Freitag, 27. April 2012

Archie und ich. Und der Muskelkater danach.

Es ist Freitag, und ich habe immer noch einen Muskelkater in den Beinen, der sich gewaschen hat. Der kommt natürlich nicht unerwartet. Ich wusste bereits, was mir blüht, bevor ich mich vor 3 Tagen das erste Mal seit 15 Jahren wieder auf einen Pferderücken geschwungen habe.
Am Dienstag abend um 17 Uhr parke ich meinen Volvo vorm Heppenheimer Reitstall, wo mich Elke - meine zukünftige Reitlehrerin - bereits erwartet. Wir begrüßen uns, dann führt sie mich erstmal auf dem Gelände rum, zeigt mir alles und fragt nebenbei nach dem Stand meiner aktuellen "Reitkünste" (doch nach so einer langen Zeit, und ohne vorher richtig Unterricht gehabt zu haben, fange ich quasi fast bei 0 an).
Mit ihrer unkomplizierten, lockeren Art ist mir Elke auf Anhieb sympathisch.
Nachdem wir uns alles angesehen haben, kommen wir in den Stall mit den Schulpferden, und Elke stellt mir den Kandidaten vor, der mich durch meine erste Reitstunde tragen darf: Einen großen, fuchsroten Hannoveraner-Wallach, der gleich einen Schritt auf mich zukommt und mich neugierig beschnuppert, als Elke seine Boxentür öffnet. Sein Name ist "Action", aber er wird von allen nur Archie genannt, was irgendwie auch viel besser zu ihm passt.
Nach unserer ersten Begrüßung darf ich Archie das Stallhalfter anlegen und auf den Hof führen, wo ich ihn erstmal putzen muss. Sein Fell ist voller getrockneter Matschflecken, die offensichtlich daher rühren, dass er sich auf der Weide im Dreck gewälzt hat, wie es Pferde oft und gerne tun. Nach der Fellreinigung ist das Hufe auskratzen dran. Nicht jedes Pferd gibt so bereitwillig "Pfötchen" wie Archie, und trotzdem dauert es ganz schön lange, bis man 4x eine mehr als kaffeeuntertassengroße Fläche von festgetretenen Erdklumpen, Stroh und Steinchen befreit hat - zumal man immer aufpassen muss, dass das Pferd seinen Fuß nicht dort absetzt, wo sich der eigene befindet.
Nachdem Archie von Kopf bis Huf wieder blinkt und glänzt, wird er gesattelt. Elke zeigt mir, wie man den Sattel vorschriftsmäßig auflegt - bei einem Pferd von 1,72 m Stockmaß muss man sich da ganz schön auf die Zehenspitzen stellen - die Gurte festzieht und den Ausbindezügel befestigt. Der Ausbindezügel dient dazu, dass das Pferd den Kopf nicht hochwirft, was das Reiten sowohl für den Pferderücken als auch für den Reiter, der draufsitzt, angenehmer macht.
Zu guter Letzt wird die Trense angelegt, und ich darf Archie am Zügel in die Reithalle führen.
In der Halle drehen wir noch 2-3 Runden zu Fuß, damit Archie warm wird und ich schonmal ein Gefühl für seine Bewegungsabläufe bekomme.
Dann wird endlich aufgesessen! Und es fühlt sich - ja, irgendwie immer noch vertraut an da oben...
Ich reite Archie im Schritt nochmals 2 Runden durch die Halle, bis Elke ihn an die Longe nimmt. Für den Anfang ist das sehr wichtig, damit ich mich erstmal auf meine Haltung und mein Gleichgewicht konzentrieren kann, während das Pferd einfach nur im Kreis läuft.
"Sieht doch schon ganz gut aus", ruft mir Elke zu, "Wollen wirs mal mit Traben probieren?" Und ob wir das wollen!
Ein kleiner Schnalzer an der Longe, ein leiser "Teeeerrrab!" Befehl von Elke, und Archie setzt sich in Bewegung. Die Herausforderung beim Trab besteht darin, im Rhythmus mit dem Pferd den Hintern aus dem Sattel zu heben und zu senken - tut man das im falschen Takt, wird es ganz schön holprig. "Spann die Bauchmuskeln an, dann fällst du nicht ins Hohlkreuz und es geht einfacher!" Ich probiere es aus und es klappt tatsächlich schon viel besser. Allerdings sind meine Hände noch zu unruhig. Sie hüpfen ebenso wie mein Hintern auf und ab - beim Reiten müssen die Hände jedoch fast ruhig gehalten werden und dürfen keinesfalls am Zügel reißen. Also übe ich das zunächst mal mit einer Hand und halte mich mit der anderen am Sattel fest. Dann das Ganze mit der anderen Hand.
Zwischendurch wechseln wir die Laufrichtung, damit Archie keinen Drehwurm bekommt. Und plötzlich, als wir die Seite wechseln und Elke den Befehl zum Traben gibt, galoppiert Archie unerwartet los. Hui! Ich verändere sofort meine Sitzhaltung und versuche mich, den Schaukelbewegungen des Galopp, die so ganz anders sind als das Hoch-und-Runter beim Traben, anzupassen. Zwar verliere ich dabei einen Steigbügel, doch nach wenigen Sekunden fällt Archie wieder zurück in den Trab und dann in den Schritt. "Hey, du hast Dich prima gehalten!" lobt Elke, und ich bin ein ganz klein bisschen stolz auf meine Leistung.
Schon bald ist meine erste Reitstunde vorbei. Wir halten an, ich steige mit etwas wackeligen Beinen ab und klopfe Archie lobend den Hals. Dann gehen wir noch eine Runde am Zügel durch die Halle zum Abkühlen.

Nach meiner Reitstunde bleibe ich noch eine ganze Weile in der Halle, schaue mir die folgenden Gruppenstunden an und unterhalte mich mit ein paar anderen Reitschülern. Durchs Zuschauen und Beobachten kann man auch eine ganze Menge lernen, erzählt mir eine der erwachsenen "Reitschülerinnen", die nach 20 Jahren Reitpause ebenfalls erst seit kurzem wieder reitet.

Ich bin auf die nächsten Reitstunden gespannt und vor allem darauf, was für Fortschritte ich noch machen werde. Mein Ehrgeiz ist nun ungebremst und ich möchte am liebsten sofort wieder aufs Pferd - trotz Muskelkater. Oder gerade deswegen? Wer weiß das schon... ;-)

3 Kommentare:

  1. Klingt nach nem tollen Nachmittag. Wirst Du denn auch weiterhin auf Archie reiten oder ändert sich das jedes Mal?

    Freue mich auf Berichte, wie es weiter geht!

    LG
    Monia

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  2. ich denke, die nächsten 3-4 stunden werd ich auf jeden fall weiterhin archie reiten. ab und zu kanns auch passieren, dass ich mal ein anderes hotti bekomm, aber er passt einfach größentechnisch am besten zu mir und ist superlieb ;)

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  3. Ich wusste gar nicht, dass du einen Volvo hast. Ich habe meinen mit dem Volvo Leasing erworben und fahre ihn auch heute noch.

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