Sonntag, 16. März 2014

#lbm14 - von Doping, Papercuts und Smartphonedruckbetankung.

♪ ♫ Alle Jahre wieeder ko-hommt die Frau Mi / Auf die Buchmesse nieeder...! ♪ ♫
Ehm, was schreib ich da gerade für ne gequirlte Sch...?!
Naja, wie auch immer, die #lbm wäre aufs Neue überstanden, wenn auch mit gesundheitlichen Folgeschäden, die allerdings NICHT aus exzessiver Feierei resultieren, wie einige von Euch nun vielleicht mutmaßen^^

Aber der Reihe nach:
Unsere Fahrt nach Buchmessetown erfolgt bei besten Wetterbedingungen auf staufreien Straßen. Wir erreichen das Messegelände am frühen Nachmittag, der Stand ist ordnungsgemäß aufgebaut, die Palette mit der Ware bereits geliefert, alles prima.
Frau Mi ist dermaßen supergut organisiert, dass sie diesmal sogar Arbeitshandschuhe mitgenommen hat. Man lernt ja erst nach Jahren des Kartonsauspackens und Bücher-aus-Folien-popelns, wie schmerzhaft diese Papercuts sein können. Blöd nur, wenn man die Handschuhe mal kurz auszieht, vergisst, sie wieder anzuziehen und sich spontan entschließt, das Vorschauenregal nochmal umzudekorieren. Auch Vorschauen haben scharfe Papierkanten. Und das lassen sie mich recht deutlich spüren. Zweimal.
Um halb 6 stehen die Bücher und Kataloge in den Regalen, die Auslage ist mit Give-Aways dekoriert und alles, was erstmal nicht benötigt wird, im Kämmerlein verstaut. Man bedenke, letztes Jahr kamen wir um diese Uhrzeit gerade mal in Leipzig an, und das bei widrigsten Winterverhältnissen...
Allerdings - viel wärmer ist es in der Halle diesmal auch nicht. Und durch die frühlingshaften Außentemperaturen spürt man den Unterschied noch viel deutlicher. Noch dazu zieht es wie Hechtsuppe, da alle Rolltore hochgefahren sind, damit die Autos und Lieferbusse rein- und rausfahren können.
Meine Hände sind in kürzester Zeit total durchgefroren, und ich spüre ein unheilvolles leichtes Kribbeln in Nase und Hals. Aber was solls.
Wir kehren zum Abendessen ins güldene M ein, dann geht's ab ins Hotel, einchecken, und das war's für heute. Den Rest des Abends verbringe ich auf dem Zimmer, lese ein paar Mails und zappe mich durchs Fernsehprogramm - ja, Ihr lest richtig: Frau Mi sieht fern. Ich weiß nicht, ob das Bachelor-Finale maßgeblich dazu beiträgt, aber von Minute zu Minute geht es mir dreckiger. Das Kribbeln in Nase und Hals ist jetzt so präsent, dass kein Zweifel mehr besteht: Da bahnt sich eine fette Erkältung an. Prost Mahlzeit.

