Freitag, 8. Juni 2012

Den Kopf frei kriegen.

Menschen, die ihren Arbeitsplatz verlassen - egal ob sie Feierabend, Wochenende oder Urlaub haben - und sofort abschalten können, sind wirklich beneidenswert! Aber wie machen die das bloß?!
Wenn ich Freitag nachmittags die Firma verlasse und mich eigentlich auf ein paar Tage Seele-baumeln-lassen freuen sollte, schwirren mir noch tausend Sachen durch den Kopf: Sei es das letzte Telefonat mit einem Kunden; Aufgaben, die ich nicht ganz oder nicht zu meiner Zufriedenheit bewältigen konnte; Gespräche, Lob oder Kritik von Kollegen und Vorgesetzten... alles passiert automatisch nochmal Revue. Manchmal schleicht sich dann zusätzlich dieses fiese Gefühl ein, nicht alles Wichtige erledigt zu haben.
Dies wird noch schlimmer, wenn man mehrere Tage am Stück frei hat.
Dann bemerke ich bei mir dieses Phänomen, wie wenn man bereits im Flugzeug/ im Zug/ im Auto Richtung Urlaub sitzt und sich fragt "Hab ich denn auch die Haustür abgeschlossen / die Kaffeemaschine abgestellt / alle Fenster zugemacht?"

Das Gehirn hat nun mal leider keinen on/off Schalter, sondern braucht seine Abkühlphase genauso wie das Aufwärmen.
Je gestresster man bei der Arbeit war, desdo schwerer fällt es einem, "runterzufahren". Ich habe mal gelesen, das ein gestresster Mensch plötzliche Ruhephasen sogar als zusätzlichen Stress wahrnimmt. Das hat zur Folge, dass im Urlaub so viele Menschen zusammenklappen und nicht selten ernsthaft krank werden.
Eigentlich braucht man im Schnitt eine Woche, um mentale und körperliche Entspannung zu erreichen. Na toll, und was ist, wenn ich jetzt bloß eine Woche frei habe?
Dann hilft nur: Das Runterfahren zu beschleunigen. Am besten schon in den letzten 30 bis 60 Arbeitsminuten im Büro..je nachdem, wie lange man sich aus selbigem anschließend verabschiedet. In dieser Zeit sollte man diverse Rituale durchführen, welche dem Gehirn helfen, sich mental auf die Auszeit einzustellen.
Ich habe mir beispielsweise angewöhnt, jeden Freitag nachmittag meinen Schreibtisch und den e-Mail Posteingang aufzuräumen. Zweiteres ist optional, je nachdem wie viel Zeit ich habe. Aber die physische Ordnung am Arbeitsplatz kann enorm helfen, innerlich mit der Arbeit abzuschließen.
Sollte man sich in den Urlaub verabschieden, wäre es vielleicht noch ganz gut, wichtige To-Do's, sofern man sie nicht selbst erledigen konnte, an die Urlaubsvertretung zu delegieren.
Ist dann noch der Abwesenheitsassistent eingerichtet und das Telefon umgestellt, kanns im Prinzip schon losgehen.

Doch war da nicht noch was? Achja: Seit einigen Jahren und in einigen Unternehmen gibt es diese eigentlich recht praktische Möglichkeit, seine Emails von zu Hause aus abzurufen. ABER: Für die Erholung ist das natürlich fatal, und ich muss mich hier auch ganz selbstkritisch an die eigene Nase fassen.
Man will "nur mal ganz kurz Mails checken", damit der Posteingang nach dem Urlaub nicht völlig überquillt, und was passiert? Man sitzt stundenlang vorm Rechner, liest vielleicht auch unschöne Emails und bekommt den Eindruck, dass im Büro anscheinend vorne und hinten nix richtig läuft, wenn man selbst nicht dort ist. ZACK, ist die Erholung den Bach runter. Also, wenn es irgendwie möglich ist: Finger weg von den Geschäftsmails.

Die beste Entspannung erreicht man, wenn man was völlig anderes tut als im Alltag. Vieleicht erinnert sich der/die ein oder andere noch an meinen Blogbeitrag über das Thema Zeit. Die nimmt man nämlich viel intensiver wahr, wenn man aus seinem gewohnten Trott rauskommt. Mit der Entspannung ist es das Gleiche in Grün: Wer während seiner Arbeit viel vorm Rechner sitzt, sollte seine Freizeit öfter mal in diesem ominösen "Draußen" verbringen, Freunde treffen, auf Parties oder ins Kino gehen, Ausflüge machen. Und, jaa, wer drauf besteht: Sport zählt auch dazu.
Wer mit vielen Menschen zu tun hat, beispielsweise im Verkauf, dem sei die Erholung alleine oder zu zweit empfohlen. Bücher lesen, Musik hören, ein Bad nehmen, was Leckeres kochen...Hauptsache Menschenmassen vermeiden.
Und, was für alle gilt: Nicht zu viel vornehmen für die freie Zeit. Wochenendstress kann genauso schlauchen wie Arbeitsstress, die Erfahrung durfte schon jeder von uns machen. Wer von einem Event zum nächsten hetzen muss, der kann weder genießen, noch Spaß haben, noch abschalten und erst recht nicht entspannen.

Auf gute Erholung!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen