiacum. Ohhhh. Wie schöööön. Alles rosa und glänzend, und so geheimnisvoll verwinkelt...Einen Moment lang komme ich mir vor wie Alice im Wunderland. Ich setze mich hin und der Herr Doktor erzählt mir was von Zuckerwatte und Einhörnern und was sonst so bei der Behandlung rausgekommen ist. Ich schwebe aus dem Behandlungszimmer, geleitet von einer Arzthelferin und soll mich draußen kurz auf einen Stuhl setzen. Hui. Alles ist so watteweich. Mir fällt was hoch an die Zimmerdecke, die Arzthelferin bückt sich schnell und hebt es auf "Bücken Sie sich jetzt bloß nicht!".
Ah, da ist Nine. Nine hat mich netterweise zur Untersuchung gefahren, durfte während der Behandlung im Wartezimmer sitzen und fährt mich auch wieder heim. Ich erzähle etwas, das ich im gleichen Moment schon wieder vergessen habe und vergesse auch sofort wieder, was die Leute um mich rum erzählen.
Zum Glück gibts die Diagnose nochmal schriftlich zum Nachlesen. Nix Geschwür, nur ein leichter Reflux, der mit Tabletten gut in den Griff zu kriegen sein sollte.

Nachdem Nine mich zuhause abgesetzt hat, suche ich auf schnellstem Wege das Wohnzimmer auf. Die ersten Rauschgefühle sind verflogen, aber ich denke, auf der Couch liegend und den fehlenden Schlaf von heute Nacht nachholend, bietet die wenigsten Risiken, jetzt irgendwas Unüberlegtes zu tun.

So war sie also, meine erste Ösophagogastroduodenoskopie.
Wie immer weit weniger schlimm, als man es sich ausgemalt hat. Dank Propofol, Dank nettem und verständnisvollem Praxispersonal sowie lieben Freundinnen, die sich spontan bereiterklären, den Taxidienst zu übernehmen. Danke! ♥

© inkjot.wordpress.com/