Am nächsten Morgen ist sie da, in voller Pracht. Inklusive Gliederschmerzen. Und natürlich habe ich, naiv wie ich bin, auch keine Reiseapotheke eingepackt - geschweige denn Taschentücher. Auf dem Weg zur Messe fahren wir an einer Apotheke vorbei, ich greife zum altbewährten Grippostad, das mir bei beginnenden Erkältungsbeschwerden immer schnell hilft. Tatsächlich überstehe ich den Messetag auf Grippostad ganz gut und bringe alle geschäftlichen Termine erfolgreich hinter mich. Allerdings stelle ich fest, dass es mein Terminplan dieses Jahr absolut nicht zulässt, Halle 3 zu verlassen und mich in Ruhe auf dem Messegelände umzusehen. Schade :-(
Ein paar Kollegen aus anderen Hallen schaffen es glücklicherweise, mich am Stand zu besuchen.
Um 18 Uhr trifft sich ein Teil der Twitter-Rasselbande am UTB Stand um die Ecke. Wir nehmen uns ein Taxi in die Innenstadt. Es geht wieder in's Café Kowalski, das sich als Treffpunkt im letzten Jahr sehr bewährt hat.
Das System der Taxifahrer, die die wartenden Massen vor den Hallen einsammeln sollen, entzieht sich unserer Vorstellung von Logik. Ein Taxi hält 10 Meter vor dem Menschenknäuel, ein anderes 10 Meter dahinter, dann eins mittendrin - aber nie direkt vor uns.
Wir vertreiben uns die Wartezeit derweil mit Hoeneß-Witzen und Kalkhofe-Zitaten. Kurz bevor wir überlegen, unsere Taktik zu ändern und mit Gewalteinwirkung an einen fahrbaren Untersatz ranzukommen (Sachen vor's Taxi schmeißen; Leute wegschubsen, die grade einsteigen wollen...), hält endlich ein Taxi direkt vor unserer Nase.
Die professionelle Dame hinterm Steuer kennt den schnellsten und kürzesten Weg in die City, so dass wir jeden Stau erfolgreich umschiffen und ratzfatz unser Ziel (Kowalski) erreicht haben.
Im Kowalski ist es wie immer sehr kurzweilig: Wir laden Carstens Smartphone im Druckbetankungsmodus ("Mach mal die Knoten aus dem Kabel, damit der Strom besser fließt!" "Ob das schneller geht, wenn ich auf das Ladegerät klopfe?"). Wolfgang schmeißt versehentlich Manus Pinot Grigio um. Steffen überlegt, ob er sich Soljanka bestellen soll. Meine Erkältung entschließt sich, die Wirkstoffe des Grippostad ab sofort einfach mal zu ignorieren. Selbst Cola und Wodka Lemon (Koffein plus Alkohol plus Vitamin C!) helfen nicht weiter. Auf Steffens Rat hin bestelle ich mir schließlich eine heiße Zitrone mit Honig. Aber hilft alles nix.
Um halb 11 muss ich der fröhlichen Runde leider den Rücken kehren und nehme ein Taxi ins Hotel.
Dort angekommen bin ich völlig durchgefroren. Die Kälte kommt von innen heraus, trotz der heißen Zitrone - ein ganz schlechtes Zeichen. Ich stelle mich unter die Dusche, drehe das Wasser auf brühheiß und lasse es 20(!) Minuten auf mich herabstürzen, bis das Frösteln weg ist. Dann schnell ins Bett.

Die Nacht wird schrecklich. Ich wache mindestens 1x pro Stunde auf, schwitze zwei T-Shirts und eine Schlafanzughose durch und am nächsten Morgen sind Nase und Kopf dicht, sogar mein Unterkiefer tut weh, meine Beine schmerzen mittlerweile schon im Liegen und ich bin reif für die Insel.
So kann ich auf keinen Fall auf die Messe. Seelisch und moralisch stelle ich mich bereits auf einem Tag im Hotelbett ein, wobei diese Vorstellung alles andere als verlockend ist. Und ausgerechnet heute, wo ich nochmal zwei wichtige Termine habe und am Abend die Ausstellerfeier in der Moritzbastei stattfindet!
Ich quäle mich aus dem Bett, unter die Dusche, in die Klamotten und ans Frühstücksbuffet. Nach dem Frühstück ist mein Kreislauf wenigstens wieder einigermaßen auf Betriebsgeschwindigkeit. Ich entschließe mich, es doch nochmal mit Messe zu versuchen und bei Nichtbesserung wieder zurück ins Hotel zu fahren. Doch vorher nochmal der obligatorische Abstecher in die Apotheke.
Die Apothekerin kennt mich wohl noch von gestern. Während ich mich am Tresen hochziehe und um etwas Wirkungsvolleres als Grippostad bettle, um diesen Messetag zu überstehen, lächelt sie mitleidig und verständnisvoll, drückt mir eine Packung Boxagrippal in die Hand (noch nie gehört) und eine Packung Trinkampullen, in denen sich ein hochkonzentrierter Vitamincocktail zur Stärkug des Immunsstems befindet.
Noch im Auto schmeiße ich mir zwei Boxagrippal und eine Ampulle rein.
Und siehe da: Ibuprofen und Pseudoephedrinhydrochlorid sei Dank geht es mir eine Stunde später glänzend! Man merkt natürlich, dass dieser Zustand medikamentös herbeigerufen ist (ich habe ständig das Gefühl, es läuft jemand hinter mir her, der mich anschiebt - außerdem klopft mein Herz bis zum Hals, dass ich das Blut in meinen Ohren sausen höre), aber Kopf und Nase sind wieder frei, ich habe keine Schmerzen mehr und den wohl bestmöglichen Gesundheitsstatus erreicht, den man in meiner Situation erreichen kann.
Allerdings warnt die Packungsbeilage davor, dass die Anwendung des Medikaments bei Dopingkontrollen zu positiven Ergebnissen führen kann.
Ein Glück ist die Buchmesse nicht Olympia. Auch wenn das Motto "Dabeisein ist alles" auf beides zutrifft.

