Sonntag, 23. Dezember 2012

Frohes Fest

Heute ist der vierte Advent, und ich habe für mich beschlossen, sämtliches Chaos, jeglichen Stress und alle Auf's und Ab's der letzten Tage erstmal hinter mir zu lassen.
Wie ich es aus den vergangenen Jahren bereits kenne, passieren kurz vor den Weihnachtsfeiertagen noch jede Menge aufregende, traurige oder unangenehme Dinge, die mich diesmal zwar nicht persönlich betreffen, mir aber trotzdem sehr nahe gehen, weil Menschen aus Freundeskreis oder Familie involviert sind.
Und gerade, wenn es um die Gesundheit geht, wird einem schnell bewusst, wie unbedeutend doch das Gehetze und Gerenne nach Weihnachtsgeschenken wird, wenn man sich das größte Geschenk mit keinem Geld der Welt kaufen kann.
Man kann sich nur glücklich schätzen, wenn man es bereits besitzt und so lange wie möglich davon profitieren kann.

Ich wünsche Euch schöne, besinnliche und erholsame Feiertage im Kreise Eurer wichtigsten Menschen!


Mittwoch, 19. Dezember 2012

Wo könnte...

...dieser Spruch besser hinpassen als in ein(en) Prokrastinationsblog?
So gut, dass er seinen eigenen Eintrag verdient - finde ich!


Montag, 10. Dezember 2012

Bescherung: Gedankenfetzen.

Man könnte sich das ganze Theater ja sparen, wenn man sich einfach mal mit Familie, Verwandten und der besseren Hälfte einigen würde, sich nichts mehr zu Weihnachten zu schenken, oder?
Jedes Jahr das gleiche Schulterzucken meinerseits auf die Mutti'sche Frage "Und was wünscht Ihr Euch dieses Jahr zu Weihnachten". Jedes Jahr die gleiche Ratlosigkeit, mit der ich Internetshop um Internetshop durchforste, mich durch menschenüberfüllte Fußgängerzonen oder Einkaufszentren quetsche und dabei ununterbrochen vor mich hinmurmle "Wozu tust Du Dir das an? Wozu tust Du Dir das an? Wozu tust Du Dir das an?".
Weihnachtsgeschenke besorgen gehört ja auch generell zu den Dingen, die man aufschiebt, bis es eigentlich schon zu spät ist. Im Prinzip könnte man ja eigentlich das ganze Jahr über die Augen offen halten und - sobald man ein potentielles Präsent sichtet - einfach zuschlagen, auch wenn es noch mitten im Sommer ist.
Aber nein, man wartet bis zwei Wochen oder zwei Tage vor Heiligabend. Und dann bricht die Panik aus.

Mir persönlich geht es ja so: Ich tu mir bei der Ideenfindung leicht mit Geschenken, die entweder sehr günstig sind (also quasi Mitnahmeartikel aus dem 1-Euro-Shop... und was halt so an der Kasse an Nippes rumsteht), oder sehr teuer (klar, meine Eltern brauchen dringend ein neues Laptop - wäre doch ein richtig brauchbares und praktisches Geschenk!), aber diese "Mitteldinger" sind anscheinend nicht so meins.
Und dann kommt ja noch dazu, dass man nicht unbedingt was schenken, will, das dann ungebraucht und unbenutzt in Schränken, Schubladen, Kellern und Abstellkammern vor sich hinvegetiert, bis es auf dem Sperrmüll landet. Oder bei der nächsten Schrottwichtelparty eingesetzt wird.
Do-it-yourself ist auch nüscht. Ich bin weder handarbeitstechnisch begabt, noch nehme ich mir die notwendige Zeit, um handgestrickte, -gehäkelte, -geklöppelte Schalspullismützentaschensockenhandschuhe unter das zu beschenkende Volk zu bringen. Allerdings schätze und erkenne ich es neidlos an, wenn jemand diese Gabe besitzt.
Tja, und seit ich nicht mehr im Buchhandel arbeite und mir nicht schon ab Mitte September der Weihnachtsgeschenkeklumpatsch vor der Nase steht, ist die Sache noch etwas komplizierter geworden.

Auch umgekehrt, das mit dem Beschenktwerden war ja früher auch irgendwie einfacher. Den kindlichen Kopf voll mit 10000 Wünschen, hat man eben seinen Wunschzettel geschrieben - hat zwar nur die Hälfte (wenn überhaupt was) davon bekommen, aber sich trotzdem darüber gefreut.
Überhaupt war das mit diesem Weihnachten früher viel toller.
Da hätte jeden Monat Heiligabend sein können.
Und heute würde man sich freuen, wenns nur in jedem Schaltjahr wäre...


Freitag, 7. Dezember 2012

Ungerechtigkeit

"Keinem von uns begegnet auf dieser Welt soviel Freundlichkeit, wie er verdient." 

Am Feierabend meines letzten Arbeitstages beschäftige ich mich mich einem ernsten Thema... ja, ihr glaubt es kaum, und dass, obwohl ich eigentlich jauchzend durch die Wohnung tanzen und den Beginn meiner Urlaubswoche zelebrieren sollte.
Allerdings war ich gestern abend an einem Gespräch beteiligt, dass mir seither keine Ruhe lässt. Die Thematik ist keinesfalls neu, aber immer wieder aufwühlend: Was tun, wenn einem Menschen Ungerechtigkeit wiederfährt?
In diesem Falle geht es um eine liebe Bekannte, die gleichzeitig meine Reitlehrerin ist. Sie hat mit ihrer sympathischen, offenen und geduldigen Art mir und vielen anderen Menschen das Reiten beigebracht - und obwohl ich gerade mal seit 8 Monaten wieder regelmäßig auf dem Pferd sitze, habe ich das Gefühl, ich hätte schon so viel gelernt...
Sie ist nie böse, wütend oder laut, hat ein super Talent für Planung, Organisation und - sollte mal etwas nicht nach Plan laufen - Improvisation.
Sie kümmert sich um den Stall, die Pferde und die Reiter und das sowieso schon öfter und mehr, als sie es eigentlich tun müsste. Beispielsweise kontrolliert sie bei den Schulpferden, ob sie richtig geputzt, die Boxen ordentlich saubergemacht, Sattel und Zaumzeug heil sind und bringt - sollte dem nicht so sein - alles in Ordnung (obwohl das eigentlich die Aufgabe der jeweiligen Pfleger ist).
Sie ruft Lehrgänge, Kurse, Grill- und Filmabende, Ausflüge, Weihnachtsfeiern ins Leben, engagiert sich, wo sie nur kann und steckt in jede Aufgabe so viel Herzblut, wie ich es von kaum einem anderen Menschen kenne. Ganz nebenbei kümmert sie sich auch noch um die Vereinshomepage. Zumindest war das ihre Aufgabe. Bis diese ihr vor wenigen Tagen auf ganz gemeine, hinterhältige Art und Weise entzogen wurde. Weil sie Inhalte auf die Seite gestellt hat, ohne diese vorher mit den Vorstandsmitgliedern abzusprechen. Abgesehen davon, dass diese Inhalte Termine von Lehrgängen waren, die sie jedes Jahr plant, hatte sie direkt nach dem Einstellen der Termine eine Kenntnismail an den Vorstand geschickt. Trotzdem wurde ihr die Verantwortung für die Homepage nun entzogen.
Aber ich denke, der genannte Grund war bloß ein Vorwand. Ich bin sicher, in Wirklichkeit steckt Neid dahinter. Und ein Konflikt, der schon seit Jahrzehnten andauert. Sie ist die beliebteste Reitlehrerin, ihre Stunden sind immer belegt... was man von den Stunden anderer Reitlehrer nicht behaupten kann. Sie bringt frischen Wind in den Verein und hat sich einen großen Sympathiekreis um sich geschart. Die Menschen freunden sich mit ihr an, weil sie einfach jemand ist, den man mögen muss. Aber genau das wird ihr nun vorgeworfen.
In jedem Verein kommt es zu Gruppenbildungen. Überall, wo viele Menschen miteinander zu tun haben, gibt es sowas - das ist ein natürliches Phänomen. Bei ihr heißt es, sie würde ihre "Jünger" um sich scharen und gegen den restlichen Verein aufhetzen.
Sie würde ihr eigenes Ding durchziehen:
Zum Beispiel eine eigene Weihnachtsfeier halten.
Richtige Version: neben der offiziellen Weihnachtsfeier des Vereins haben diverse ältere Mitglieder und Reitschüler von ihr vor ca. 3 Jahren eine "Ü25 Weihnachtsfeier" ins Leben gerufen - das war keine alleinige Idee einer einzigen Person.
In letzter Zeit immer schlampiger und nachlässiger arbeiten.
Richtige Version: Wie schon erwähnt, erledigt sie auch Arbeiten, die nicht in ihr Tätigkeitsfeld fallen. Dies wird nicht gedankt, im Gegenteil, es wird mit Aussagen wie "das ist doch gar nicht Dein Job!" kommentiert. In letzter Zeit musste sie mit ihrer fünfjährigen, körperlich behinderten Tochter oft ins Krankenhaus. Bei einem Terminplan voller OP's und wochenlanger Physiotherapien kann man dann eben doch nur das Notwendigste im Stall erledigen. Und wenn von den Pflegern dann mal etwas nicht ordnungsgemäß erledigt wurde, wer hat eins auf den Deckel gekriegt? Wohl kaum schwer zu erraten...
Und die Liste könnte ewig so weitergehen.

Sie ist ein Mensch, der lieber alles runterschluckt und in sich reinfrisst. Aber nach unserem gestrigen Gespräch beim donnerstäglichen Reiterstammtisch, als sie sich endlich mal richtig ausgekotzt hat, ist mir klar geworden, was sie in der letzten Zeit durchmachen musste. Und das wir, ihre Reitschüler UND Freunde, etwas dagegen tun müssen.
Bei der nächsten Mitgliederversammlung wird das passieren. Es wird meine erste Versammlung als offizielles Vereinsmitglied sein, und als Neuankömmling gleich den Mund aufzureißen, kommt sicher nicht bei jedem gut an. Aber ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, damit diese Frau endlich den längst überfälligen Respekt bekommt, der ihr mehr als zusteht.

Samstag, 24. November 2012

In 50 Jahren. Gedankenfetzen.

In 50 Jahren möchte ich bitte genau SO rumlaufen.
Und amüsiert vor mich hinkichern, wenn mir die Menschen auf der Straße blöd hinterhergucken, die Köpfe zusammenstecken und über mich lästern, was ich doch für ne verrückte Alte bin.

Irgendwie freu ich mich aufs Älterwerden.
Weil es mir dann alles egal sein wird.
Ich habe meine Lebenserfahrungen gemacht, muss mich nicht mehr um Beliebtheit und Wertschätzung bemühen, weil ich die Menschen, welche mich lieben und wertschätzen,schon längst gefunden habe.
Prioritäten müssen nicht mehr Tag für Tag neu gesetzt werden. Eile wird bedeutungslos.
Und ich glaube, Du lebst sein Leben zu keiner Zeit bewusster und intensiver als in diesen letzten Jahren, die Dir noch bleiben.
Du wirst auch dem größten Idioten nur noch mit einem Lächeln begegnen (während Dich solche Menschen im Moment noch wahnsinnig auf die Palme bringen).
Du wirst diesen Leistungsdruck nicht mehr kennen, der Dich in jungen Jahren Tag für Tag begleitet.
Du wirst eine innere Ruhe besitzen, um die Dich jeder beneidet.
Denn Du bist angekommen, am Ziel der längsten Reise, die es gibt.



