Donnerstag, 9. Februar 2012

Mal kurz weg.

Der ein oder andere aufmerksame Blogleser erinnert sich vielleicht noch an die Vorgeschichte zu meiner OP, siehe Posting vom 25.Januar.
Heute war denn also der große Tag - das Schnibbelglibbel in meiner linken Achselhöhle kommt endlich wech!
Pünktlich um 8:00 finde ich mich an der Rezeption des Weinheimer Krankenhauses ein, hole meine Unterlagen ab, die für den Eingriff notwendig sind und begebe mich auf Station C3.
Hier wird mir zunächst einmal meine Residenz zugewiesen - da ich nur für einen Tag im KH bleiben soll, habe ich sogar Glück und bekomme ein ruhiges Einzelzimmer im Privatpatientenbereich (eigentlich Zweibett, aber im zweiten Bett lag niemand).
Auf dem Bett wartet bereits, schön sauber zusammengefaltet und in einen Kunststoffbeutel verpackt, meine OP-Garderobe: Das knielange, gepunktete rücken- und arschfreie Hemdchen, welches immer so adrett im Nacken zusammengeknotet wird, sowie modische weiße Thrombose-Overknees.
Nachdem ich mich in Schale geworfen und mich von sämtlichem Ohrschmuck befreit habe, präsentiere ich mich meinem Männelein, welches sich schon mit einem neuen Buch im Lesesessel des Zimmers gemütlich gemacht hat.
Zunächst ernte ich natürlich schallendes Gelächter. Ich beschließe, mir das für die Zukunft zu merken, wenn ER sich mal an meiner Stelle befinden sollte. ;-)
Also schnell ab ins Bett unter die Decke, da es in einer so luftigen Bekleidung doch recht frisch im Zimmer ist.
Auf dem Tischchen neben dem Bett steht eine Flasche Wasser und ein Kunststoffbecher mit der berühmt-berüchtigten LMAA-Tablette. Auf diese Tablette freue ich mich schon seit Tagen, und bin gespannt, welche Auswirkungen sie wohl bei mir hervorrufen wird.
Nun heißt es also warten. 20 Min. später klopft es, zwei Ärztinnen kommen rein, gucken sich das Schnibbelglibbel unter meinem Arm nochmals an, drücken drauf rum und zeichnen mit Edding die Stelle vor, an der nachher geschnippelt werden soll. Dann heißt es "leider sind gerade so viele OPs am Laufen, dass wir sie erst am späten Vormittag drannehmen können!".
Na toll. Also warten. Meine Tablette soll ich gegen 10 Uhr nehmen. Bis dahin sind es noch anderthalb Stunden.
Ich roll mich im Bett hin und her und döse sogar ein bisschen weg, da ich durchs frühmorgendliche Weckerklingeln (6:00!!) noch ziemlich müde bin. Mirko hat schon 1/4 seines Buches durch.
Um 10 isses soweit: Tablettenzeit!!! Ich packe das unscheinbare, hellblaue Ding mit dem wohlklingenden Namen "Tranxilium" aus und spüle es mit einem Glas Wasser runter. Dann warte ich. Warte und warte. Es wird halb 11, es wird 11. Ich döse nochmal kurz ein, aber nix passiert, Ich geh ins Badezimmer, schau in den Spiegel - keine Veränderung. Ich bin zwar ruhig, aber das war ich vorher auch schon. Hm. Scheiß Ding. War wohl nix mit den erweiterten Sinneserfahrungen.
Um kurz nach halb 12 kommt der Pfleger rein, haut mir noch schnell eine Thrombosespritze in den Oberschenkel und schiebt mein Bett Richtung OP-Saal. Ich bin gespannt, was mich erwartet.
Im OP-Vorraum ist es angenehm warm. Ich rutsche von meinem Bett auf den OP-Tisch und ergänze mein schickes Outfit noch durch ein grünes Kopfhäubchen. Jetzt kann's losgehen.
Nock schnell EKG und Puls messen - eieiei, beides natürlich viel zu hoch. Und das obwohl ich mich innerlich so ruhig fühle. Die nette OP-Schwester legt mir eine Kanüle in den Handrücken, schließt den Tropf an und spritzt mir ein anderes Mittelchen, von dem ich schon gar nicht mehr richtig mitbekomme, ob er wirklich anschlägt. Dann höre ich noch "Jetzt führe ich Ihnen das Narkosemittel zu, dann schlafen Sie auch schon ein"
. . .
Und im nächsten Augenblick wache ich in einem anderen Raum auf, das Häubchen ist weg, ich liege wieder in meinem Bett und die riesige Uhr an der Wand zeigt kurz vor halb 2.
Wars das echt schon? Ich schiele verstohlen zu meiner linken Armbeuge runter, die jetzt mit einem riesen Pflaster verklebt ist, und ringsrum ist alles rot-orange verschmiert. Muss dieses Jod-Desinfektionszeug sein.
Langsam krieg ich mit, dass ich Halsschmerzen und eine gefühlt fußballgroße Unterlippe habe. Anscheinend hab ich selbst draufgebissen, oder der Beatmungsschlauch hat mir die Lippe abgequetscht. Auf jeden Fall ist der Schuld an den Halsschmerzen.
Aber überraschenderweise fühle ich mich prima. Kein Kreislauf, keine Übelkeit, nix. Gut, der Arm fühlt sich an, als hätt ihn jemand unter eine Dampfwalze gelegt, aber auch das lässt sich aushalten. Ich hänge noch am Tropf mit der Kochsalzlösung.
Nachdem sich rausgestellt hat, dass ich wach und ansprechbar bin und mich gut fühle, werde ich wieder aufs Zimmer gerollt. Mirko hat mittlerweile 3/4 seine Buches durch. Draußen hat es angefangen zu schneien.
Ich bleibe liegen und warte noch drauf, ob es mir nicht doch schwindelig oder schlecht wird. Langsam fängt die Nadel im Handrücken an zu nerven.
Als der Tropf durchgelaufen ist, klingle ich nach einer Schwester. Ich muss außerdem mal für kleine Königstiger und weiß noch nicht, ob ich selbst aufstehen darf.
Die Schwester kommt, montiert mir den Tropf ab und sagt, ich soll doch mal probieren, aufzustehen. Ich setze mich im Bett auf. Fühlt sich gut an, also wage ich den Gang auf die Toilette alleine - mit Erfolg und ohne Kreislaufkollaps.
Dann muss ich mich wieder ins Bett legen. Langsam wird es etwas öde.
Ich verspüre ein nagendes Hungergefühl. Inzwischen ist es nach 3, und ich hab ein riesen Loch im Magen. Als hätte Sie es geahnt, bringt mir die Schwester ein Brötchen mit ca. 50 verschiedenen Aufstrichen für jeden Geschmack. Ich schlinge das Teil in wenigen Sekunden runter.
Mirko ist mit seinem Buch durch.
Ca. eine Stunde später trudelt die Narkoseärztin ein. Sie fragt, wies mir geht und ob ich nachhause möchte - was ne Frage, mir gehts doch prima! Ok, sagt sie dann, der Chirurg schaut nochmal rein, dann darf ich gehen. YESS!
Dann kommt er, der lustige Chirurg, der mich natürlich sofort fragt, ob ich mit einem Henry Mittnacht verwandt bin (so ziemlich alle Krankenhausangestellte im Rhein-Neckar-Raum kennen meinen Cousin, der selbst viele Jahre Krankenhausdoc war, seit einiger Zeit aber seine eigene Praxis hat. Ich finds immer wieder unterhaltsam, wie ein so markanter Nachname wie unserer hängenbleibt :-))
Ich bekomme einen kurzen Bericht, die OP ist gut verlaufen, das Schnibbelglibbel wurde zur histologischen Untersuchung geschickt (was es denn nun genau war, konnte man nun doch nicht richtig sagen, aber so lange es gutartig ist, isses mir auch wurscht...nur schade, dass ich es nicht gesehen habe oder wenigstens fragen konnte, wie groß es denn jetzt war. Hätt mich schon interessiert..).
Tja, und dann kommt die Kanüle raus, Pflaster druff, Klamotten an und Heim gehts!

Im Moment fühl ich mich so fit, dass ich mit dem Gedanken spiele, morgen sogar arbeiten zu gehen. Vielleicht nicht soo lange, aber wenigstens ein bisschen..wenns denn klappt. Warten wir die Nacht ab!






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