Plötzlich ist es schon wieder 18 Uhr, die Messetore schließen, wir fahren zurück ins Hotel, brezeln uns auf für die abendliche Feier (für mich gibt es noch eine Ladung Boxagrippal zum Fitbleiben) und lassen uns zwei Stunden später vom Taxi in die City schippern.
Wie immer ist einiges los im weitläufigen Gewölbekeller der Moritzbastei, und da wir uhrzeittechnisch ein bisschen später dran sind als in den vergangenen Jahren, finden wir erst ganzuntenhinteneinStückgradeausumdieEckerechts einen freien Platz. Aber so komme ich endlich mal dazu, mir das komplette Bauwerk in seiner ganzen Pracht anzuschauen und stelle fest: Es gibt hier weit mehr als nur eine Bar / ein Buffet / eine Tanzfläche / eine Raucherecke...
An der Bar ganzuntenhinteneinStückgradeausumdieEckerechts treffen wir weitere Twittergesichter, u.a. den Herrn @hedoniker nebst Gemahlin, und sowohl drinnen auf der Tanzfläche als auch draußen beim Rauchertreff kommt man wie immer recht schnell mit Hinz und Kunz ins Gespräch - ich vergesse kurzzeitig sogar, dass ich mich vor noch nicht einmal 24 Stunden im völligen Delirium befand.
Trotzdem: Wer krank ist, sollte es nicht übertreiben. Deshalb geht's zu später Stunde auch auf keine weitere Party mehr, sondern brav zurück ins Hotel.

Nach einer wesentlich ruhigeren Nacht ganz ohne schweißgebadete Textilien brechen wir nach dem üblichen Frühstücks- und Auscheckprozedere wieder in Richtung Heimat auf.
Fazit: Allen Umständen zum Trotz hat Frau Mi das Beste aus der #lbm14 gemacht, wenngleich es auch sehr schade war, dass ich diesmal nicht besonders viel vom Messetrubel mitbekommen und entsprechend auch viele Leute nicht getroffen (oder nur zu kurz getroffen) habe. Aufgrund der erkältungsbedingten Kopf- und Geräuschempfindlichkeit konnte ich nicht einmal die obligatorischen Katzenöhrchen mit Bimmelglöckchen tragen - Ihr hättet mich also vielleicht gar nicht alle erkannt?!

Nach dem Motto "Bis zum nächsten Jahr in alter Frische - oder bis Oktober in Frankfurt" verabschiedet sich hochachtungsvoll: Die Frau Mi.


Von links nach rechts: Der für mich kurioseste Stand in Halle 3. Mein Basislager. Twilhelmine an heißer Zitrone mit Honig.

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