Quelle: http://www.thewomensroomblog.com

♥ Für meine Omas Sabine (87) und Luise (89). Bleibt so, wie ihr seid!

Freitag, 9. November 2012

Geschwister.

Mit Geschwistern ist es immer so eine Sache...da kann jeder ein Lied von singen, der welche hat.
Die Verhältnisse zwischen Brüdern und Schwestern können ganz unterschiedlich sein. Das Spektrum reicht von "best friends" bis hin zu "wir gucken uns nicht mal mit dem Arsch an, wenn wir einander begegnen". Und trotzdem kann man seine Geschwister nicht einfach verleugnen. Sie sind ein Teil unseres Lebens, sie gehören zur engeren Verwandschaft, kommen direkt nach den Eltern.
Ich zum Beispiel habe einen 14 Jahre älteren Bruder. Auf die Frage, ob wir ein harmonisches Verhältnis zueinander haben, könnte ich - da bin ich ganz ehrlich - keine Antwort geben, die sich in einen einzigen Satz packen lässt.

Wären wir nicht verwandt, hätten wir sicher bis zum heutigen Tage nichts miteinander zu tun. Zu dem undurchschnittlich krassen Altersunterschied, der uns beide trennt, kommt nämlich noch erschwerend hinzu, dass wir sehr unterschiedliche Charaktere besitzen. Ich bin ein unkomplizierter, extrovertierter, manchmal recht argloser Mensch, der alles eher locker nimmt und sich wenig Gedanken über Dinge macht, die ihn nicht direkt betreffen. Mein Bruder ist eher sensibel und introvertiert, sieht alles immer eine Spur ernster als ich, nimmt sich viel zu Herzen und wendet ein wesentlich komplizierteres Denkmuster an.

Ich war zwar immer total stolz, wenn ich als kleines Mädchen erzählen konnte, dass ich einen ganz großen Bruder habe. Aber wir hatten verständlicherweise nicht besonders viel gemeinsam. Mein Bruder zog früh von zuhause aus, also verbanden uns auch so gut wie keine Kindheitserinnerungen. Und mit dem Beginn der Pubertät war das Thema Familie und Geschwister für mich sowieso erstmal zweitrangig.
Als ich dann etwa 17 war, begann jedoch eine Zeit, in der wir richtig viel miteinander unternahmen, zum Beispiel ins Kino, Shoppen oder Essen gehen, Ausflüge und DVD-Abende, Spaziergänge mit dem Hund, und so weiter...
Ich verstand mich immer mit seinen Freundinnen, und er sich mit meinen Freunden, also unternahmen wir auch oft etwas zu viert.
Vor sieben Jahren bekam ich dann eine richtige Schwägerin, zu der ich auch gleich einen guten Draht hatte.
Dann zog ich aus meinem Heimatort weg - wir sahen uns seltener, das brachte einfach die Entfernung und unsere Arbeit mit sich.
2007 begannen mein Bruder und meine Schwägerin schließlich, ihr Haus zu renovieren und umzubauen. Ein Vorhaben, dass sich über fast zwei Jahre hinzog, viel Schweiß & Tränen und meinem Bruder schließlich die Nerven kostete. Am Ende saß er mit Burnout da.
Diese Zeit hätte fast nicht nur das Verhältnis zwischen Bruder und Schwester, sondern auch das zwischen Sohn und Eltern zerstört. Ich kam mit der Situation nicht klar und wusste nicht, wie ich mich meinem Bruder gegenüber verhalten soll - diesem von Grund auf sowieso schon zart besaiteten Menschen, der dann auch noch psychisch und seelisch angeschlagen war. Bei jedem Gespräch hatte ich den Eindruck, immer das Falsche zu sagen, oder er bekam es in den falschen Hals, und schon hatten wir Streit.
So kam es, dass wir uns fast nicht mehr sahen, und kaum noch miteinander telefonierten.
Mein Bruder kündigte mir fast die Verwandtschaft, weil er behauptete, so rücksichts- und herzlos könne sich seine Schwester ihm gegenüber doch nicht verhalten. Ich weiß nicht, wie wir nochmal die Kurve bekommen haben, ohne dass es in totalem Desaster endete.
Zwischen meiner Mutter und meinem Bruder kriselte es noch schlimmer und länger, bis hin zur monatelangen, absoluten Funkstille. Und zwischendrin mein armer, diplomatischer Papa, der doch nichts weiter wollte, als den Familienfrieden zu wahren.

Seit dieser Zeit hat sich unser Verhältnis wesentlich abgekühlt. Wenn wir uns sehen und er einen guten Tag hat, können wir zwar immer noch Blödsinn machen, uns über den größten Quatsch kaputtlachen und auch normal miteinander reden, aber es ist anders als vorher. Und ausnahmsweise kann ich mal von mir selbst behaupten, dass dies nicht an mir liegt. Mein Bruder hat sich verändert, sich allgemein aus dem Verwandschaftsleben zurückgezogen. Er taucht kaum noch auf Familienfeiern auf. Und selten ergreift er die Initiative, wenn es um eine Kontaktaufnahme geht. Ruft man dann mal an, schlägt einem erstmal eine Welle des Vorwurfs entgegen, nach dem Motto "ach, meldest Du Dich auch mal wieder? Von Dir könnte man auch öfter mal was hören..".
So etwas animiert natürlich nicht besonders dazu, als erster zum Hörer zu greifen...

Trotz allem denke ich öfter an ihn, als er sich es wahrscheinlich vorstellen kann.
Ich bin gespannt, was die Zeit bringt, und ob er sein Schneckenhaus eines Tages wieder verlassen wird.  


Ein Bruder ist ein Freund, den die Natur gegeben.
Ernest Wilfrid Legouvé, (1807 - 1903)



Montag, 29. Oktober 2012

Man muss sich nur zu helfen wissen.

Heute Nacht gab es bei uns den ersten Frost.
Es ist ja nicht so, als hätte der Wetterbericht es nicht seit Tagen angekündigt. Trotzdem - da verwette ich meinen Hintern - fährt immer noch jedes zweite Auto dort draußen mit Sommerreifen rum. Meins inklusive. Tja, gestern haben wir zuhause noch drüber gesprochen, dass wir unsere Autos dringend mal winterfest machen sollten. Dazu gehört natürlich nicht nur der Reifenwechsel...

Das wir besser nicht nur darüber gesprochen, sondern es lieber gleich getan hätten, wird mir heute morgen schlagartig bewusst. Anstelle meines Autos finde ich einen tiefgefrorenen Eisklotz auf dem Parkplatz. Das wird ein Spaß, diese Scheiben freizukratzen, denke ich bei mir, während ich aufschließe. Ich möchte die Fahrertür öffnen - nichts rührt sich. Sie ist komplett festgefroren. Ich probiere es auf der Beifahrerseite.. hier das gleiche. Hm, Problem. Ich habe nur 2 Türen. Und wenn die nicht aufgehen, komm ich nicht rein.
Ich beginne, mit den Händen entlang der Türkanten das Dichtungsgummi zu rubbeln und draufzuhauchen, damit es sich etwas erwärmt und dadurch das Eis taut. Die einzigen Effekte, die ich damit hervorrufe, ist, dass ich beinahe hyperventiliere und meine Finger noch kälter werden, als sie sowieso schon sind.
Da steh ich nun, und komme nicht in mein Auto. Gerade, als ich schon darüber nachdenke, auf Arbeit anzurufen und zu sagen, dass es später wird, fällt mir ein, dass ich ja doch noch eine 3. Tür habe: Den Kofferraum!
Die Heckklappe springt auf, als wäre nichts dabei. Jetzt muss ich eben durch den Kofferraum bis vor zum Fahrersitz kriechen, die Zündung anstellen und das Auto warmlaufen lassen. Ich frage mich, ob es jemanden gibt, der mich bei dieser Aktion beobachtet. Falls ja, wird derjenige gerade eine Menge Spaß haben.
Mit einem dicken, langen Wintermantel kriecht es sich nicht so leicht zwischen den Sitzen durch. Ich bleibe überall hängen und verrenke mich wie ein Akrobat im Zirkus. Aber irgendwann bin ich ganz vorne angelangt. Jetzt Zündung und Heizung an, Eiskratzer her - und mal kurz ausprobiert, ob die Fahrertür sich von innen öffnen lässt. Fehlanzeige. Ich krieche wieder auf den Rücksitz und von dort aus dem Kofferraum raus. Während der Motor warmläuft, schabe ich die Eisschichten von den Fenstern. Es dauert sicher 5 Minuten, bis ich ringsrum wieder freie Sicht habe. Der Motor schnurrt weiter vor sich hin, am unteren Ende der Frontscheibe beginnt es langsam zu tauen - aber die Türen bleiben immer noch vereist. Ich entschließe mich, ein letztes Mal durch den Kofferraum zu kriechen, einfach loszufahren und zu hoffen, dass die Türen aufgehen, wenn ich auf der Arbeit angekommen bin. Aber als ich im Kofferraum sitze, merke ich, dass ich die Klappe von innen gar nicht schließen kann.
Seufz.
Also doch wieder ab nach vorne kriechen.
Mittlerweile gerate ich ins Schwitzen. Auf dem Beifahrersitz angekommen, muss ich erstmal ne kleine Pause machen. Wer weiß, vielleicht hab ich den Innenraum des Autos durch meine schweißtreibende Aktion mittlerweile so sehr aufgeheizt, dass auch die gefrorenen Dichtungsgummis aufgetaut sind. Ein letzter Versuch, die Beifahrertür von innen zu öffnen - ein bisschen mit der Schulter dagegenwerfen, und: es funktioniert! Yippie.
Bevor meine Glückssträhne wieder abreißt, robbe ich schnell noch auf den Fahrersitz und schmeiße mich auch hier gegen die Tür. Zack, Offen!
Nach 15 Minuten Affenzirkus kann ich die Heckklappe endlich schließen und mich auf den Weg zur Arbeit machen.

Die Geschichte sorgt für höchste Erheiterung bei den Kollegen.
Und auf meinem Zettel der "Dinge, die ich dringend besorgen sollte", steht jetzt: Türschlossenteiser und Silikonspray.


Dienstag, 23. Oktober 2012

YAY!

Wer hätte gedacht, dass sich Probleme auch mal so schnell lösen können?
Da fluche ich vor 2 Tagen noch wild rum, dass mein Handyvertrag nicht ordnungsgemäß gekündigt wurde - und heute ist meine alte Handynummer Vergangenheit, die Zeit der halsabschneiderisch hohen Rechnungen passé, und endlich kann ich ein entspanntes Prepaidleben führen.
Wie es dazu kam? Ich hab ja von meiner bösen Mail erzählt, die ich am Sonntag direkt auf die Homepage meines (Ex-)Mobilfunkanbieters geschrieben habe, nachdem sich herausstellte, dass meine SIM Karte auch noch 1 Woche nach dem offiziellen Kündigungstermin aktiv war.
Tja, gestern komm ich von der Arbeit nachhause, guck auf mein altes Handy (das ich noch die ganze Zeit für die alte SIM Karte verwendet habe) und erspähe mit Freuden und Erstaunen die Displayanzeige "Kein Dienst", sowie 1 Anruf in Abwesenheit, Uhrzeit früher Vormittag, Anrufer "Kundendienst".
Tja, offensichtlich wollten die Herrschaften mich nochmal sprechen, haben dann aber, nachdem ich nicht ans Telefon ging, einfach den Schalter umgelegt/den Stecker gezogen.
Um ganz sicherzugehen, starte ich den Gegenversuch und rufe von meinem "normalen" Handy meine alte Handynummer an. Eine weibliche Durchsagestimme verkündet mir, dass die gewählte Rufnummer nicht vergeben ist.
Na bitte.
In Gedanken hatte ich mich schon auf einen langwierigen Prozess mit ungewollten Rechnungen, Einzugssperrebeantragungen und einem Briefkasten voller Mahnungen eingestellt. Aber mein orthographischer Wink mit dem Zaunpfahl hat offenbar gewirkt. So gefällt mir das Ganze natürlich viel besser :-)
Und ich freu mich: YAY!

In diesem Sinne: Gute Nacht!


Sonntag, 21. Oktober 2012

Es wird mal wieder Zeit, sich...

...auf die Schulter zu klopfen: Wieder ein lästiger Punkt auf dieser seit MONATEN existierenden To-Do Liste abgehakt - und zwar den Punkt, welcher ganz oben an erster Stelle stand: Sperrmüll + Elektroschrott anmelden! HA! Nachdem vor kurzem unser neues Bett geliefert wurde (und wir im Zuge dessen das alte rausschmeißen mussten), war eine Bestandsaufnahme des Kellergerümpels in der Tat unvermeidlich geworden.
Heute habe ich die Anmeldungsmail abgeschickt. Jetzt heißt es noch 2 Wochen warten, bis die Müllmänner von der AVR kommen, und dann weg mit dem Geraffel!

Im Moment kann ich eigentlich ganz zufrieden sein. Ich bin gesund, auf Arbeit läufts ganz gut, und zuhause ist auch alles paletti. Ein Wehrmutstropfen vielleicht: Die Kündigung meines alten Handyvertrages läuft nicht so reibungslos ab wie erwartet. Man lese hierzu meinen noch freudig dahingeträllerten Blogeintrag vom 21. September.
Doch mittlerweile hat sich herausgestellt: Mein (Ex-)Mobilfunkanbieter hat mich ganz offensichtlich verarscht, nachdem ich die Kündigung für Oktober ja schon schriftlich bekommen habe (sonst hätte ich mir schließlich keine neue Nummer von einem neuen Anbieter zugelegt) - auf jeden Fall hat der Saftladen meinen Vertrag mirnixdirnix um ein weiteres Jahr verlängert.
Als damals im März, zum Zeitpunkt meiner Kündigung, ein Herr vom Kundenservice angerufen hat, war ich schon extrem missgelaunt. Es hat diesem nämlich nicht gereicht, zu sagen "Wir haben Ihre Kündigung erhalten und bedauern das, aber nun gut - tschüss". Nein, der Typ wollte mir unbedingt noch für den Rest meiner Vertragslaufzeit eine "Tarifoptimierung" andrehen. Ich natürlich völlig misstrauisch gewesen, denn Tarifänderungen bedeuten ja auch Vertragsänderungen, sprich: Verlängerung der Laufzeit. Aber Mister Kundenservice garantierte mir hoch und heilig, dass diese Optimierung keinen Einfluss darauf hätte.
Nun gut, einen Tag später kam eine Kündigungsbestätigung per SMS. Hat mir natürlich nicht gereicht, also rief ich nochmal beim Kundenservice an und erklärte der Tante am anderen Ende der Leitung, dass ich gern eine schriftliche Kündigungsbestätigung per Post hätte, und sie bei der Gelegenheit gleich alles rückgängig machen soll, was ihr Kollege mir beim ersten Mal aufgeschwatzt hat.
Das Bestätigungsschreiben lag wenige Zeit später im Briefkasten: Kündigungsdatum 09. Oktober. Aber, schon im nächsten Satz wurde man bereits beim Lesen wieder unsicher: "Sollten Sie zwischenzeitlich Änderungen an Ihrem Vertag vorgenommen haben, kann dies gegebenenfalls zu einer Verschiebung des Kündigungszeitpunktes führen".
Ich sah diesen Satz als Standartklausel, so wie das ganze restliche Schreiben voll davon war. Schließlich hatte ich nichts dazugebucht, die vorgeschlagene Tarifoptimierung auch wiederrufen - mir konnte also nix passieren.
So ging der 9., 10., 11. Oktober vorbei, und meine SIM Karte war nach wie vor aktiv.
Ich versuchte mich auf der Mobilfunkanbieterhomepage in mein Kundenkonto einzuloggen, was nicht mehr möglich war. Also wartete ich, in der Hoffnung, dass spätestens bis zum Ende des Monats die SIM Karte deaktiviert werden und ich auch meine Abschlussrechnung bekommen würde.
Doch was sah ich beim gestrigen Blick in mein Online-Bankkonto? Eine ganz normale Rechnungsabbuchung von 29,95 Euro für Oktober. Wieder versuchte ich einen Zugriff auf die Anbieterhomepage - und nachdem ich ein neues Passwort angefordert hatte, funktionierte das Dingens plötzlich wieder.
Was musste ich auf der Übersichtsseite mit den Vertragsdaten zu meinem Erschrecken lesen? Mindestvertragslaufzeit bis 10.10. 2013!!!
Ich hatte sooo einen Hals, schrieb direkt auf die Fanpage des Mobilfunkanbieters bei Facebook (noch keine Antwort erhalten) und parallel dazu auf der Homepage eine Mail an den Online-Kundendienst.
In diesem Fall sehe ich mich eindeutig als Opfer eines Betruges, und sollte die Kündigung nicht auf der Stelle wirksam werden, werde bei ich meiner Bank eine Einzugssperre für Rechnungen von diesem Anbieter fordern.
Erstmal egal, was das für Konsequenzen haben wird.
Jedenfalls bin ich STINK-SAUER!
Namen werden hier keine genannt, aber ich weise dezent darauf hin, dass ebendieser Mobilfunkanbieter erst vor wenigen Wochen dank eines Shitstorms, verursacht durch eine Kundenbeschwerde auf Facebook, in den Focus der Presse geraten war.

Und jetzt sind wir mal gespannt, wie die Geschichte weitergeht.
Falls das jemand liest, der schon ähnliche Erfahrungen mit Kündigungsproblemen etc. hatte, kann die-/derjenige mich gerne kontaktieren - ich bin für jeden Tipp dankbar.
Ansonsten fällt mir grade auf, dass ich mich von der wohlgesonnenen Stimmung, welche den Anfang meines Beitrages begleitete, jetzt wieder völlig in Rage geschrieben habe. GNAAAAA!
Aber sorry - es musste raus.

Jetzt gehts schon besser. Danke!

Sonntag, 14. Oktober 2012

#fbm12

Die Frankfurter Buchmesse hat viel mit Weihnachten gemeinsam.
Man erwartet sie jedes Jahr aufs Neue, bereitet sich seelisch und moralisch auf die ereignisreiche Zeit vor, dann steht sie doch wieder ganz plötzlich und unerwartet vor der Tür - und ist so schnell vorbei, wie sie gekommen ist.

Frankfurt hat auch diesmal seine Spuren hinterlassen, begleitet von der Erkenntnis, dass ich wieder viel mehr aus meiner Buchmessezeit hätte machen können, wenn ich sie besser geplant hätte.
Immerhin bot sich mir in der unvermeidlichen Hatz über das Messegelände die Möglichkeit, doch einige Impressionen aufzuschnappen. 
Aber wie gerne hätte ich mich an dem einen oder anderen Stand etwas länger aufgehalten, hätte ein Buch in die Hand genommen, um darin zu blättern, hätte ein flüchtiges, zwischen Tür und Angel stattfindendes Gespräch mit (ehemaligen) Buchhändler- oder Verlagskollegen weiter fortgeführt, hätte mir die Maori-Tanzeinlagen angeschaut, die zum Rahmenprogramm des diesjährigen Buchmessegastlandes Neuseeland gehörten, mich bei der "Book Faces" Fotoaktion mit meinem Lieblingswort auf einem Blatt Papier ablichten lassen... und mir die Zeit für eine 10minütige Kopfmassage genommen.

Alles, was dieses Jahr nicht geklappt hat, nehme ich mir fürs nächste Jahr vor.
Was dieses Jahr allerdings geklappt und mich sehr gefreut hat, war unter anderem
1. Ein Käffchenbesuch bei der herzigen Heike am Stand von UTB
2. Ein donnerstagabendliches Essen im Frankfurter Restaurant "Unter den Linden", zusammen mit Wolfgang, Manu, Luise und Steffen - begleitet von Katzenohren, tiefgründigen und sinnfreien Gesprächen, Lachanfällen, Zwerchfellkrämpfen und einem Steffen am Rande des Nervenzusammenbruchs ;-)
3. Ein Twittagessen (mit Brezeln, süßen Teilchen und Getränken) auf dem Messegelände bei leider nicht ganz so schönem Wetter, aber vielen neuen und altbekannten Gesichtern, über die man sich freuen durfte, sie (wieder) zu treffen.
4. Eine kurzweilige Abendveranstaltung im Rahmen der Virenschleuerpreisverleihung, bei der sich mir die Gelegenheit bot, an die wenige Stunden zuvor begonnenen Twittagessensgespräche anzuknüpfen.

Was den Publikumsandrang an den fbm Fachbesuchertagen anging, hatte ich den Eindruck, dass dieser - bis auf Halle 3 und 4 - wesentlich schwächer war als beispielsweise letztes Jahr. Besonders fiel es mir am Freitagvormittag auf, als ich mich an unserem Stand in Halle 8 (internationale Verlage) mit ein paar Kollegen unterhielt und währenddessen in der Halle umsah. Die Gänge wirkten nahezu leergefegt, was für die Tageszeit sehr ungewöhnlich war. Hatte nur ich dieses Gefühl? Wenn nein, was sind die Ursachen für den Besucherrückgang? Die Buchbranche kriselt / schwächelt / orientiert sich neu / befindet sich im Umbruch ... aber ist es nicht gerade deshalb so wichtig, eine Veranstaltung wie die fbm als Austauschplattform zu nutzen? Anders- und Gleichgesinnte zu treffen? Sich Ideen und Inspirationen zu holen? Ich jedenfalls möchte aus diesen und vielen anderen Gründen nicht auf den Besuch der nächsten fbm's verzichten!



Samstag, 6. Oktober 2012

Herbst. Gedankenfetzen.

Bald beginnt sie wieder, die schlimmste Jahreszeit für prokrastinationsgefährdete Individuen: der WINTER!!!! Seinen Vorboten Herrn Herbst haben wir ja in den letzten Wochen schon kennengelernt.... es wird früher dunkel, es wird später hell, Regengüsse wechseln sich ab mit Sturmböhen, wer unter Kastanienbäumen durchläuft, sollte besser Helme tragen - und der Stoffwechsel fährt auf ein fatales Minimum herunter.
Man wird träge, steht genau so müde auf wie man abends zuvor in die Federn gegangen ist, und an Wochenenden kann es durchaus vorkommen, dass man selbige gar nicht erst verlässt.
Wer schläft, sündigt nicht - aber wer schläft, kann auch andere Dinge nicht erledigen. Und dieses Jahr stehen noch eine ganze Menge unerledigter Dinge auf unserer To-Do-Liste.

Die Initialzündung haben wir heute schon gestartet: Nämlich ein neues Bett bestellt (so viel zum Thema nicht aus den Federn kommen). Aber das alte Quietschebretterding, welches derzeit noch in unserem Schlafzimmer steht, sollte nach 15(?) Jahren treuer Dienste dann doch langsam mal abdanken.
Wenn das neue Bett kommt, muss das alte abgeschlagen werden. Das alte abgeschlagene Bett ist nirgendwo mehr unterzubringen, weil unsere Scheune schon vollsteht mit altem Gerümpel und Krimskrams.
Schritt 2 wäre also: Sperrmüll anmelden. Und Sperrmüll ist ja nicht nur Sperrmüll, sondern auch Elektroschrott und Altholz. Dann sind es ja nicht nur wir, die im Haus etwas entrümpeln möchten - auch unsere Nachbarin klagt seit Monaten über mangelnden Stauraum in Keller und Scheune.
Wenn wir denn schon dabei sind, Keller und Scheune zu entrümpeln, fallen einem plötzlich die Winterreifen entgegen, und man fasst sich an den Kopf "War im Oktober nicht noch irgendwas, das mit Reifen zu tun hat?"... Und steht da nicht noch ein olles, rostiges Wohnmobil im Hof rum, welches im nächsten Frühjahr wieder voll einsatzfähig sein soll?

So geht es weiter und weiter, ganz nach dem Prinzip des Werbeslogans einer großen Baumarktkette: "Es gibt immer was zu tun!"
Und viel zu tun gibts diesen Monat noch ne ganze Menge mehr. Nächste Woche ist Buchmesse in Frankfurt angesagt (ein ausführlicher Bericht folgt sicher in wenigen Tagen an dieser Stelle), ich bin schon sehr gespannt! Ach, eigentlich hat man doch überhaupt gar keine Zeit mehr, Sachen aufzuschieben... -.-

Samstag, 29. September 2012

Buchmeinung: Martin Suter - Die Zeit, Die Zeit


Ich hab mir überlegt, wenn ich schon so vor mich hinprokrastiniere, könnte ich doch auch mal ne neue Blog-Rubrik einführen - ich erzähle einfach immer ein bisschen was von meinem letzten Ausflug in die Welt des Bücherlesens. Vielleicht interessiert es ja den ein oder anderen.

Vor wenigen Tagen habe ich "Die Zeit, Die Zeit" von Martin Suter beendet (Diogenes Verlag, 2012, gebunden, 21,90 Euro). Ich war sehr gespannt auf den Roman, da ich gerne Suter lese und die bisherigen drei Bücher, welche ich zuvor von ihm gelesen hatte, wirklich klasse fand.

Zur Handlung: Peter Taler ist seit einem Jahr Wittwer. Seine Frau wurde - offenbar völlig grundlos und direkt vor der Haustür - erschossen, und er gibt sich Mitschuld an ihrem Tod, da sie zuvor sturmgeklingelt und er die Tür nicht rechtzeitig geöffnet hatte. Um die Situation zu verarbeiten, kocht er Abend für Abend das gleiche Essen, legt die gleiche Musik auf, rekonstruiert jenen letzten Tag im Leben seiner Frau und steht biertrinkend am Wohnzimmerfenster. Bis ihm eines Abends beim Blick aus dem Fenster auffällt, dass sich irgendwas - er kann nicht sagen, was genau - verändert hat. Er versucht die Veränderungen fotografisch festzuhalten, bis er merkt, dass diese ihren Ursprung im Nachbarhaus haben.
Genauergesagt bei seinem kauzigen, alten Nachbarn Albert Knupp, ebenfalls Wittwer, wenn auch bereits seit 20 Jahren.
Taler entdeckt, dass Knupp ebenfalls heimlich Fotos von Talers Haus und den anderen Häusern in der Nachbarschaft macht und anfängt, seinen Garten umzugraben und dort Pflanzen auszutauschen. Es dauert nicht lange, bis Taler die Ursache von Knupps Verhalten erfährt... und zwar von dem alten Mann selbst, der Taler in sein ungewöhnliches Projekt einweiht: Knupp glaubt an die Aussage eines Wissenschaftlers, der die These aufgestellt hat, im Leben gäbe es keine Zeit, sondern nur Veränderungen. Würde man alle Veränderungen rückgängig machen, sollte es theoretisch möglich sein, einen bestimmten "Zeit"punkt im Leben zu wiederholen, nachzubauen, wiederherzustellen. Knupp will die Veränderungen der letzten 20 Jahre rückgängig machen, zurück zu einem ganz bestimmten Tag, an dem seine Frau noch lebte. Dazu muss er Fotos von "damals" und "heute" vergleichen und analysieren, renovierte Häuser in ehemalige Zustände zurückversetzen, gewachsene Bäume und Sträucher ausreißen und neu pflanzen, neue Autos gegen die alten Modelle austauschen und auch sein eigenes Aussehen mithilfe von chirurgischen Eingriffen in seine ursprüngliche Form bringen.
Da der alte Mann weiß, dass er dieses Projekt finanziell und kräftemäßig alleine niemals vollenden kann, überredet er Taler, mit einzusteigen. Taler willigt ein - weil er zum einen spürt, dass Knupp ihm durch das monatelange Beobachten und Fotografieren der Nachbarschaft dabei helfen könnte, Lauras Mörder ausfindig zu machen. Zum anderen würde ein erfolgreicher Ausgang des Versuches bedeuten, dass Taler auch seine tote Laura zurückzuholen könnte...

Die Beschreibung des Buches klang für mich sehr spannend, und die Idee, die Zeit durch das Rückgängigmachen von Veränderungen austricksen zu wollen, wahnsinnig interessent. Aber von einem Suter hätte ich doch etwas mehr erwartet.
Das Buch war zeitweise verwirrend und schwer nachvollziehbar, andere Stellen unnötig an den Haaren herbei oder in die Länge gezogen, sogar langweilig (ich meine, ich brauche keine zwei Seiten Beschreibung, wie ein Baum umgepflanzt und zurechtgeschnitten wird, da kann ich auch ein Gartenhandbuch lesen) und der Schluss - ohne viel über den Ausgang der Geschichte verraten zu wollen - völlig banal und enttäuschend.
Klar waren einige Stellen auch, typisch sutermäßig, sehr unterhaltsam zu lesen, aber im Großen und Ganzen empfand ich "Die Zeit, Die Zeit" als den bis dato schwächsten Roman von Suter.
Vielleicht ein gutes Einsteigerbuch für alle, die bisher noch nichts von ihm gelesen haben. Aber sein richtiges Potential entfaltet der Schweizer Autor in anderen Werken, die bereits erschienen sind und bestimmt auch noch zahlreich erscheinen werden...

Freitag, 21. September 2012

Gedanken zum Nummernwechsel.

Vor wenigen Tagen hab ich meine neue Handynummer bekommen. Schon ein komisches Gefühl, wenn ich bedenke, dass es mein erster Handynummernwechsel ist, seit ich dauerhaft mobil erreichbar bin - also seit etwa 12 Jahren. Aber auf diese ewige Vertragsbindung hatte ich einfach keine Lust mehr, zumal ich in den letzten Jahren den Eindruck hatte, mein Anbieter hebt die Kosten jeden Monat grundlos weiter an.
Ich will nicht wissen, wie viele Kunden denen schon abgesprungen sind, seit diese ganzen Billiganbieter wie Unkraut aus dem Boden schießen.
Ich als alte Hobbyprokrastinantin hab natürlich immer und immer wieder verpasst, den Vertrag rechtzeitig - wie vereinbart mindestens 6 Monate vor Ablauf - zu kündigen. Man büßt das ja in der Regel dann mit einem weiteren Jahr Vertragsverlängerung.
Aber diesmal war ich schlauer!

Anfang Oktober läuft die alte Nummer aus. Auch wenn ichs erst richtig glaube, sobald ich die Endabrechnung in den Händen halte - denn trotz der schriftlichen Kündigungsbestätigung, die ich bereits im Juni erhalten habe, traue ich diesem Verein kein Stück mehr über den Weg...
Ich entschied mich nun für ein Prepaidpaket von Congstar, das mit nicht mal 10 Euro inklusive 5 Euro Startguthaben sicher kein schlechter Deal war. Damit ich mein Nokia E7 nun auch mal mit all seinen Rafinessen nutzen kann, habe ich auf das Paket gleich noch eine Internetflat gebucht.

Natürlich ist ein Nummernwechsel auch mit etwas zeitlichem Aufwand verbunden. Zunächst muss man die Nummer wieder auswendig lernen - bis auf die Vorwahl hab ich noch nicht viel Erfolg erzielt ;-) - dann sollte man natürlich auch die anderen Menschen darüber informieren, dass man eine neue Nummer hat.
Ein sehr mühseliges Unterfangen, befürchtete ich anfangs.
Aber als ich plötzlich mein Adressbuch durchblätterte, welches ich schon länger nicht mehr genauer in Augenschein genommen habe, ist mir erstmal aufgefallen, wie viele Kontakte ich gleich mal löschen kann. Namen, die mir nicht mal mehr etwas sagten, Namen von Exfreunden, Namen von flüchtigen Partybekanntschaften, ehemaligen Nachbarn und Chefs...alles weg, weg weg.
Ergebnis: Mein Adressbuch ist fast um die Hälfte geschrumpft.

Und ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, aber ich habe den Eindruck, Mobilnummern austauschen wird sowieso immer bedeutungsloser. Wer heute alles über soziale Netzwerke und Mail kommuniziert, schreibt doch kaum noch Kurzmitteilungen. Geschweige denn telefoniert man! Also, meine Telefonnutzung hat sich in den letzten 2-3 Jahren drastisch reduziert. Und statt teurer SMS besitzt doch heute fast jeder eine App, die das Nachrichtenschreiben einfacher und günstiger bis kostenlos macht.

Ich fürchte, in Zeiten von Smartphones und mobilem Internet wird dieses Nummernaustauschen als erster Akt des Kennenlernens irgendwann doch mal aussterben. Da wird eher gleich aufs Facebook- oder Twitterprofil verwiesen!
Übrigens, ist Euch mal aufgefallen, dass wir eigentlich immer noch "Handynummer" sagen, und nicht "Smartphonenummer"? Umgekehrt drehen manche Leute völlig am Zeiger, wenn man ihr Smartphone als "Handy" bezeichnet.

Verrückte Welt.

Sonntag, 16. September 2012

Zoobesuch. Oder: Warum Tiere manchmal intelligenter sind als Menschen. Oft.

Die letzten schönen Spätsommersonntage verleiten den zivilisierten Menschen ja meistens zu Outdooraktivitäten. Zum Beispiel Wandern oder Fahrrad fahren. Einen Ausflug ins Grüne zu machen. Oder in den Zoo zu gehen. Für letzteres haben mein Männe und ich uns heute entschieden.
Also ab nach Heidelberg, in den nächstgelegenen größeren Tiergarten.
Zoobesuche sind toll, und mein letzter schon einige Jahre her. Der Heidelberger Zoo bietet ein nettes Repertoire an Säugern, Reptilien und Vogelarten aus aller Welt, inklusive der heimischen Bauernhoftiere im allseits beliebten Streichelbereich.

So dreht man seine Besucherrunde, vorbei an den Tigern, Löwen und Bären, die wie immer irgendwo schlafend oder dösend in den Ecken ihrer Gehege liegen (außer zur Fütterungszeit sind diese Vierbeiner bekanntlich kaum aktiv, was uns auch das Hinweisschild am Raubtierhaus bestätigt. "Bis zu 18 Stunden Schlaf am Tag" ist da zu lesen.) Ich werde von einem leichten Gefühl des Neides erfüllt.

Anders als die Raubtiere sind wiederrum die Robben und Seehunde im Wasserbassin. Munter planschen die Tierchen im kühlen Nass und drehen Runde für Runde, vorbei an quengelnden Kleinkindern, gestressten Eltern und motivierten Hobbytierfotografen. Ein riesiger Mähnenrobbenbulle sitzt auf dem Rand der obersten Klippe des Seehundgeheges und sein Blick spricht Bände - "Jaja, ihr haarlosen Primaten... denkt jetzt, ich hüpfe mit einem Salto rückwärts ins Wasser, damit sich Eure Kinder freuen und Eure Fotoapparate und Smartphones ein originelles Motiv vor die Linse bekommen, was? Aber Ihr könnt mich mal an meinem dicken, fellbesetzten Mähnenrobbenhintern...".

Als Nächstes treffen wir die Waschbären aka possierliche Fellkugeln mit gestreiftem Schwänzchen, die mit ihren kleinen Pfoten garantiert in jede Ecke meiner schmutzigen Küche kommen und das benutzte Geschirr in nullkommanix wegspülen würden. Ich hätte gerne einen Waschbär als Haushaltshilfe.

Das Affenhaus quillt über vor Besuchern. Menschen gucken sich wahnsinnig gerne Affen an. Aber Menschen gucken ja auch wahnsinnig gerne in den Spiegel. Ein älterer Mann mit grauem Schnauz und Safarihut erklärt seinen scheinbar interessiert dreinblickenden und nach großelterlichem Wissen lechzenden Enkeln, dass man Halbaffen auch als Lemuren bezeichnet und die ja in dem Film Madagaskar zu sehen sind. Gut, dass wir das jetzt alle wissen.
Ansonsten herrscht hier auch eher gerade Siestastimmung. Der Gorilla pennt in der Hängematte, die Schimpansen kratzen sich gegenseitig am hässlichen Schimpansenpopo. Kennt man.

In der Reptilien- und Krabbeltierabteilung quetschen sich Groß und Klein die Nasen an den Glasscheiben platt. Ich bin wie immer fasziniert vom "wandelnden Blatt" und sammle nebenbei flüchtige Gesprächsfetzen auf - alle nach dem Schema Oma/Opa/Mutti/Papa erklärt dem Kind die Welt. "Guck Leon, der Insekt krabbelt die Wand nauf!" Ja, genau.
Mirko stellt fest, dass man unter den Besuchern mal stichprobenartig einen Grammatiktest durchführen müsste. Ich mutmaße, dass hier die Kinder bestimmt besser abschneiden würden als die Erwachsenen.

OTTER! Meine Lieblinge! Wie ein großes, aufgeplatztes Sofakissen liegen fünf - oder sind es sechs? - Exemplare zusammengeknäult im Schatten und träumen von der Weltherrschaft. Warum von der Weltherrschaft? Weil ich sicher bin, dass Otter eines Tages selbige übernehmen werden. Warum ich da so sicher bin? Weil es eben so ist. Keine Diskussion.

Wir kommen nach Afrika. Antilopen und Zebras spazieren und grasen gemeinsam im Wildgehege und führen hier ein genauso friedliches Beisammensein, wie sie es in der afrikanischen Savanne tun. Nur ohne Raubtierangriffe. Ich entdecke ein Zebrafohlen und bin entzückt.
Nebenan latscht ein Elefant trompetend durch sein Freiluftwohnzimmer. Das Trompeten klingt so gar nicht nach "Törööö". Eher nach dem Schrei des T-Rex aus Jurassic Park. Und wir entdecken auch gleich die Ursache für den elefant'schen Unmut. Die Tore zum Elefantenhaus sind geschlossen, und Jumbo findet die Klingel nicht. Nur eine der Türen ist einen Spalt breit geöffnet. Unser Dickhäuter versucht sie mit dem Rüssel aufzuschieben. Klappt leider nicht. Ich bin sicher, dass Fanti jetzt bestimmt sauer auf seinen Pfleger ist. Und da wir alle wissen, welch gutes Gedächtnis so ein Elefant hat, wird er es dem Pfleger bestimmt auch noch in 50 Jahren vorwerfen, dass er damals an diesem Sonntag nicht ins Elefantenhaus reinkonnte.

Nach einer kurzweiligen Zoorunde brechen wir den Heimweg an. Aber natürlich kommt man nicht einfach so aus dem Zoo raus. Der Ausgang führt durch einen Zooshop, voll mit Plüschtieren und Nippes. Fiese Marketingmasche. Auch wenn wir nix kaufen, stöbern wir natürlich minutenlang durch die Regale. Ich will einen Plüschotter! Aber leider gibt es keinen schönen, und der einzige, der einigermaßen naturgetreu aussieht, kostet 30 Euro. Die Vernunft siegt, wir verlassen den Laden ohne ein Souvenir. Hinter uns Kindergeheul, weil ein kleines Mädchen die süße Robbe nicht bekommt. Arme Eltern?

Ein sonniger Tag geht zu Ende, und wir haben viele Kuriositäten in Tier- und Menschenform beobachten können. So ein Zoobesuch hat schon Mehrwert. 

Dienstag, 28. August 2012

Montag, 20. August 2012

Quality time with quality people.

Es ist immer schön, wenn man Freizeit hat und diese mit Freunden verbringen darf, die man sonst eigentlich viel zu selten sieht.
So wie gestern zum Beispiel - da wurde nämlich mein diesjähriger Geburtstagsgutschein eingelöst! Eine idyllische Bootsfahrt mit anschließendem Picknick im romantischen Heidelberg...in Begleitung meiner Lieblingsmädels! :-)
Wenn wir vier was zusammen machen, ist das immer was ganz Besonderes. Es steckt nämlich viel Organisationsarbeit dahinter, bei unseren vollgestopften Terminkalendern datumstechnisch mal auf den gleichen Nenner zu kommen.
Doch wer hätte "damals" im April gedacht, dass es an unserem Ausflugstag 37 Grad im Schatten haben könnte? Es hätte ja genau so gut in Strömen regnen können - das war eigentlich unsere größere Befürchtung.
Nun gut, wir hatten alle Zeit und es war Hochsommer, also begaben wir uns am Nachmittag des heißesten Tages 2012 an Bord und brachen auf zu einer 3stündigen Fahrt durchs romantische Neckartal. Das selbige ist übrigens vom Wasser her höchst pittoresk anzuschauen. Während wir wie vier Spiegeleier in der Pfanne zwischen all den Touristen vor uns hinbrutzelten, gaben wir uns den kulturellen Eindrücken des Heidelberger Stadtteils Ziegelhausen, der Kleinstadt Neckargemünd (übrigens bekannt für eines der größten deutschen Rehabilitationszentren) und Neckarsteinach (auch Vierburgenstadt genannt) hin.
Dazu schlürften wir dekadent-überteuerten Sekt aus Gläsern, denen offenbar - nachdem wir schon längst ausgetrunken hatten - die Hitze etwas zu viel wurde. Eines der Gläser zerplatzte ohne Vorwarnung in tausend Scherben, während es einfach so auf dem Tisch stand. Glücklicherweise wurde durch die Splitter niemand getroffen oder verletzt.

Zurück auf dem Festland marschierten wir mit unseren Kühltruhen im Schlepptau runter zur Neckarwiese, breiteten uns mit Decken, Schüsseln, Flaschen und Gläsern an einem schattigen Plätzchen aus und gaben uns zunächst der Quiche hin, die unsere Küchenfee Nine am selbigen Morgen noch aus dem Hut (oder besser gesagt Ofen) gezaubert hatte - und obwohl die Gewürze fehlten, konnten wir nach der Verkostung alle nur sagen: "Nomnom!"
Desweiteren standen Käse, Wurst, Gemüsestifte mit Kräuterdip, Knabberkram, Muffins und Melonen auf der Speisekarte.
Wir hatten einen lustigen Abend, unterhielten uns wieder über Dinge, die man eben einfach nur mit seinen engsten Freundinnen besprechen kann, (entertainten dabei wahrscheinlich wieder all unsere Nachbarn im Umkreis von 100 Metern), und blieben sitzen, bis es dunkel wurde.

Und wisst Ihr, was toll ist? Meine Freundinnen sind genau so verpeilt wie ich - die eine vergisst den Asti im Kühlschrank und die Gewürze in der Quiche, die andere vergisst Brot zu kaufen - und das beruhigt mich immer wahnsinnig.
Aber darauf kommts doch an: gemeinsam verpeilt sein, gemeinsam lachen, gemeinsam heulen und über alles reden können. Oder?

Ich freu mich schon auf die Zeit in 40 oder 50 Jahren, wenn wir mit unseren Rollatoren den Parkweg entlangzockeln, rumkichern und fremde Leute anpöbeln: Vier alte, tätowierte, verrückte Omas.
Und ich weiß, wir werden auch dann noch genau so viel Spaß haben wie jetzt.

Samstag, 11. August 2012

Hin und wieder zurück. Die Geschichte unseres Kroatienurlaubs 2012

ENDLICH finde ich Zeit und Muße, Euch ein bisschen über unseren Trip nach Kroatien zu berichten (der doch tatsächlich schon wieder seit 1 Woche vorbei ist...), aber Ihr kennt das ja - man kommt vom Urlaub nach Hause, steht erstmal vor einem riesigen Berg schmutziger Wäsche, hat noch die stundenlange Autofahrt in den Knochen, versucht sich trotzdem ein wenig zu regenerieren, und das Gefühl des Erholtseins so lange wie möglich in sich zu bewahren.
Aber schon ist es wieder Montag, die Arbeit geht los..und die lässt einen ganz schnell wieder auf den Boden des knallharten Alltags zurücksinken. Nun ja.

Aber so beginnt es denn am 22. Juli gegen 18:00 Uhr abends, als wir uns mit Nine und Ivan an "unserer" Tankstelle in Mannheim treffen, um von dort aus die lange und beschwerliche Fahrt nach Zadar anzutreten. 12 Stunden Fahrzeit sagt das Navi, und wir machen uns optimistisch und reiselustig gestimmt auf den Weg. Nach anfänglich etwas zähflüssigem Verkehr auf der A6 läuft es sehr gut, und als die Dämmerung einbricht, merken wir schnell, dass es eine gute Entscheidung war, Nachts zu fahren. Die Autobahnen sind fast leer. Wir lassen Deutschlands Grenze hinter uns, und fahren mit den vorgeschriebenen 130 km/h (gnmpf!) durch Österreich.
Doch trotz des spärlichen Verkehrs kommt es hier zu einem kleinen Zwischenfall: Einem klapprigen alten Ostblock-Reisebus, der nur wenige hundert Meter vor uns die Autobahn entlangkriecht, platzt ein Hinterreifen. Durch die Dunkelheit sehen wir die schwarzen Fetzen zu spät auf uns zukommen. Also fährt zunächst Ivan ungebremst über eines der Reifenteile drüber und katapultiert es ungewollt direkt an meine Stoßstange. Es tut einen riesen Schlag, der unser aller Adrenalinspiegel wieder ordentlich ansteigen lässt. Bei der nächsten Tanke müssen wir erstmal anhalten, um unsere Autos durchzuchecken. Ivan hatte Glück: Das Reifenstück hat ihm keine Öl- oder Bremsleitung abgerissen, aber meine Stoßstange hat durch den Aufprall einen Kratzer abbekommen. Nicht allzu tragisch, aber natürlich ärgerlich, zumal es der erste Kratzer an meinem Auto überhaupt ist.
Ich verbuche das Erlebnis unter "Feuertaufe", und die Fahrt geht unbeirrt weiter.

Wir passieren den Grenzübergang Sloweniens ohne Wartezeiten und erreichen im Morgengrauen Kroatien.
Langsam stellt sich eine - auch durch literweise Red Bull nicht mehr ünterdrückbare - Müdigkeit ein. Nun denn, es sind nur noch 70 Kilometer bis zum Ziel. also Zähne zusammenbeißen. Das funktioniert genau so lange, bis der Verkehr auf der Autobahn plötzlich und unerwartet zum absouten Stillstand kommt. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen, wenig später aber aus dem Radio erfahren: Diese Autobahn, die einzige, die uns auf schnellstem Wege nach Zadar geführt hätte, wurde gerade voll gesperrt - wegen Sturmwarnungen!
Ich erspare Euch detaillierte Einzelheiten der nächsten 5 Stunden und sage nur soviel: Man kommt auch im Schneckentempo über Landwege und durch das Gebirge nach Zadar, die Strecke ist auch wirklich schön anzusehen - aber will man das nach mehr als 12 Stunden Autofahrt wirklich noch erleben?


