Mittwoch, 25. März 2015

Heilfasten mit Frau Mi: Die Halbzeitbilanz

Ja, Ihr lest richtig.
Frau Mi heilfastet. Oder fastet heil. Oder fastet einfach, alles andere klingt bescheuert.
Vor einigen Wochen haben mein Mann und ich uns überlegt, dass wir unseren Organismen doch mal was gesundheitlich Gutes tun könnten. Zum Beispiel Fasten. Oder eben "Heil"fasten, wie man so schön sagt. Unsere Wahl fiel auf das Heilfasten nach der Buchinger Methode.
5 Tage lang keine feste Nahrung. Nur Wasser, Tee, Gemüsebrühen, verdünnte Säfte. Keine Konservierungsstoffe, kein Glutamat, kein Alkohol, kein Koffein, kein Nikotin. Frühjahrsputz von innen quasi. Den Körper auf Reset setzen, die Werkseinstellungen wiederherstellen.
Klingt für mich besser als esotherisch angehauchte Floskeln wie "entgiften, entschlacken, zu sich selbst finden..".

Nachdem wir etliche Literatur zum Thema durchgewälzt haben, entscheiden wir uns, das Fastenprojekt in meiner Urlaubswoche Ende März anzugehen. Erst denke ich mir, meh, im Urlaub nix essen ist ja voll kacke, aber schon nach dem ersten Tag stelle ich fest: Es ist eine weise Entscheidung, außerhalb des Alltags zu fasten, denn man braucht jede Menge Zeit, Ruhe und muss mit seiner verbleibenden Energie sehr sparsam umgehen.
Eine Woche fasten geht, wenn man körperlich fit ist, auch ohne ärztliche Beaufsichtigung. Wir messen jeden Morgen Blutdruck und Puls und kontrollieren unser Gewicht. So lange alles im Rahmen ist, gibts keine Probleme.

Wenige Tage bevor es losgeht, präperieren wir unseren Kühlschrank für die Fastenzeit. Es werden keine verderblichen Lebensmittel mehr gekauft. Was noch verderblich ist, wird in die letzten Mahlzeiten eingebaut. Wir statten uns mit einer Auswahl an verschiedenen Suppen - oder sagen wir Brühen - aus, kaufen Säfte und Tees, damit wir etwas Abwechslung haben. Dann kann es losgehen!

Sonntag: Der Vorbereitungstag - Butter bei die Fische, aber nicht zu viel!
Heute nehmen wir nur noch minimale Portionen leichtverdaulicher Nahrung zu uns, damit der Magen sich schon mal auf die essensfreie Zeit einstellen kann. Wir essen immer gerade so viel, dass wir einigermaßen satt sind. Zum Frühstück gibts für mich ne kleine Schüssel Cerealien, zu Mittag einen Apfel und abends ein handgroßes Schollenfilet mit Gemüse und Reis. Schon heute heißt es: Keine Genussmittel mehr, die auf -hol oder -in enden.
Eine Herausforderung für mich als Trinkmuffel: Die nächsten Tage muss ich mindestens zweieinhalb, lieber drei Liter täglich trinken. Normalerweise schaffe ich es am Tag vielleicht auf einen Liter. Ich weiß, das ist eine schlechte Eigenheit. Aber auch diese hoffe ich, so wie einiges andere, mir nach der Fastenwoche abgewöhnt zu haben.

Montag: Der 1. Fastentag - Das Getränk des Grauens!
Erste, unangenehme Herausforderung des Tages: Die Entleerung des Darmapparates.
Wir verzichten dazu auf Glaubersalz und Co., weil wir erst einmal die sanften Mittelchen ausprobieren wollen. Mittelchen 1: Sauerkrautsaft. Wenngleich ich befürchte, dass das Zeug supereklig riecht und schmeckt, halte ich es trotzdem für angenehmer als Abführmittel oder Einläufe.
Fazit:
Ich drehe die Flasche auf und möchte kotzen. Sauerkrautsaft ist DAS EKELHAFTESE UND WIDERLICHSTE GESÖFF AUF DIESEM PLANETEN.


Ok, dazu kommt noch, dass ich Sauerkraut schon im festen Aggregatszustand nicht ausstehen kann. Aber ein Glas davon zu trinken ist wie [zensiert - lasst hier einfach Eure Fantasie spielen, jeder findet andere Sachen widerlich, ich mag Euch da nichts vorschreiben. ;)]
Nun ja, aber es scheint zu wirken, die Toilettenphase beginnt nur ein viertel bis halbes Stündchen nach Einnahme.
Trotzdem können wir uns beide nicht vorstellen, das Zeug noch ein zweites Mal runterzuschlucken. Zum Glück haben wir uns schlauerweise noch ein Mittelchen 2 eingepackt, welches wesentlich angenehmer schmeckt und die gleiche durchschlagende Wirkung hat: Pflaumensaft. Wer auch mal vor hat, demnächst zu fasten oder wer aus medizinischen Gründen unbedingt mal abführen muss - morgens einen halben Liter Pflaumensaft reinkippen, dann geht das Gerenne los!!! Garantiert!

