Mittwoch, 9. Mai 2012

Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben...

...sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
Ein römischer Philosoph namens Seneca hat diese Weisheit mal vom Stapel gelassen.
Eigentlich hat er damit ja recht. Jeder Mensch hat am Tag 24 Stunden zur Verfügung - sein ganzes Leben lang. In der Anfangsphase dieses Lebens vergeht die Zeit wahnsinnig langsam. Vor allem an den Tagen, bevor große Ereignisse wie Weihnachten oder Geburtstag anstehen. Wie oft quengelt man als Kind rum "Mir ist sooo langweilig!" oder "Sind wir bald da?" oder "Wie lange dauerts noch?"
Und auf einmal tut's einen Schlag, und man ist erwachsen. Und kann plötzlich kaum noch mit der Zeit Schritt halten. Was, heute ist schon wieder Mittwoch? Es war doch erst Sonntag..? - Oder: Es sind schon 5 Monate seit meinem ersten Blogeintrag vergangen! Frustrierend.

Natürlich ist mittlerweile längst erwiesen, warum die Zeit im Erwachsenenalter schneller vergeht als im Kindesalter. Kinder entdecken jeden Tag Neues und müssen jeden Moment intensiver verarbeiten. Im Erwachsenenalter wird dann alles zur Routine, und Routine lässt die Zeit fliegen.
Im Urlaub kann man dieses Phänomen besonders gut beobachten. Du unternimmst einen 3tägigen Städtetrip, und hast das Gefühl, 2 Wochen lang weggewesen zu sein. Einfach, weil Du viel Neues gesehen hast und verarbeiten musstest.
Ich hab mal irgendwo gelesen, dass der Mensch eigentlich bereits mit 18 Jahren die "gefühlte" Lebensmitte erreicht hat. Danach vergeht die Zeit mit jedem Jahr schneller und schneller, man schmiedet Pläne, steckt sich ein Ziel, dann noch eins und noch eins...und erst mit etwa 70 Jahren kehrt sich das Zeitempfinden wieder um. Man blickt auf das Leben und die Erfahrungen zurück, die nicht mehr ganz so idealen körperlichen Vorraussetzungen lassen weniger Pläne und Zielsetzungen zu. Dem Menschen wird erstmals bewusst, dass er seinen Lebensabend erreicht hat und er denkt über die Zeit nach, die ihm nach der heute so durchschnittlichen Lebenserwartung noch bleibt.

Nun ja, aber jetzt sind wir eben hier - die armen Betroffenen zwischen 18 und 70 Jahren - und müssen zusehen, wie wir mit dieser Zeitraserei bestmöglich klarkommen. Ich für meinen Teil kann nur sagen: Ich hab viel zu wenig Zeit, aber ich verschwende auch einen großen Teil davon. Zum Beispiel, um Dinge aufzuschieben.
Es wäre doch viel effektiver, wenn man gleich das machen würde, worauf es ankommt. Stellt sich nur die Frage: Was würden wir mit der übrigen Zeit machen? Rumsitzen und uns langweilen? Sicher nicht!
Auch bei der Arbeit halte ich mich mehr als oft genug und viel zu lange mit Situationen auf, die im ersten Moment den Eindruck erwecken, als seien sie wichtig.
Meinem Job bringen sie aber auf den zweiten Blick gesehen so gar nichts - außer massenweise Überstunden und den bösen Blick meiner Chefin, wenn sie meinen Zeitabrechnungszettel unterschreiben muss. Zielgerichtetes Arbeiten will eben gelernt sein, aber selbst, wenn man es auf irgendwelchen Kursen oder Seminaren mal richtig beigebracht bekommt..man ist doch dauerhaft rückfallgefährdet!

Wir verlieren oft den Blick fürs Wesentliche. Manchmal unabsichtlich, doch auch oft genug mit Absicht.
Aber dies liegt in unserer Natur und ist wohl so ein Menschending, mit dem auch viele Generationen nach uns noch leben müssen...



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