Pünktlich um 14:00 Uhr erreichen wir unser Apartment. Es liegt in einer ruhigen Seitenstraße, ist schön, sauber und geräumig, mit riesiger Terrasse und Klimaanlage. Doch das ist interessiert uns in diesem Moment wenig. Wir wollen nur noch schlafen!
 Nach wenigen Stunden haben wir uns halbwegs erholt. Es ist mittlerweile Abend, und wir treffen uns bei Alen und Zeta - einem befreundeten Pärchen von Nine und Ivan - trinken dort unsere ersten kroatischen Biere, die wirklich lecker sind, und bestellen erstmal Pizza!

Im den kroatischen Sommermonaten herrschen in der Regel Temperaturen zwischen 35 und 40 Grad. Es regnet vielleicht alle 2-3 Monate einmal. Deshalb sind wir überaus begeistert -.- , als es am nächsten Abend wie aus Kübeln schüttet. Unser erster Strandbesuch fällt somit ins Wasser, und wir beschränken unsere Aktivität auf Abendessen und anschließend wieder Schlafen gehen.
Doch den Rest unseres Aufenthaltes genießen wir bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Wind- und Temperaturverhältnissen. Während Nine und Ivan sich für ein paar Tage auf die Insel Lošinj verabschieden, gehen meine bessere Hälfte und ich natürlich wieder unserer Lieblingsbeschäftigung nach: Alles zu Fuß erkunden! Von unserem Apartment aus sind es 15 Minuten zum Hafen und zur Altstadt Zadars, die - besonders idyllisch - auf einer Halbinsel liegt und über eine Fußgängerbrücke zu erreichen ist.
Wir flanieren oft und lange an der Hafenpromenade entlang, und fast jeden Abend begeben wir uns in einem anderen Restaurant auf kulinarische Erkundungsreise. Egal, was auf dem Teller liegt - wir sind jedes mal völlig begeistert! Die kroatische Küche ist wirklich absolut empfehlenswert, vor allem natürlich die Fischgerichte!
Am darauffolgenden Wochenende gehts mit Alen, Zeta und noch ein paar anderen Freunden von Ivan - darunter Car und Filip, die wir schon kennen, da sie bereits in Deutschland zu Besuch waren - auf Kneipentour in der Altstadt. Der Abend wird feuchtfröhlich und bringt uns alle an unsere Grenzen der Alkoholverträglichkeit. Ein Tipp: Versucht nie, mit einem Kroaten um die Wette zu trinken - Ihr werdet gnadenlos verlieren! Trotz allem haben wir riesen Spaß bei lustigen Getränken in fröhlich-bunten Farben und kroatischer Volksmusik, während sich der männliche Teil unserer Gruppe ziemlich bald Richtung Bar verabschiedet...

Der nächste Morgen beginnt natürlich mit Kater. Wobei es mir relativ schnell wieder gut geht, was man von Mirko nicht behaupten kann.. ;)
Und endlich gehts Baden - ins ca. 20 km von Zadar entfernte Örtchen Nin! Dass es hier einen hellen Sandstrand gibt, hat sich unter den Touristen mittlerweile rumgesprochen. Nin ist gut besucht, doch trotzdem muss man sich noch nicht wie die Sardine in der Büchse zwischen die anderen Strandbesucher quetschen, sondern hat noch relativ viel Platz.
Mein erster Meerkontakt nach über 10 Jahren ist erfrischend - und salzig! Man erzählt sich, die Adria verfüge nach dem Toten Meer über den höchsten Salzgehalt im Wasser, was ich gerne glauben will, denn ich fühle mich wie eine Nudel in der Suppe.
Die Kombination aus Strand, Meer und Bergen im Hintergrund gefällt mir wahnsinnig gut. Während unseres Aufenthaltes besuchen wir diesen Strand noch mehrere Male.

Seit einigen Monaten hat Zadar eine neue Touristenattraktion: Buffalo Bill City, eine Art Westernstadt, wenige Kilometer entfernt mitten in der Pampa. Natürlich müssen wir uns das angucken! Aber die Superriesenmegaattraktion bleibt aus - wir finden ein nettes, kleines Wildwestdörfchen mit Holzbuden, Saloon, Gefängnis und "Friedhof" vor; Es ist schon spät, als wir ankommen, das Bespaßungsprogramm ist also auch schon vorbei - trotzdem machen wir lustige Tourifotos und genehmigen uns einen leckeren Burger mit Pommes. Yieeeha!


Der gute Car lädt uns Sonntagabends zum Essen zu sich nach Hause ein. Uns erwarten 4 Kilo (!!!) Fleisch, und der Hausherr bereitet es auf eine ganz besondere Art und Weise zu: Zusammen mit Kartoffeln und Gemüse kommt das ganze Viehzeug in eine riesige Emailleschüssel, darüber ein gusseiserner Deckel, anschließend wird die ganze Geschichte bei offener Flamme in den Steinofen geschoben und mit Glut bedeckt.
Was uns 2 Stunden später erwartet, lässt sich ohne Zweifel als "Mouthgasm" bezeichnen! Die Gäste am Tisch stürzen sich auf das Fleisch wie ausgehungerte Löwen. Mir läuft jetzt noch die Sabber runter, wenn ich an den Geschmack denke...


Ein weiterer Höhepunkt unseres Urlaubs ist der Besuch im Nationalpark Krka.
Nicht ganz so weit entfernt wie die Plitvicer Seen, weniger teuer (was die Eintrittspreise angeht), aber mindestens genauso sehenswert, fühlt man sich zwischen all den Canyons und Prärielandschaften direkt in einen alten Winnetoufilm zurückversetzt. Es ist wahnsinnig heiß an unserem Besuchstag, aber wir wandern tapfer den gut 2stündigen Fußweg entlang und verlieren unterwegs mindestens 5 Liter Schweiß. Ich laufe mir außerdem eine ordentliche Blase an die rechte Ferse. Autsch!
Die Wasserfälle am Ende der Wanderroute sind die Hauptattraktion des Parks und quellen natürlich über vor Touristenmassen.
Wir versuchen uns ein wenig abseits der Hauptwege zu halten und entdecken ein paar sehr schöne Stellen - kleine Flüsse und Wasserläufe, Bäume mit seltsam verschlungenen Wurzeln, Fische, Eidechsen, Wasservögel, alles ist von einem grünen Blätterdach bedeckt... und man kommt sich ein bisschen wie im Urwald vor.
Der Rückweg durch die sengende Hitze holt uns aber sofort in die reale Welt zurück...


Der Abreisetag kommt schneller als uns lieb ist.
Am Vorabend gehts noch auf einen Abstecher in die Cocktailbar "Garden" - die absolute Empfehlung für jeden, der sich mal in Zadar aufhält. Bei pittoresker Aussicht auf Meer und Sonnenuntergang sitzt man auf bequemen weißen Kissen und Matratzen, kann sich aus der reichhaltigen Getränkekarte bedienen und wird im Hintergrund von locker vorsichhinplätschernder Chillout-Musik berieselt. man muss allerdings Glück haben und einen guten Sitzplatz erwischen!
So endet unser Kroatienurlaub, die Rückfahrt am nächsten Tag ist weit weniger spektakulär und anstrengend als die Hinfahrt, doch trotzdem sind wir froh, als wir gegen halb 1 Uhr nachts endlich in unsere Betten fallen können...

Freitag, 20. Juli 2012

Zur Sonne.

Zwei arbeitsfreie Wochen stehen uns bevor.
Und die werden wir ausnahmsweise mal NICHT zuhause verbringen. Nein, nach langer langer Zeit gehts mal wieder so RICHTIG in Urlaub! Und zwar DA hin:


Für alle, die nicht wissen, wo das ist - das ist Kroatien, genauer gesagt Dalmatien, genauer gesagt Zadar. Am Sonntag fahren wir los und ich bin schon sehr gespannt wie es wird.
Ich war nämlich noch nie in Kroatien. Soll lecker Essen dort geben, hab ich mir sagen lassen. Und Sonne. Und Temperaturen ÜBER 30 Grad; das kennt man ja von hier in letzter Zeit eher selten. Euro haben sie dort auch keinen, sondern Kuna! Das heißt, wir müssen sogar Geld wechseln... wow, ich weiß gar nicht mehr, wann ich zuletzt mein Bares in eine andere Währung umtauschen musste.
Ich glaube, das war damals in Ungarn, noch zu Zeiten der D-Mark. Da wurde in Forint getauscht, und dabei bekam man dann Geldscheine, die so groß waren wie Handtücher - und vielleicht 10 Pfennig wert.
In Ungarn wurde auch immer und überall sehr leckeres und reichliches Essen angeboten, außerdem sind die Menschen unheimlich gastfreundlich. Soll in Kroatien ja auch so sein.
Wir fahren mit unseren Freunden Nine und Ivan hin.
Ivan, Nines Mann, kommt ursprünglich aus Zadar, und seine Familie und Freunde - von denen wir schon einige kennenlernen durften - leben noch dort. Sprich, wir verfügen damit über das perfekte Insiderwissen, was die "Gepflogenheiten" (doofes Wort, aber mir fällt grade kein besseres ein) und Ortskenntnise angeht. Mal sehen, wo es uns überall hinverschlägt.

Ihr werdet in wenigen Wochen an dieser Stelle einen ausführlichen und detaillierten Bericht über unseren Kroatientrip vorfinden.
Bis dahin wünsche ich Euch frohes Prokrastinieren! ;)



Donnerstag, 12. Juli 2012

Well Done!

Manchmal
fühlt man sich wahnsinnig lustlos und unmotiviert.
Morgens: müde. Mittags: müde. Abends: nicht müde genug, um früh schlafen zu gehen.
Die Zeit rennt davon und man hat das Gefühl, nichts getan zu haben.
Auf der Arbeit schießt man einen Bock nach dem nächsten, und greift sich innerlich selbst an die Stirn: Wie kann man nur so blöde sein?!
Man kassiert einen Rüffel und noch einen und noch einen, was natürlich die Stimmung keineswegs fördert.
Das Einzige, was hilft, um aus diesem Loch wieder rauszukommen, kann eigentlich so einfach sein.
Ein Lob zum Beispiel.
Für etwas, was man ausnahmsweise mal RICHTIG gemacht hat.
Ein nettes Wort, ein Lächeln, ein auf-die-Schulter-klopfen.
Man braucht Erfolgserlebnisse, um sich selbst und anderen zu beweisen, dass man auch etwas KANN.
Erfolgserlebnisse motivieren, spornen an, stärken das Selbstwertgefühl und bewirken Wunder.
Sich immer selbst loben á la "Soooo schlecht war ich doch heute gar nicht!" mag vorübergehend funktionieren. Nicht aber auf Dauer.

Das Problem: Ein Lob ist etwas, das die meisten Menschen nur ganz schwer über die Lippen bringen.
Kennt man ja von sich selbst.
Gemeckert, bemängelt und rumgejammert hat man schnell.
Und es ist auch einfacher, zu kritisieren als zu loben.
Aber trotzdem. Was kann es schaden, auch mal das Positive zu erwähnen?
Ich ertappe mich immer dabei, wenn mich (falls mich mal jemand) lobt - dann ist mir das immer wahnsinnig unangenehm. Joa, ach komm, soooo dölle war das jetzt auch nicht...nu hör mal auf zu übertreiben....usw. usw. Man stellt in diesem Augenblick sein Licht gleich völlig unter den Scheffel.
Das ist aber falsch. Wer gelobt wird, sollte den Augenblick genießen, das Gefühl in sich manifestieren und neue Motivation für die nächste Herausforderung sammeln.
Und allen Nörglern und Dauerkritisierern sei gesagt: Es bricht niemandem einen Zacken aus der Krone, im angemessenen Augenblick zwei kleine Wörtchen auszusprechen. Nur zwei Wörtchen, die Euer Gegenüber jedoch für den Rest des Tages stolz, zufrieden und unglaublich produktiv machen können:

"Gut gemacht!"


Mittwoch, 4. Juli 2012

Über verschiedene Arten von Sonnenbrand und die Kunst, zur falschen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Wie bereits letzten Freitag angekündigt, hier eine schriftliche Zusammenfassung unseres "With Full Force" Trips:

- Die Fahrt in den Osten: Ein einziger Stau!
Egal ob A5, A4 oder A9...die Kombination Freitagnachmittag und Baustelle ist nicht sehr vorteilhaft. Wir kommen unserem Ziel nur schleichend näher. Und so dauert die Fahrt - statt der ursprünglichen viereinhalb - über sechs Stunden!

- Der Zeltplatz: super!
Da wir generell keine langen Fußwege scheuen, wählen wir unseren Standort in der hintersten äußersten Ecke des Platzes, ca. 15 min. Fußmarsch entfernt vom Festivalgelände. Direkt am Zaun, mit Blick auf Feld und Wald, werden wir mit einer fast himmlischen Ruhe sowie den garantiert saubersten Dixiklos belohnt, die das Full Force zu bieten hat.

- Unser Domizil: Klein aber fein!
Wir haben mein altes anderthalb-Personenzelt dabei, das ich mir 2009 spontan für Rock am Ring gekauft hatte. Eine Person hat darin gut Platz - bei zweien wirds etwas schwieriger. Aber da wir unseren ganzen Krimskrams sowieso im Auto deponieren und im Zelt selbst nur pennen müssen, ist auch das ok. Am Tag zuvor haben wir im Baumarkt eine veloursüberzogene Camping-Schlafmatratze gekauft. Wir freuen uns schon drauf, endlich mal in einem Zelt zu schlafen, ohne jedes Steinchen und jede Bodenunebenheit im Rücken zu spüren! Doch als Mirko die Matratze aufgepumpt hat und wir uns probeweise drauflegen, spüren wir einen winzigen, kühlen Luftzug von unten. Die Matratze hat ein Loch. Argh! Wir flicken das Loch notdürftig und hoffen, dass es klein genug ist, damit die Luft zumindest für eine Nacht hält, und wir die Matratze wenigstens erst am nächsten Morgen neu aufpumpen müssen.

- Die Bands: Laut und unterhaltsam, wie immer!

- Die Hitze: Unbarmherzig!
Und diese Umschreibung ist eigentlich noch untertrieben. Gefühlte 60 Grad im Schatten (wenn es überhaupt irgendwo Schatten gibt) und eine Sonne, die alles niederbrutzelt, was ihr im Weg steht. Wir entdecken Festivalbesucher mit den verschiedensten Sonnenbränden. Ein ziemlich verwirrt aussehender Mittdreissiger mit Ziegenbart und schütterem Haupthaar hat sich offensichtlich vor Kurzem (oberkörperfrei) die Kante gegeben und muss im besoffenen Zustand auf dem Rücken in der Sonne eingeschlafen sein. Von vorne sieht er aus wie ein Krebs. Von hinten wie ein Albino. Irgendwie muss ich an Pommes rot-weiß denken.
Beim weiblichen Anteil des Publikums spricht der entblößte Rücken Bände: Gestern etwas zu intensives Sonnenbaden im Bikinioberteil mit gekreuzten Trägern. Und heute ist offensichtlich Tanktop-Tag. So werden die weißen Quer- mit richtungsausgleichenden Längsstreifen kombiniert. Sieht lustig aus und tut wahrscheinlich saumäßig weh.
Aber wir selbst bleiben auch nicht verschont. Trotz Sonnenspray verbrenne ich mir das Genick und die Schultern, bei Mirko erwischt es die Innenseite der rechten Wade.

- Das Chaos:
Mama und Papa haben immer gesagt "Halte Dich bei Gewitter nicht auf einem freien Feld auf!". Nur blöd, wenn man so gar keine andere Wahl hat..
Es ist Samstagabend kurz vor elf, wir sind total fertig und hauen uns im Zelt aufs Ohr - in der Hoffnung, nach 2 oder 3 Std Schlaf wieder so fit zu sein, dass wir uns nochmal Richtung Festivalgelände aufmachen können, um wenigstens noch ein paar Bands mitzunehmen.
Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen: Unser Zelt verlassen wir an diesem Abend nicht mehr.
Als es in der Ferne zu blitzen und donnern beginnt, denken wir uns noch nichts dabei. In der Nacht zuvor hatte es auch leicht gewittert, und ein bisschen Luftabkühlung kann jetzt nicht schaden.
Keine 20 Minuten später geht die Welt unter.
Der Regen ergießt sich kübelweise aufs Zelt; Es stürmt so sehr, dass die Zeltplane knattert und sich die Zeltstangen bis zur äußersten Toleranzgrenze biegen. Draußen blitzt es im Millisekundentakt und der Boden vibriert von heftigen Donnerschlägen. Das Unwetter ist direkt über uns!
Für einen kurzen Moment beschleicht mich der Gedanke, vielleicht besser im Auto Schutz zu suchen. Aber ich bin so müde,dass ich mich einfach umdrehe, Ohrstöpsel rein, und weiterschlafe. Auch Mirko bleibt ungerührt liegen. Wir sind ein kleines Rettungsboot im sturmgepeitschten Ozean.

- Der Tag danach
Morgens um 6 Uhr weckt uns eine Durchsage per Megafon. Die Polizei meldet, dass das Unwetter vorbeigezogen ist. Die Polizei ist hier? Schlaftrunken krabbeln wir aus unserem Zelt, das den Sturm in der Nacht offensichtlich prima überstanden hat. Bei einem Spaziergang über den Zeltplatz wird uns klar, dass nicht alle so viel Glück hatten wie wir. Überall zerstreut liegen Fetzen von Pavillons und verbogene Zeltstangen herum.
Wir machen uns fertig, schlagen unser Lager ab, essen noch etwas und treten gegen Mittag die Heimreise an. Der Verkehr läuft nun wesentlich besser, so dass wir am frühen Abend zuhause sind.
Erst als ich den Laptop einschalte, lese ich in diversen Nachrichtentickern von der Schreckensmeldung: Schwerer Blitzeinschlag auf dem Festivalgelände des With Full Force Festivals. Der Blitz war in einen Turm vor der Hauptbühne eingeschlagen. Direkt neben dem Turm befand sich eine Cocktailbar, unter deren Vordach etliche Leute vor dem Gewitter Schutz gesucht hatten. Die Metallstangen leiteten den Blitz von der Turmspitze direkt nach unten, 51 Menschen wurden verletzt - drei davon so schwer, dass sie reanimiert werden mussten.
Ich stelle mir vor, dass wir nur wenige hundert Meter Luftlinie von diesem Platz entfernt waren, und mir wird auf einmal ganz mulmig.

Mittlerweile hat die Presse bekannt gegeben, dass alle Verletzten auf dem Weg der Besserung sind.
Und abgesehen von diesem Zwischenfall war das Festival wieder sehr gelungen, die Getränke kalt und bezahlbar, das Essen abwechslungsreich, und die Bühnenshows auf der Mainstage diesmal sogar mit Leinwand und Pyroeffekten! Wir werden das Full Force ganz sicher wieder mit unserer Anwesenheit beehren!

Freitag, 29. Juni 2012

Freitagmorgen. Gedankenfetzen.

7 Stunden Schlaf sollten ja eigentlich reichen. Es fühlt sich im Moment aber noch nicht so an.
Wir schreiben den Morgen nach dem gescheiterten EM Halbfinalspiel Deutschland gegen Italien. Ergebnis: 1:2. Dabei hätte es nach den ersten 10 Spielminuten schon 2:0 für uns stehen können...naja.
Im Moment bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich diese ständige Verliererei der Deutschen gegen Italien als abgekartetes Spiel sehen soll, oder ob das so ein psychologisches Ding ist, und unsere Jungs wirklich nur das Wort "Italien" hören müssen, um sich die Hosen vollzumachen - egal wie gut sie alle vorherigen Spiele gemeistert haben.
Aber gut, der Käs' ist gegessen, die EM ist für uns durch, heute in 1 Woche redet fast kein Schwein mehr drüber und wir werden trotzdem weiterhin Pizza, Spaghetti und Eis konsumieren, obwohl wir uns nach jeder EM-/WM-Niederlage gegen die Azzurri schwören, diesen teuflischen Italienerfraß niiie wieder anzurühren.
Nix für ungut Italia, Ihr seid alle wunderbare Schauspieler im theatralisch-Hinfallen-lassen-und-dabei-ein-schmerzverzerrtes-Gesicht-ziehen, euer 2fach Torschütze Balotelli ist/war ein arroganter Sack (mein persönlicher Eindruck von gestern, unabhängig von den laufenden, um ihn kreisenden Skandalmeldungen und Diskussionen über rassistische Hintergründe), aber ihr wisst einfach wie's geht, behaltet die Nerven wenns drauf ankommt, und deshalb seid ihr gestern als Sieger vom Platz gegangen.
Glückwunsch und Thema beendet.

Was ganz anderes - Heute mittag nach dem Arbeiten gehts seit langem mal wieder ab in die Zone! Grund: Das 3tägige "With Full Force" Festival in der Nähe von Leipzig.
Eines der wenigen Festivals, zu denen wir uns dann und wann sogar noch aufraffen können...selbst wenn man so bei sich denkt "Bin ich denn eigentlich nicht schon zu alt für den Mist?".
Aber es überrascht mich stets aufs neue, wie hoch der Altersdurchschnitt beim Full Force liegt. Klar, der Schwerpunkt dieser Veranstaltung liegt auf "musikalischem Geknüppel", auf das ich ja eigentlich gar nicht so stehe - aber zwischendurch kommen auch mal Bands, deren Darbietung eine Melodie oder eine Textzeile erkennen lässt. Und das find ich gut.
Außerdem kann man nirgendwo anders so toll Menschen beobachten und sich über ebenjene amüsieren, als auf einer öffentlichen Veranstaltung musikalischer Art - diese Mischung aus besoffenen Teenies mit Emo-Bandshirts, knallharten Alt-Metalern mit Zottelmähne und ärmelloser Lederkutte, sowie Langzeitcampern mit weißen Socken und Adiletten macht's einfach!

Ich werde sicher in meinem nächsten Beitrag genauer drüber berichten. Jetzt verabschiede ich mich erstmal bis Sonntag, und wünsche allseits ein erholsames Wochenende!

Donnerstag, 21. Juni 2012

Home.

Jeder von uns hat eine andere Vorstellung, wenn es um das Thema "Zuhause" geht. Es gibt Menschen, die ihr ganzes Leben an ein und demselben Ort verbringen. Sie sind glücklich damit und vermissen es in keinster Weise, je irgendwo anders auf der Welt gelebt zu haben.
Andere wiederum müssen schon als Kind oft umziehen, meist weil es die persönlichen oder beruflichen Umstände der Eltern so erfordern. Da sie es nicht anders kennen, fehlt diesen Menschen auch im Erwachsenenalter die heimatliche Verbundenheit - sie haben kein Problem damit, sich schnell an ein neues Zuhause zu gewöhnen.
Und nicht zu vergessen: Die Auswanderer, welche oft erst sehr spät, und aus den verschiedensten Gründen ihre Zelte in der Heimat abbrechen, und in einem anderen Land eine neue Existenz aufbauen. Das kann funktionieren, aber auch fehlschlagen. Vielleicht kehren sie irgendwann wieder in ihren Heimatort zurück, oder sie versuchen es weiter und weiter, in anderen Ländern oder auf anderen Kontinenten...

Ich habe meine Kindheit und Jugend immer am selben Ort verbracht und habe dort gelebt, bis ich Mitte zwanzig war. Dieser Ort hatte rund 14.000 Einwohner, war also weder Dorf noch Stadt, und während ich es mir als kleines Kind immer gewünscht hatte, auf einem Bauernhof zu wohnen - von morgens bis Abends von Tieren umgeben! - wollte ich als Teenager plötzlich unbedingt in eine Großstadt ziehen.
Meine Argumente hierfür waren die mit dem urbanen Leben verbundene "Freiheit und Unabhängigkeit". Der Vorteil, nicht mehr stundenlang mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Shopping oder in die Disco fahren zu müssen. Und die Tatsache, dass man alles direkt vor der Haustür hat. Wer aus der Großstadt kam, war einfach "cool".

Beim ersten Umzug (nicht in eine Großstadt, aber immerhin eine Stadt), fühlte ich zwischen all den Stapeln von Kisten und Kartons ein aufregendes Kribbeln der Vorfreude auf das eigenständige Leben, fernab (= 30 km entfernt) von Verwandtschaft und Familie. Aber natürlich war auch ein mulmiges Gefühl dabei - ein Gefühl, als hätte man mir den Sockel weggezogen, auf dem ich über 25 Jahre lang stand. Und da war tatsächlich auch ein Hauch von Heimweh. Keine Straße, kein Laden, kein Mensch in der Nachbarschaft war mir vertraut. Ich fing wieder bei Null an. DAS war also dieses Umziehen.
In dieser neuen Heimat, mit der ich nie richtig warm wurde, hielt es mich 9 Monate. Dann führten beziehungs-, oder sagen wir trennungstechnische Gründe zu einem erneuten Umzug. Dieser zweite Umzug war einfacher. Ich verließ einen Platz, an dem ich mich nie richtig wohl gefühlt hatte, und den ich in den letzten Wochen meines Dortlebens nur mit negativen Erlebnissen verbinden konnte.

Es verschlug mich nun in die kleine, aber doch recht malerische Stadt namens Weinheim. Wieder musste ich bei Null anfangen, aber wieder standen mir Türen und Tore offen für ein neues Leben. In diese neue Wohnung zog ich alleine. Dementsprechend war sie wesentlich kleiner als die erste, aber ich liebte sie trotzdem, weil es - auch wenn es mir anfangs finanziell nicht immer rosig ging - meine eigene Wohnung war. Ich und die neue Wohnung, wir waren irgendwie besser kompatibel. Manchmal kann man dieses Gefühl nicht erklären, aber man spürt es, sobald man durch die Tür tritt.
Anfangs hielt das Leben mir auch hier viele Höhen und Tiefen bereit.
Bis ich nach anderthalb Jahren in den neuen vier Wänden meinen heutigen Freund kennenlernte. Mit dem Freund kam ein Hund. Und auch wenn in dieser Wohnung keine Haustiere erlaubt waren, die Wohnung für zwei Leute zu klein, und mein Freund damals oft für Wochen geschäftlich unterwegs war - wir führten zu dieser Zeit quasi eine Fernbeziehung - hielten wir es nochmal anderthalb Jahre dort aus.

Unser Entschluss, zusammenzuziehen, war nicht so einfach durchzuführen wie erhofft. Weinheim ist ein teures Pflaster, was die größeren Wohnungen angeht, und ein großer Hund ist selten ein gern gesehenes Haustier bei Vermietern. Irgendwann stand fest, dass wir unseren Suchradius nach Wohnungen erweitern mussten. So fanden wir schließlich unser Zuhause, 8 km von Weinheim entfernt, die malerische Bergstrasse weiterhin im Rücken, aber noch ländlicher als jeder andere Ort, an dem ich bisher gelebt hatte.
Und hier fühlen wir uns zuhause.

Nie hätte ich vor 10 oder 15 Jahren gedacht, dass es mich an solch einen Platz verschlagen würde. Heute sage ich: Ich mag zwar meinen Heimatort, denn dort lebt meine Familie, und ich komme gern immer wieder zu Besuch. Doch ich will noch so viel sehen! Und deswegen könnte ich mich niemals festlegen, an welchem Ort wir uns in weiteren 15 Jahren befinden werden.
Wird irgendwann unser Traum von einem Hausboot wahr? Ein Zuhause, das man immer dabei hat, egal wo auf der Welt man sich befindet? Mit diesem Gedanken könnte ich mich durchaus anfreunden...

Aber egal, was, wie, wann und wo es sein wird: Ein Zuhause erkennst Du leicht. Denn es ist immer dort, wo Dein Herz zur Ruhe kommt.



Donnerstag, 14. Juni 2012

Ein gutes Gefühl...

...etwas Unangenehmes erledigt zu haben!
Heute konnte ich die Mission "Steuererklärung" endlich erfolgreich abhaken. Es war, wenn mans genau betrachtet, gerade mal ein Akt von etwa 45 Minuten. Eigentlich komisch, dass man sich so lange davor drückt (naja, wie gesagt, mit "professioneller" Hilfe geht sowas natürlich schneller. Hätte ich das alles alleine machen müssen, wären wieder Taaage und Neeerven verlorengegangen).
Nunja, zur Belohnung gönne ich mir nun ein leckeres Feierabendbierchen und genieße die abendliche Sonne, die sich heute sogar tatsächlich hat blicken lassen, was man nach dem gestrigen Regentrauerspiel nicht vermutet hätte.
Achja, übrigens ein angenehmer Nebeneffekt der erledigten Unannehmlichkeit:
Ich habe einen ganzen Stapel Briefe - von denen ich dachte, dass sie wichtig für die Steuererklärung sind, und die ich in den vergangenen Monaten einfach nur in einer Ecke im Flur aufgetürmt habe - endlich mal durch den Locher gejagt und in den zugehörigen Ordnern abgeheftet.
Schön ordentlich siehts wieder aus hier, und nun hab ich erstmal Ruhe. Bis zum nächsten Jahr...

Freitag, 8. Juni 2012

Den Kopf frei kriegen.

Menschen, die ihren Arbeitsplatz verlassen - egal ob sie Feierabend, Wochenende oder Urlaub haben - und sofort abschalten können, sind wirklich beneidenswert! Aber wie machen die das bloß?!
Wenn ich Freitag nachmittags die Firma verlasse und mich eigentlich auf ein paar Tage Seele-baumeln-lassen freuen sollte, schwirren mir noch tausend Sachen durch den Kopf: Sei es das letzte Telefonat mit einem Kunden; Aufgaben, die ich nicht ganz oder nicht zu meiner Zufriedenheit bewältigen konnte; Gespräche, Lob oder Kritik von Kollegen und Vorgesetzten... alles passiert automatisch nochmal Revue. Manchmal schleicht sich dann zusätzlich dieses fiese Gefühl ein, nicht alles Wichtige erledigt zu haben.
Dies wird noch schlimmer, wenn man mehrere Tage am Stück frei hat.
Dann bemerke ich bei mir dieses Phänomen, wie wenn man bereits im Flugzeug/ im Zug/ im Auto Richtung Urlaub sitzt und sich fragt "Hab ich denn auch die Haustür abgeschlossen / die Kaffeemaschine abgestellt / alle Fenster zugemacht?"

Das Gehirn hat nun mal leider keinen on/off Schalter, sondern braucht seine Abkühlphase genauso wie das Aufwärmen.
Je gestresster man bei der Arbeit war, desdo schwerer fällt es einem, "runterzufahren". Ich habe mal gelesen, das ein gestresster Mensch plötzliche Ruhephasen sogar als zusätzlichen Stress wahrnimmt. Das hat zur Folge, dass im Urlaub so viele Menschen zusammenklappen und nicht selten ernsthaft krank werden.
Eigentlich braucht man im Schnitt eine Woche, um mentale und körperliche Entspannung zu erreichen. Na toll, und was ist, wenn ich jetzt bloß eine Woche frei habe?
Dann hilft nur: Das Runterfahren zu beschleunigen. Am besten schon in den letzten 30 bis 60 Arbeitsminuten im Büro..je nachdem, wie lange man sich aus selbigem anschließend verabschiedet. In dieser Zeit sollte man diverse Rituale durchführen, welche dem Gehirn helfen, sich mental auf die Auszeit einzustellen.
Ich habe mir beispielsweise angewöhnt, jeden Freitag nachmittag meinen Schreibtisch und den e-Mail Posteingang aufzuräumen. Zweiteres ist optional, je nachdem wie viel Zeit ich habe. Aber die physische Ordnung am Arbeitsplatz kann enorm helfen, innerlich mit der Arbeit abzuschließen.
Sollte man sich in den Urlaub verabschieden, wäre es vielleicht noch ganz gut, wichtige To-Do's, sofern man sie nicht selbst erledigen konnte, an die Urlaubsvertretung zu delegieren.
Ist dann noch der Abwesenheitsassistent eingerichtet und das Telefon umgestellt, kanns im Prinzip schon losgehen.

Doch war da nicht noch was? Achja: Seit einigen Jahren und in einigen Unternehmen gibt es diese eigentlich recht praktische Möglichkeit, seine Emails von zu Hause aus abzurufen. ABER: Für die Erholung ist das natürlich fatal, und ich muss mich hier auch ganz selbstkritisch an die eigene Nase fassen.
Man will "nur mal ganz kurz Mails checken", damit der Posteingang nach dem Urlaub nicht völlig überquillt, und was passiert? Man sitzt stundenlang vorm Rechner, liest vielleicht auch unschöne Emails und bekommt den Eindruck, dass im Büro anscheinend vorne und hinten nix richtig läuft, wenn man selbst nicht dort ist. ZACK, ist die Erholung den Bach runter. Also, wenn es irgendwie möglich ist: Finger weg von den Geschäftsmails.

Die beste Entspannung erreicht man, wenn man was völlig anderes tut als im Alltag. Vieleicht erinnert sich der/die ein oder andere noch an meinen Blogbeitrag über das Thema Zeit. Die nimmt man nämlich viel intensiver wahr, wenn man aus seinem gewohnten Trott rauskommt. Mit der Entspannung ist es das Gleiche in Grün: Wer während seiner Arbeit viel vorm Rechner sitzt, sollte seine Freizeit öfter mal in diesem ominösen "Draußen" verbringen, Freunde treffen, auf Parties oder ins Kino gehen, Ausflüge machen. Und, jaa, wer drauf besteht: Sport zählt auch dazu.
Wer mit vielen Menschen zu tun hat, beispielsweise im Verkauf, dem sei die Erholung alleine oder zu zweit empfohlen. Bücher lesen, Musik hören, ein Bad nehmen, was Leckeres kochen...Hauptsache Menschenmassen vermeiden.
Und, was für alle gilt: Nicht zu viel vornehmen für die freie Zeit. Wochenendstress kann genauso schlauchen wie Arbeitsstress, die Erfahrung durfte schon jeder von uns machen. Wer von einem Event zum nächsten hetzen muss, der kann weder genießen, noch Spaß haben, noch abschalten und erst recht nicht entspannen.

Auf gute Erholung!