Mit nur knapp über 30 km² Fläche gehört er zu den kleineren Nationalparks der Provinz Québec, aber das Panorama ist wahnsinnig schön und besticht durch eine interessante Mischung verschiedener Landschaften: Raue Felsen und sturmgepeitschte Strände wechseln sich ab mit sanften, moosbewachsenen Hügeln und grünen Nadel- und Mischwäldern.
Außerdem verfügt der Park über gut ausgeschilderte Wander- und Fahrradwege, auf denen man allerlei Getier trifft, sowie verschiedene Campingbereiche, die über die ganze Fläche des Parks verteilt sind.
Wir mieten uns einen Stellplatz für 2 Nächte.
Vom Eingangsbereich zu unserem Stellplatz müssen wir unser Motorhome erstmal eine knapp 5 km lange, gewundene Schotterstraße entlangsteuern. Es geht den Berg hoch, nach links und nach rechts und mitten durch den Wald. Bereits nach wenigen hundert Metern kreuzt eine kleine Hirschkuh unseren Weg, bleibt kurz mitten auf der Straße stehen, trottet anschließend gemächlich weiter und verschwindet wieder zwischen den Tannenbäumen.
Auch unser Campingplatz liegt mitten in einem Tannenwald, auf einem Hügel unweit von der Küste entfernt. Wir parken unser Gefährt zwischen den Bäumen, und als wir aussteigen, schlägt uns bereits eine salzige Meeresbrise entgegen. Wir sind hin und weg!
Zu unserem Stellplatz gehört ein Holztisch mit zwei Bänken sowie eine Feuerstelle und eine Wäscheaufhängemöglichkeit. Während Mirko noch im Motorhome rumwurschtelt, setze ich mich auf eine Bank und lausche andächtig dem Rauschen der Wellen. Da hüpft ein rotes Eichhörnchen quer über den Platz, keine zwei Meter von meinen Füßen entfernt. Offensichtlich sammelt das Nagetier bereits Futtervorräte für den Winter, denn es trägt eine Nuss mit sich herum. Wir sehen das Eichhörnchen während unseres Aufenthalts noch öfter - es scheint in der Nähe unseres Stellplatzes sein Nest zu haben.
Nachdem unser mobiles Zuhause fertig eingerichtet ist, starten wir zunächst mal eine erste Erkundungstour.
Es geht runter zum Strand, wo wir zwischen Felsen und Bäumen vereinzelt ein paar wunderschöne, alte Häuser entdecken, die laut der angebrachten Informationstafeln früher einmal Wochenendresidenzen von wohlhabenden Familien waren.
Auf unserer Strecke durch ein angrenzendes Waldstück begegnet uns wieder eine Hirschkuh, diesmal mit einem Jungtier im Schlepptau. Die beiden spazieren nur wenige Schritte von uns entfernt den Weg entlang, nibbeln hier und da ein bisschen Grünzeug vom Wegesrand und lassen sich von Menschen offenbar überhaupt nicht stören.
Und auf dem Rückweg treffen wir nochmal zwei Exemplare, die sich äsend auf einer Lichtung zwischen hellbraunen, hochgewachsenen Grashalmen fortbewegen: Es scheint ein Pärchen zu sein, der (scheinbar noch recht junge) Bock ist an seinem noch recht kurz sprießenden Geweih zu erkennen. Auf Wikipedia lese ich, dass es sich bei den Tieren um Weißwedelhirsche handelt, von denen es im Parc national du Bic zwischen 100 und 150 Exemplaren geben soll.
Es fängt schon an zu dämmern, als wir zum Motorhome zurückkehren. Aus unserem am Strand eigenhändig aufgesammelten Treibholz zaubert uns Mirko ein schönes Lagerfeuerchen, dann machen wir es uns auf unseren Campingstühlen gemütlich und beobachten den Sternenhimmel. Hach! ♥
Am nächsten Tag gibt's dann ne richtige Tour! Als wir wieder am Strand vorbeikommen, sind wir für eine Millisekunde überrascht, weil das Wasser verschwunden ist. Komplett. Aber ja doch...es kann ja eigentlich nur Ebbe sein. ;-)
Der Wanderweg, den wir uns ausgesucht haben, heißt "Le Scoggan" (was irgendwie ein bisschen so klingt wie ein Möbelstück von IKEA) und führt ca. 3 km leicht ansteigend durch den Wald (auch die leichte Steigung ist doch etwas ermüdend...), vorbei an einer Aussichtsplattform mit wunderschönem Blick auf die "Baie du Ha! Ha!". Und jetzt fragt mich bitte keiner, was dieses Ha! Ha! bedeutet...