Tagsüber wird auf der Couch gefaulenzt und sich auf jegliche Art und Weise mit Filmegucken, Lesen, auf dem Smartphone rumdaddeln, abgelenkt. Interessanterweise rebelliert mein Magen kaum, und selbst das ständige Teetrinken fällt mir nicht so schwer wie befürchtet. Die Brühe als Highlight des Tages schmeckt bereits heute wie ein Festessen. Als "hungrig" würde ich mich nicht bezeichnen - was sich dafür immer wieder bemerkbar macht, sind Gelüste... natürlich ausgelöst durch die Gewohnheit, verteilt über den Tag immer wieder mal was zu essen.
Etwas schlimmer wird es am Abend. Da muss ich nämlich auf die Mitgliederversammlung unseres Reitvereins. Diese findet in unserem Reiter-Stammlokal statt.
Ich sitze am Tisch und trinke mein Wässerchen mit Zitrone, während sich die anderen was zu Essen bestellen.
Und das ganze Zeug riecht sooooooo lecker.....
Als ich nach Hause komme, trinke ich ein Glas Buttermilch. Extra langsam und in kleinen Schlucken. Die Buttermilch ist der Notnagel und soll mich über Schwächeanfälle, Kopfschmerzen und andere Systemstörungen hinwegretten. Und das tut sie wirklich. Schlagartig geht es mir besser.

Mein Kopf hat Hunger, tatsächlich. Er wartet auf das Eingießen der Milch in die Schüssel Cornflakes am Morgen. Auf das Auspacken des mittäglichen Pausenbrotes. Auf das Ritual der abendlichen Essenszubereitung. Und auf den kleinen Snack zwischendurch.
Ich merke zum ersten Mal ganz bewusst, wie Essen meinen Tagesrythmus und meine Lebensqualität beeinflusst. Man freut sich doch immer auf ein leckeres Frühstück/Mittag-/Abendessen, außer man hat Magen-Darm oder ist erkältet und kann nix schmecken oder ist sonst irgendwie krank. Essen ist für mich, für uns, mehr als sich nur mit irgendwas vollstopfen. Essen und die ganzen Rituale drumherum - das Kochen, die Zubereitung, das Anrichten auf dem Teller - sind Seelenbalsam, Spaß, Beruhigung, es entschleunigt und entstresst den Körper und hat uns schon mehr als einmal einen schlechten Tag gerettet.

Dienstag: Der 2. Fastentag - Scheiß Laune, den ganzen Tag nix gefressen!



Wir durchschreiten heute offensichtlich das Tal der Tränen. Dabei hat der Tag eigentlich ganz gut angefangen. Um halb 7 aufstehen (wir merken bereits, das wir mit weniger Schlaf auskommen - klar, der Körper braucht weniger Energie, da er keine feste Nahrung mehr verdauen muss), dann lecker Tee trinken (wörgs) und anschließend gehts raus an die frische Luft.
Wir machen einen ausgedehnten, wahrscheinlich sogar zu ausgedehnten Spaziergang. Vorbei am Supermarkt, etwas Plaumensaft- und Teenachschub kaufen. Dabei vermeiden wir natürlich tunlichst das Durchqueren der Futterabteilungen.
Zuhause angekommen sind wir fix und alle. Meine Beine fühlen sich an wie Gummi. Und meine Arme auch. Naja, deshalb gibts erstmal eine leckere Gemüsebrühe. Mir hängt sie schon jetzt zum Hals raus. Ich will ein Schnitzel. Verdammte Scheiße.

Die Stimmung sinkt von Stunde zu Stunde. Wir zählen die Tage bis Freitag und malen uns aus, was wir alles einkaufen, wenn wir wieder Essen einkaufen dürfen. Eigentlich soll man das ja nicht machen, aber es tröstet uns beide gerade ungemein, über Essen zu sprechen.

Später muss ich in den Stall. Ich bin froh um die Ablenkung, erledige meine Stallarbeit gewissenhaft und lasse mir extra viel Zeit beim Putzen und Ausmisten, weil ich merke - es geht auch einfach nicht schneller! So wird auch das Reiten selbst sehr entspannend, wenngleich heute viel Kopfarbeit angesagt ist (wir reiten einen Parcours zur "Dualaktivierung des Pferdes" - Reiter werden mit dem Begriff was anfangen können, der Rest wird mit Details verschont ;-)). Ich denke tatsächlich eine Dreiviertelstunde nicht ans Essen!

Wir gehen wie immer recht zeitig ins Bett. Schlafen ist die beste und effektivste Ablenkung überhaupt. Auch wenn ich irgendwann aufwache, mich glockenhell und topfit fühle und feststelle, dass es erst halb 1 ist. Außerdem muss ich Pipi. Aber das Umdrehen und Weiterschlafen klappt problemlos.

Mittwoch: Der 3. Fastentag - Free at last! (Stand 12:00 Uhr)
Es geht aufwärts, hurra!
Ich merks schon direkt nach dem Aufstehen: heute wird ein besserer Tag.
Hungergefühl und Miesepetrigkeit sind verschwunden, und das nicht ohne Grund: Nach der morgendlichen Portion Pflaumensaft hat sich mein Verdauungssystem all seiner übriggebliebenen Feststoffe entledigt.
Jetzt sind wir frei! Und es setzt der Effekt ein, den man in allen Fastenratgebern lesen kann - ist der Darm komplett leer, kommt auch kein Hunger mehr! Statt dessen haben wir sogar ein bisschen gute Laune! Nun dauert es sicher nicht mehr lange, bis dieses Gefühl der Euphorie und Begeisterung eintrifft, welches einen angeblich durch die letzten Fastentage begleiten soll.
Bei Männe fängt es offensichtlich schon an: Er putzt und wienert die Wohnung, taut das Gefrierfach ab und wischt den kompletten Kühlschrank aus.. Geht ja einfach, wenn nur noch Senf und ein Glas Gewürzgurken drinstehen.


Wir haben die Hälfte unserer Fastenkur geschafft.
Am Wochenende werde ich an dieser Stelle weiterberichten.


Fortsetzung folgt...

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