Donnerstag, 21. Juni 2012

Home.

Jeder von uns hat eine andere Vorstellung, wenn es um das Thema "Zuhause" geht. Es gibt Menschen, die ihr ganzes Leben an ein und demselben Ort verbringen. Sie sind glücklich damit und vermissen es in keinster Weise, je irgendwo anders auf der Welt gelebt zu haben.
Andere wiederum müssen schon als Kind oft umziehen, meist weil es die persönlichen oder beruflichen Umstände der Eltern so erfordern. Da sie es nicht anders kennen, fehlt diesen Menschen auch im Erwachsenenalter die heimatliche Verbundenheit - sie haben kein Problem damit, sich schnell an ein neues Zuhause zu gewöhnen.
Und nicht zu vergessen: Die Auswanderer, welche oft erst sehr spät, und aus den verschiedensten Gründen ihre Zelte in der Heimat abbrechen, und in einem anderen Land eine neue Existenz aufbauen. Das kann funktionieren, aber auch fehlschlagen. Vielleicht kehren sie irgendwann wieder in ihren Heimatort zurück, oder sie versuchen es weiter und weiter, in anderen Ländern oder auf anderen Kontinenten...

Ich habe meine Kindheit und Jugend immer am selben Ort verbracht und habe dort gelebt, bis ich Mitte zwanzig war. Dieser Ort hatte rund 14.000 Einwohner, war also weder Dorf noch Stadt, und während ich es mir als kleines Kind immer gewünscht hatte, auf einem Bauernhof zu wohnen - von morgens bis Abends von Tieren umgeben! - wollte ich als Teenager plötzlich unbedingt in eine Großstadt ziehen.
Meine Argumente hierfür waren die mit dem urbanen Leben verbundene "Freiheit und Unabhängigkeit". Der Vorteil, nicht mehr stundenlang mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Shopping oder in die Disco fahren zu müssen. Und die Tatsache, dass man alles direkt vor der Haustür hat. Wer aus der Großstadt kam, war einfach "cool".

Beim ersten Umzug (nicht in eine Großstadt, aber immerhin eine Stadt), fühlte ich zwischen all den Stapeln von Kisten und Kartons ein aufregendes Kribbeln der Vorfreude auf das eigenständige Leben, fernab (= 30 km entfernt) von Verwandtschaft und Familie. Aber natürlich war auch ein mulmiges Gefühl dabei - ein Gefühl, als hätte man mir den Sockel weggezogen, auf dem ich über 25 Jahre lang stand. Und da war tatsächlich auch ein Hauch von Heimweh. Keine Straße, kein Laden, kein Mensch in der Nachbarschaft war mir vertraut. Ich fing wieder bei Null an. DAS war also dieses Umziehen.
In dieser neuen Heimat, mit der ich nie richtig warm wurde, hielt es mich 9 Monate. Dann führten beziehungs-, oder sagen wir trennungstechnische Gründe zu einem erneuten Umzug. Dieser zweite Umzug war einfacher. Ich verließ einen Platz, an dem ich mich nie richtig wohl gefühlt hatte, und den ich in den letzten Wochen meines Dortlebens nur mit negativen Erlebnissen verbinden konnte.

Es verschlug mich nun in die kleine, aber doch recht malerische Stadt namens Weinheim. Wieder musste ich bei Null anfangen, aber wieder standen mir Türen und Tore offen für ein neues Leben. In diese neue Wohnung zog ich alleine. Dementsprechend war sie wesentlich kleiner als die erste, aber ich liebte sie trotzdem, weil es - auch wenn es mir anfangs finanziell nicht immer rosig ging - meine eigene Wohnung war. Ich und die neue Wohnung, wir waren irgendwie besser kompatibel. Manchmal kann man dieses Gefühl nicht erklären, aber man spürt es, sobald man durch die Tür tritt.
Anfangs hielt das Leben mir auch hier viele Höhen und Tiefen bereit.
Bis ich nach anderthalb Jahren in den neuen vier Wänden meinen heutigen Freund kennenlernte. Mit dem Freund kam ein Hund. Und auch wenn in dieser Wohnung keine Haustiere erlaubt waren, die Wohnung für zwei Leute zu klein, und mein Freund damals oft für Wochen geschäftlich unterwegs war - wir führten zu dieser Zeit quasi eine Fernbeziehung - hielten wir es nochmal anderthalb Jahre dort aus.

Unser Entschluss, zusammenzuziehen, war nicht so einfach durchzuführen wie erhofft. Weinheim ist ein teures Pflaster, was die größeren Wohnungen angeht, und ein großer Hund ist selten ein gern gesehenes Haustier bei Vermietern. Irgendwann stand fest, dass wir unseren Suchradius nach Wohnungen erweitern mussten. So fanden wir schließlich unser Zuhause, 8 km von Weinheim entfernt, die malerische Bergstrasse weiterhin im Rücken, aber noch ländlicher als jeder andere Ort, an dem ich bisher gelebt hatte.
Und hier fühlen wir uns zuhause.

Nie hätte ich vor 10 oder 15 Jahren gedacht, dass es mich an solch einen Platz verschlagen würde. Heute sage ich: Ich mag zwar meinen Heimatort, denn dort lebt meine Familie, und ich komme gern immer wieder zu Besuch. Doch ich will noch so viel sehen! Und deswegen könnte ich mich niemals festlegen, an welchem Ort wir uns in weiteren 15 Jahren befinden werden.
Wird irgendwann unser Traum von einem Hausboot wahr? Ein Zuhause, das man immer dabei hat, egal wo auf der Welt man sich befindet? Mit diesem Gedanken könnte ich mich durchaus anfreunden...

Aber egal, was, wie, wann und wo es sein wird: Ein Zuhause erkennst Du leicht. Denn es ist immer dort, wo Dein Herz zur Ruhe kommt.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen