Donnerstag, 10. Oktober 2013

Oh, wie schön ist Kanada. Living The Dream: Teil 4.

Unser letzter Tag in Percé ist angebrochen.
Der Himmel ist leider immer noch wolkenverhangen, aber wenigstens regnet es nicht mehr. Also nichts wie raus, Gegend erkunden, Fotos machen und vor allem: Aus den unzähligen Restaurants einen geeigneten Kandidaten für's Mittagessen auswählen. Die Entscheidung ist gar nicht so einfach. Lobster, Lobster, überall gibt es Lobster, und wir wollen unbedingt Lobster, aber eben den besten!
So schlendern wir die Fressmeile entlang, studieren die aushängenden Speisekarten und werden dabei in regelmäßigem Abstand von Einheimischen angesprochen, die uns Souvenirs, Fahrkarten für eine whale watching Tour oder eine Fahrt rüber nach Bonaventure anpreisen möchten.
Aber Wale haben wir ja schon gesehen. Und das ganz ohne Bezahlung!

Nach langem Hin und Her und Ja und Aber haben wir unsere Entscheidung gefällt: Wir kehren ein ins Restaurant La Table à Roland - die "Fisherman's Plate" auf der Speisekarte hat es uns echt angetan. Da ist nämlich nicht nur Hummer auf dem Teller drauf, sondern auch zahlreiche andere Meeresfrüchte - und das alles für 2 Personen.

Bis zum Mittagessen haben wir noch etwas Zeit - wir spazieren also noch ein wenig am Strand entlang, fotografieren Wellen, Robben und den "Rocher Percé" aus seiner eindrucksvollsten Perspektive.
Einen sehr imposanten Anblick bieten auch die zahlreichen Möwen auf ihrer Jagd nach dem Frühstücksfisch. Sie kreisen unermüdlich einige Meter über dem Meeresspiegel und beobachten die Wasseroberfläche, bis sie plötzlich blitzschnell - im geeigneten Augenblick - zum Sturzflug ansetzen und sich wie Steine ins Wasser fallen lassen, dass es nur so aufspritzt. Wenige Sekunden später tauchen sie mit dem Frühstück wieder auf. Interessante und erfolgversprechende Methode, das.





Nach unserem Rundgang kehren wir zurück zum Motorhome und bereiten schon mal alles für die Abfahrt vor, damit wir nach dem Mittagessen gleich losflitzen können.
Und um halb 1 gehts zum Restaurant - gerade rechtzeitig, bevor es wieder zu regnen beginnt.
Als wir durch die Tür kommen, empfängt uns ein gemütliches Ambiente mit viel Holz und allerlei Nippes wie Miniatur-Leuchttürmen und Deko-Fischernetzen sowie ein netter Tisch für zwei Personen am Fenster mit Meerblick. Was ca. 20 Minuten später auf diesem Tisch steht, lässt sich mit Worten nicht beschreiben, aber das Foto sagt wahrscheinlich alles:


Und man muss es wohl nicht extra erwähnen, dass wir nach dem Genuss dieses  monströsen Meeresfrüchtetellers mehr als pappsatt sind!!
Frisch gestärkt (= so voll, dass uns buchstäblich die Hummerbeinchen aus dem Hals hängen!) treten wir anschließend den langen Rückweg nach Montréal an. Wir möchten die Strecke mit nur drei Zwischenstops zurücklegen.

So fahren wir also den selben pittoresken Küstenweg zurück, den wir hergekommen sind - und das Herbstwetter hat uns so richtig im Griff. Kaum geht es mal wenige Meter bergauf, schiebt sich eine dicke Nebelwand vor unsere Windschutzscheibe, und wir können keine 50 Meter weit sehen. Natürlich regnet es auch weiterhin, was der Schönheit der Umgebung allerdings keinen Abbruch tut.
Das Wetter bleibt unverändert, bis wir bei Dämmerung unseren Campingplatz in Cap-Chat erreichen: Camping au bord de la mer 
Leider sehen wir durch die Dunkelheit nicht mehr viel von der Umgebung, aber auch dieser Campingplatz liegt, wie der Name schon sagt, kaum einen Steinwurf vom Strand entfernt. Ebenfalls erwartet uns hier ein großzügiger Stellplatz, und wir genießen, erstmals seit langer Zeit, wieder die Verfügbarkeit des sogenannten Internet! ;-)

Am nächsten Tag brechen wir wieder früh auf und fahren weiter an der Küste entlang. Es ist immer noch grau und regnerisch.
Aber siehe da: Je weiter wir westwärts kommen, desdo heller wird der graue Himmel. Irgendwann hört es auf zu regnen. Und plötzlich - man glaubt es kaum - kommt die Sonne durch!


Schneller als wir denken können, erreichen wir die Zivilisation und landen wieder auf dem Highway Richtung Québec.
Und während wir auf selbigem gut gelaunt vor uns hinrollen, machen wir plötzlich die Bekanntschaft mit unserem ersten ECHTEN kanadischen Elch!!
Leider liegt dieser Elch auf dem Hänger eines Pick-Up Trucks, der uns auf der linken Spur überholt. Er ist halb mit einer Plane abgdeckt, so dass nur noch ein paar lange Elchbeine in die Luft ragen, und tut keinen Mucks mehr. So war das eigentlich nicht geplant... :-(

Dank des reibungslosen Verkehrs (nur um Quebéc City herum wird es etwas zähflüssig...) erreichen wir bereits am frühen Abend unser altbekanntes Nachtlager am Lac St. Augustin, das wir auch schon auf der Hinfahrt mit unserer Anwesenheit beehrt haben. Wir parken nur einen Stellplatz weiter rechts als beim ersten mal und fühlen uns schon fast wie zuhause, als wir zum Abendessen unseren selbstgemachten Fleischspießgulascheintopf verspeisen und danach fast platzen... eigentlich fast wie nach dem Hummer und allen anderen Gerichten, die wir in den letzten Tagen/Wochen hier vertilgt haben.
Am nächsten Morgen wird nochmal der Wassertank aufgefüllt und altes Wasser abgelassen, dann geht's auch schon schnurstracks weiter auf dem Highway. Und weil wir Traditionen gerne aufrecht erhalten, verbringen wir unsere letzte Nacht auf eben jenem Rastplatz, auf dem wir auch unsere erste Nacht verbracht haben, als uns der Truckfahrer auf unseren rollenden Palast angesprochen hat.

Von dort aus ist es nur noch ein Klacks bis nach Montréal und bis zu unserer CanaDream Mietstation, bei der wir uns nach einem letzten Check und einer abschließenden Inspektion leider von unserem geliebten, treuen Motorhome verabschieden müssen.

 ***

Wir bedanken uns herzlich bei den Mitarbeitern von CanaDream, denn wir haben absolut nichts zu beanstanden und können die Fragen im Feedbackbogen nur positiv beantworten. Die Buchung des Motorhomes von Deutschland aus, Abholung, Übergabe und sämtliche anderen Formalitäten konnten reibungslos abgewickelt werden.
Übrigens: Wer eine Individualreise nach Kanada oder in die USA plant, dem sei die Reiseagentur Canusa zu empfehlen. Schneller und unkomplizierter gehts wohl kaum.

Was man auf jeden Fall wissen muss, wenn man sich ein Wohnmobil in Kanada mietet: Man muss sich aus versicherungstechnischen Gründen mindestens 24 Stunden im Land aufgehalten haben, bis man sich hinter's Steuer setzen darf.
Dies war für uns in sofern kein Problem, da wir die 3 Tage nach unserer Ankunft und vor unserer Heimreise bei meinen Verwandten in Châteauguay verbrachten. Die Schwester meiner Oma - meine Großtante Elisabeth - wanderte damals vor über 60 Jahren nach Kanada aus. Heute leben Ihre Kinder, Enkelkinder und teilweise schon Urenkelkinder im ganzen Land verstreut bis nach Calgary. Und was besonders schön ist, all ihre (Ur)enkelkinder nennen sie "Oma". :-)
Während unseres Zwischenstops dürfen wir bei Elisabeths jüngster Tochter Barbara und ihrem Mann Bruce wohnen.
Die komplette Familie setzt alles in Bewegung, um unseren Aufenthalt so angenehm und abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. So kommen wir unter anderem zu ZWEI Stadtbesichtigungen ins nur wenige Kilometer entfernte Montréal, essen Poutine und andere kanadische Spezialitäten in supergemütlichen Restaurants, sehen das Clubhaus eines der ältesten und aristokratischsten Sportvereine Nordamerikas von innen, treffen eine kugelrunde Waschbärfamilie auf dem Mount Royal, probieren literweise kanadische Biersorten aus, feiern eine "rauschende" Geburtstagsparty (inklusive Hangover am nächsten Tag), besuchen eine Apfelplantage an der US-amerikanischen Grenze und haben eine großartige Zeit, die unseren Road Trip nochmal so richtig schön abrundet.






Und viel zu schnell ist unsere Zeit in Kanada vorbei.
Als wir uns am Flughafen von der Familie verabschieden, sind wir beide ganz sicher, dass wir unsere Füße nicht das letzte Mal auf kanadischen Boden gesetzt haben. Es gibt noch so viele Plätze in diesem unendlich großen Land, die von uns entdeckt werden wollen...

Au revoir, Kanada. Wir sehen uns ganz bestimmt wieder!

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