Nach der Aussichtsplattform muss man noch ein paar Meter über moosbewachsene Felsen klettern, steile Holztreppen hoch- und runterkraxeln und landet plötzlich und ganz unerwartet am südwestlichen Zipfel des Parks, an der "Fourche á Louison", einem verlassenen Stückchen Strand, welches von riesigen, eindrucksvollen Schieferfelsen eingerahmt wird - und hier bläst es einem aber mal so richtig den Wind um die Nase!
Wir klettern ein bisschen auf den Felsen rum, um auszukundschaften, ob auch hier ein Weg entlangführt. Leider ohne Erfolg, also nehmen wir vorsichtshalber die selbe Route zurück.
Wieder vorbei am Strand - und jetzt ist auch das Wasser wieder da. Wir können sogar ein paar Robben beobachten, die offenbar gerade auf Futtersuche sind und immer wieder auf- und abtauchen. Leider zu schnell und zu weit weg für unsere Kamera...
Am Motorhome angekommen sind wir fix und fertig und ordentlich durchgeschwitzt. Auf dem Rückweg haben wir noch ein bisschen Holz fürs abendliche Lagerfeuer mitgehen lassen. Heute gibts Folienkartoffeln, also eine richtig authentische Campingmahlzeit.
Aber vorher müssen wir eins ganz dringend: DUSCHEN!
Wenige Meter von unserem Stellplatz entfernt befinden sich die sanitären Anlagen mit WC, Geschirrspülgelegenheit und Duschkabinen. Für 4 Quarter-Münzen kann man sich hier 4 Minuten von fließendem Nass berieseln lassen. Um das Wasser in unserem Motorhome für schlechtere Zeiten zu sparen, schnappe ich mir also Handtuch, Duschzeug und Münzen und los gehts zum Reinigungsprozess.
Aber als ich das Geld einwerfe und den Hahn aufdrehe, trifft mich erstmal ein eiskalter Wasserstrahl! Ich springe reflexartig zur Seite, halte meine Hand unter den Strahl, aber das verdammte Wasser wird einfach nicht warm und die Zeit arbeitet gegen mich. Also Zähne zusammengebissen und drunter. Reiß Dich zusammen, Frau Mi, Du bist hier in der Wildnis, das ist nicht wie zuhause duschen!
Ich schaffe es sogar, meine Haare zu waschen. Und irgendwann nach der Hälfte der Zeit wird das Wasser tatsächlich warm! Pünktlich als die Dusche ausgeht, bin ich fertig.
Frisch geduscht und stolz kehre ich zum Motorhome zurück. Jetzt wirds Zeit für's Abendessen!
Mirko hat nicht so viel Glück mit seiner Dusche. Bei ihm kommt 2 Minuten kaltes Wasser, und dann nix mehr. Gerade in dem Augenblick, als er sich komplett eingeseift hat. Tja.
Trotzdem verbringen wir noch einen schönen Abend am Lagerfeuer.
Und am nächsten Morgen gehts schon wieder "on the road".
Diesmal fahren wir fast den kompletten Tag durch.
Vorbei am Städchen Rimouski, wo die Landstraße kurz wieder zum Highway wird, dann wieder zur Landstraße. Wir sind jetzt auf der Halbinsel Gaspésie, und auf uns warten rund 250 km Küstenaussicht auf der linken und Bergpanorama mit Felswänden auf der rechten Seite. Wir möchten es bis zum Abend nach Gaspé schaffen.
Die Straße führt stellenweise so nah am Wasser entlang, dass die Brandung bei starkem Wellengang gegen die Leitplanke schlägt.
Wir kommen auf den fast leeren Straßen gut voran und sind vor Einbruch der Dunkelheit im Städchen Gaspé. Dort steuern wir erstmal einen Supermarkt an und füllen unsere Essens- und Getränkevorräte auf. Einen neuen Campingplatz haben wir auch schon im Visier: Er heißt Camping des Appalaches, liegt ein paar Kilometer von Gaspé entfernt in Rivière-au-Renard und - wie der Name schon sagt - direkt am Fuß des Appalachen-Gebirges am Rande des Forillon Nationalparks.
Hier melden wir uns für 3 Übernachtungen an. Auch dieser Campingplatz ist sehr gepflegt und geräumig, und da sich die Saison langsam dem Ende zuneigt, sind kaum Leute zu Besuch. Die Anlage verfügt sogar über einen kleinen Waschsalon.
Nach einem - wie immer sehr leckeren - selbstgekochten Abendessen geht's schlafen. Für den nächsten Tag ist erstmal Wäsche waschen angesagt. Wir haben uns sogar extra eine Buddel Waschmittel gekauft. Mit Mangoduft! Da kann ja nix schiefgehen, oder?
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