Sonntag, 29. März 2015

Heilfasten mit Frau Mi: Das Fazit.

Mittwoch: Der 3. Fastentag (ab 12:00 Uhr mittags) - Fehlalarm.
Tja, zu früh gefreut. Unsere Laune, die sich um die Mittagszeit tatsächlich noch halbwegs im Hurra-Zenit bewegt hat, fällt von Stunde zu Stunde wieder auf das Miesepeter-Level zurück.
Irgendwann ist der Kühlschrank fertig geputzt, der Boden ist fertig gewischt, und es gibt in der Wohnung nichts mehr für uns zu tun.
Och, denkt sich das Hungergefühl... jetzt könnte doch zur Abwechslung mal wieder ICH auf der Bildfläche erscheinen!
Es ist zum Ausflippen.
Unsere letzte Option: Raus aus den eigenen vier Wänden, die plötzlich immer näher und näher zu kommen scheinen.

Diesmal gibt es keinen Spaziergang - wir haben ja bereits am Vortag gemerkt, dass wir für lange Fußwege einfach nicht genug Energiereserven haben. Also entscheiden wir uns für einen Bummel durchs nahegelegene Einkaufszentrum.
Man spart ja ne ganze Menge Kohle, wenn man eine Woche lang kein Essen einkauft. Was spricht also dagegen, diese Kohle für anderen Krimskrams auszugeben?
Wir flanieren durch Buchläden, Dekoshops, Elektrofachgeschäfte und tragen sogar die ein oder andere Einkaufstüte raus.

Wieder zuhause angekommen gibt es Tee und Gemüsebrühe, bis uns beides fast zu den Ohren rauskommt. Den Rest des Abends gucken wir DVDs - warum sind in Filmen die Leute eigentlich ständig am Essen??!? - und flüchten uns wie immer sehr zeitig ins Land der Träume. Ich bete, dass mir im Traum ein All-You-Can-Eat-Buffet erscheint...

Donnerstag: Der 4. Fastentag - Frustshoppen deluxe!
Euphorie, wo bist Du??? Hallo?! Haaaaallo!!!!!
Blöde Kuh. Dich gibts doch gar nicht.
Zumindest nicht in Verbindung mit kulinarischer Enthaltsamkeit.
Ich fange langsam an zu zweifeln, ob wir das Fastenprojekt vielleicht mit der falschen Erwartungshaltung angegangen sind. Aber - eigentlich nicht!? Wir haben uns wirklich drauf gefreut, es mal auszuprobieren. Wir haben uns seelisch und moralisch drauf vorbereitet und die nötige Konsequenz mitgebracht. Aber der Nutzen, den wir bisher aus der ganzen Fasterei ziehen, steht für uns in keinem Verhältnis zum persönlichen Aufwand bzw. zum teilweise sehr schmerzhaften Verzicht.

Wie auch immer, diesen einen Tag haben wir noch zu überstehen. Morgen abend gibts den erlösenden Apfel, der das sogenannte "Fastenbrechen" einleiten soll. Eigentlich steht der laut Fastenplan erst Samstags auf dem Programm. Aber wir haben die Nase gestrichen voll und ziehen den Programmpunkt einfach um einen halben Tag vor.

"Eventuell aufkommender schlechter Laune oder Aggressionen begegnen Sie bewusst, ohne Ihre Gefühle zu unterdrücken", heißt es im Fastenratgeber.
Die Einkaufszentrum-Ablenkungsmethode hat gestern ganz gut funktioniert. Also schmeißen wir uns heute eben einfach nochmal ins Getümmel - diesmal aber in ein anderes Einkaufszentrum.
Man muss sich ja etwas Abwechslung gönnen.
Normalerweise bin ich kein Frustshopping-Typ. Aber an diesem Tag stürze ich mich von einer Umkleidekabine in die nächste.
Schlechte Laune, haha, reduzierte gestreifte Bluse von H&M für 19,99 Euro IN YOUR FACE!!

Wieder zuhause angekommen, geht es mir seelisch etwas besser.
Allerdings meldet sich von körperlicher Seite nun mein Kreislauf protestierend zu Wort, der diesen Shoppen-statt-Schlemmen-Lebensstil irgendwie überhaupt nicht cool findet.
Ganz zu schweigen von meinem völlig unterzuckerten Gehirn, das so etwas wie teilweise/völlige Konzentration überhaupt nicht mehr zulässt.
Kein Wunder, dass mir die einfachsten Wörter nicht mehr einfallen oder ich mitten im Satz vergesse, was ich eigentlich sag mal wie lange dauert es denn jetzt noch bis morgen scheiße mir ist kalt.

Da hilft nur das obligatorische tägliche Glas Buttermilch - Halleluja Buttermilch, muss ich an dieser Stelle mal sagen! Du hast mir die letzten Tage oft genug den Arsch gerettet, mich aus dem Leistungstief gezogen und mir mehr gebracht als die heiße Gemüseplörre. Alleine das Gefühl, etwas zu trinken, das aus festerer Konsistenz als Wasser besteht, war schon sehr tröstlich für mich und meinen Magen.

Auf dem Abendprogramm steht das Verfassen des Einkaufszettels für morgen. Ja, richtig - morgen gehts einkaufen! Die trostlose Leere des Kühlschranks besiegen! Endlich!
Der Einkaufszettel ist wichtig. Ohne den würde das Einkaufen in struktur- und haltloser Völlerei ausarten und wir würden mit zwei bis drei randvoll gefüllten Einkaufswägen aus dem Supermarkt stolpern. Nicht gut. Deshalb nachdenken, überlegen und nur aufschreiben, was wir wirklich brauchen.

Beim Schlafengehen komme ich mir vor wie ein ungeduldiges kleines Mädchen in der Nacht vor Heiligabend. Morgen Kinder wird's was geben...!

Freitag: Der 5. Fastentag / Fastenbrechen - Der Apfel schmeckt wie Apfel.
Tralali tralala, guten Morgen gute Laune! Guten Morgen Euphorie! Guten Morgen Pflaumensaft, auf gehts zur letzten Entleerungsrunde! Guten Morgen Welt! Guten Morgen Einkaufszettel, der du schon erwartungsvoll auf dem Tisch liegst und abgearbeitet werden möchtest!
Das Leben ist schön!

Nachdem wir gegen Mittag sicher sind, nicht mehr von unerwarteten Toilettengängen überrascht zu werden, gehts in den Supermarkt.
Hach, ist das toll! Endlich wieder andere Dinge als Tee und Brühwürfel in den Einkaufswagen packen. Endlich gibt's wieder frisches Obst und Gemüse, Wurst und Käse, Brötchen und Brot - und der Mann kauft sogar Mehl und Hefe, weil er sich dieses Wochenende - zur "Feier des Tages" quasi - mal selbst am Brotbacken versuchen möchte.
Ich bin überrascht, dass ich ausgerechnet jetzt, ausgerechnet an diesem Ort, kein Hungergefühl empfinde.
Deshalb läuft die ganze Sache auch sehr gesittet und strukturiert ab und am Ende hat der Wageninhalt nicht mehr Volumen als einer unserer durchschnittlichen Wochenendeinkäufe.


Wir sind wieder zuhause, alle Vorratsspeicher sind gefüllt, alle Lebensmittel verstaut, und jetzt kommt der große Augenblick:
Ich. Esse. Einen. Apfel.
Wenn man unzähligen und unabhängigen Erfahrungsberichten Glauben schenken mag, ist der Genuss dieses ersten Apfels nach der tagelangen Fastenzeit eine Explosion gigantischen Ausmaßes für die ausgehungerten Geschmacksnerven.
Ich wasche und viertle also diesen wunderbar glänzend grünen, runden, deliziösen Granny Smith Apfel, nehme das erste Stück in die Hand, führe es langsam und genüsslich zum Mund, beiße ein mittelgroßes Stück ab *SCHNURPSLKRACH* und kaue es laaaangsam und bedächtig.
Und stelle fest...

Es schmeckt nach Apfel. Joa.

Vielleicht brennt die Zunge ein klein wenig in den ersten Sekunden Apfelstückkontakt, wahrscheinlich aufgrund der Säure, meine Kiefermuskeln bewegen sich noch ziemlich schwerfällig und - ja, ich muss extralang kauen vorm Schlucken und ich brauche etwa doppelt so lange, um den Apfel zu verspeisen. Und ich bin danach pappsatt.
Aber die Geschmacksexplosion ist ausgeblieben.
Schade eigentlich.

Immerhin, mit einem Apfel im Magen mache ich mich auf den Weg zur freitagabendlichen Reitstunde, und bin froh, dass ich was Festes im Magen habe und keine Angst haben muss, vor Schwäche und Hunger vom Pferd zu fallen... so viel Energie kann mir das Äpfelchen schon liefern.
Und als ich später nach Hause komme, ist sogar noch Platz für eine Handvoll Salzstangen vorm Fernseher - mein Männe dagegen ist schon richtig fleißig am Futtern und strahlt seit Tagen endlich mal wieder übers ganze Gesicht.
Es hat einfach gefehlt, dieses Essen.
Und plötzlich werde ich unendlich müde, mein Kopf ist schwer wie Blei und ich möchte nur noch schlafen...
Ich fühle mich wie ein zusammengefallenes Kartenhaus und brauche das Wochenende dringend, um die Karten wieder aufzustellen.
Am nächsten Tag gibt es morgens Knäckebrot und mittags Putenschnitzel Natur mit Reis. Schonkost für mich und meinen malträtierten Magen, aber wie ich feststelle, harte Arbeit für meine Kaumuskeln. Ohne Scheiß: Ich habe Kaumuskelkater!!! Das erste Mal in meinem Leben!!!

Das war unser Fastenexperiment.

Meine persönliche Zusammenfassung:
4 Kilo Gewichtsverlust (die natürlich nur temporär sind - heute und jetzt sind schon wieder 1,5 Kilo drauf), 90% der Zeit waren wir schlecht gelaunt, 80% der Zeit hat man einen komischen Geschmack im Mund, der auch durchs Zähneputzen nicht weggeht - auffallend unangenehme Körperausdünstungen konnte ich jedoch nicht verzeichnen.
Gelegentlich zickt der Kreislauf und der Kopf, ich habe im Schnitt 2 Stunden weniger Schlaf pro Nacht gebraucht, meine Blutdruckwerte waren zeitweise niedriger als sonst, dafür war der Puls leicht erhöht.
Man kann das physische Hungergefühl locker bekämpfen, in dem man literweise Wasser oder Tee trinkt - das psychische Hungergefühl ist aber viel hartnäckiger und kaum zu verdrängen.
Man ist außer Stande, körperliche oder geistige Höchstleistungen zu erbringen, Ablenkung funktioniert am besten außerhalb der eigenen vier Wände oder durch Lesen - Film gucken lenkt leider nicht genug ab.
Ein halber Liter Pflaumensaft morgens auf nüchternen Magen hat eine höchst abführende Wirkung.
Das Essen schmeckt nach dem Fasten genauso wie vorher, vielleicht minimal intensiver, man tut sich am ersten Tag etwas schwer mit dem Kauen und braucht wesentlich länger für die Mahlzeit, was natürlich den positiven Effekt hat, dass man mit weniger Essen satt wird - Diesen Effekt versuche ich für mich noch möglichst lange zu nutzen.
Und: Man merkt erst einmal, wieviel Zeit man am Tag normalerweise mit Essen, mit der Zubereitung des Essens und mit dem ganzen Drumherum verbringt. Und diese Zeit ist kaum durch irgendwas anderes zu ersetzen.

Ansonsten muss ich sagen: Jetzt und hier haben wir keine besonderen Ambitionen, das Projekt zu wiederholen. Zumindest nicht mit der Buchinger Fastenmethode.
Wie oben schon erwähnt - Aufwand und Nutzen stehen für mich, für uns einfach in keinem lohnenswerten Verhältnis.

Mittwoch, 25. März 2015

Heilfasten mit Frau Mi: Die Halbzeitbilanz

Ja, Ihr lest richtig.
Frau Mi heilfastet. Oder fastet heil. Oder fastet einfach, alles andere klingt bescheuert.
Vor einigen Wochen haben mein Mann und ich uns überlegt, dass wir unseren Organismen doch mal was gesundheitlich Gutes tun könnten. Zum Beispiel Fasten. Oder eben "Heil"fasten, wie man so schön sagt. Unsere Wahl fiel auf das Heilfasten nach der Buchinger Methode.
5 Tage lang keine feste Nahrung. Nur Wasser, Tee, Gemüsebrühen, verdünnte Säfte. Keine Konservierungsstoffe, kein Glutamat, kein Alkohol, kein Koffein, kein Nikotin. Frühjahrsputz von innen quasi. Den Körper auf Reset setzen, die Werkseinstellungen wiederherstellen.
Klingt für mich besser als esotherisch angehauchte Floskeln wie "entgiften, entschlacken, zu sich selbst finden..".

Nachdem wir etliche Literatur zum Thema durchgewälzt haben, entscheiden wir uns, das Fastenprojekt in meiner Urlaubswoche Ende März anzugehen. Erst denke ich mir, meh, im Urlaub nix essen ist ja voll kacke, aber schon nach dem ersten Tag stelle ich fest: Es ist eine weise Entscheidung, außerhalb des Alltags zu fasten, denn man braucht jede Menge Zeit, Ruhe und muss mit seiner verbleibenden Energie sehr sparsam umgehen.
Eine Woche fasten geht, wenn man körperlich fit ist, auch ohne ärztliche Beaufsichtigung. Wir messen jeden Morgen Blutdruck und Puls und kontrollieren unser Gewicht. So lange alles im Rahmen ist, gibts keine Probleme.

Wenige Tage bevor es losgeht, präperieren wir unseren Kühlschrank für die Fastenzeit. Es werden keine verderblichen Lebensmittel mehr gekauft. Was noch verderblich ist, wird in die letzten Mahlzeiten eingebaut. Wir statten uns mit einer Auswahl an verschiedenen Suppen - oder sagen wir Brühen - aus, kaufen Säfte und Tees, damit wir etwas Abwechslung haben. Dann kann es losgehen!

Sonntag: Der Vorbereitungstag - Butter bei die Fische, aber nicht zu viel!
Heute nehmen wir nur noch minimale Portionen leichtverdaulicher Nahrung zu uns, damit der Magen sich schon mal auf die essensfreie Zeit einstellen kann. Wir essen immer gerade so viel, dass wir einigermaßen satt sind. Zum Frühstück gibts für mich ne kleine Schüssel Cerealien, zu Mittag einen Apfel und abends ein handgroßes Schollenfilet mit Gemüse und Reis. Schon heute heißt es: Keine Genussmittel mehr, die auf -hol oder -in enden.
Eine Herausforderung für mich als Trinkmuffel: Die nächsten Tage muss ich mindestens zweieinhalb, lieber drei Liter täglich trinken. Normalerweise schaffe ich es am Tag vielleicht auf einen Liter. Ich weiß, das ist eine schlechte Eigenheit. Aber auch diese hoffe ich, so wie einiges andere, mir nach der Fastenwoche abgewöhnt zu haben.

Montag: Der 1. Fastentag - Das Getränk des Grauens!
Erste, unangenehme Herausforderung des Tages: Die Entleerung des Darmapparates.
Wir verzichten dazu auf Glaubersalz und Co., weil wir erst einmal die sanften Mittelchen ausprobieren wollen. Mittelchen 1: Sauerkrautsaft. Wenngleich ich befürchte, dass das Zeug supereklig riecht und schmeckt, halte ich es trotzdem für angenehmer als Abführmittel oder Einläufe.
Fazit:
Ich drehe die Flasche auf und möchte kotzen. Sauerkrautsaft ist DAS EKELHAFTESE UND WIDERLICHSTE GESÖFF AUF DIESEM PLANETEN.


Ok, dazu kommt noch, dass ich Sauerkraut schon im festen Aggregatszustand nicht ausstehen kann. Aber ein Glas davon zu trinken ist wie [zensiert - lasst hier einfach Eure Fantasie spielen, jeder findet andere Sachen widerlich, ich mag Euch da nichts vorschreiben. ;)]
Nun ja, aber es scheint zu wirken, die Toilettenphase beginnt nur ein viertel bis halbes Stündchen nach Einnahme.
Trotzdem können wir uns beide nicht vorstellen, das Zeug noch ein zweites Mal runterzuschlucken. Zum Glück haben wir uns schlauerweise noch ein Mittelchen 2 eingepackt, welches wesentlich angenehmer schmeckt und die gleiche durchschlagende Wirkung hat: Pflaumensaft. Wer auch mal vor hat, demnächst zu fasten oder wer aus medizinischen Gründen unbedingt mal abführen muss - morgens einen halben Liter Pflaumensaft reinkippen, dann geht das Gerenne los!!! Garantiert!

Tagsüber wird auf der Couch gefaulenzt und sich auf jegliche Art und Weise mit Filmegucken, Lesen, auf dem Smartphone rumdaddeln, abgelenkt. Interessanterweise rebelliert mein Magen kaum, und selbst das ständige Teetrinken fällt mir nicht so schwer wie befürchtet. Die Brühe als Highlight des Tages schmeckt bereits heute wie ein Festessen. Als "hungrig" würde ich mich nicht bezeichnen - was sich dafür immer wieder bemerkbar macht, sind Gelüste... natürlich ausgelöst durch die Gewohnheit, verteilt über den Tag immer wieder mal was zu essen.
Etwas schlimmer wird es am Abend. Da muss ich nämlich auf die Mitgliederversammlung unseres Reitvereins. Diese findet in unserem Reiter-Stammlokal statt.
Ich sitze am Tisch und trinke mein Wässerchen mit Zitrone, während sich die anderen was zu Essen bestellen.
Und das ganze Zeug riecht sooooooo lecker.....
Als ich nach Hause komme, trinke ich ein Glas Buttermilch. Extra langsam und in kleinen Schlucken. Die Buttermilch ist der Notnagel und soll mich über Schwächeanfälle, Kopfschmerzen und andere Systemstörungen hinwegretten. Und das tut sie wirklich. Schlagartig geht es mir besser.

Mein Kopf hat Hunger, tatsächlich. Er wartet auf das Eingießen der Milch in die Schüssel Cornflakes am Morgen. Auf das Auspacken des mittäglichen Pausenbrotes. Auf das Ritual der abendlichen Essenszubereitung. Und auf den kleinen Snack zwischendurch.
Ich merke zum ersten Mal ganz bewusst, wie Essen meinen Tagesrythmus und meine Lebensqualität beeinflusst. Man freut sich doch immer auf ein leckeres Frühstück/Mittag-/Abendessen, außer man hat Magen-Darm oder ist erkältet und kann nix schmecken oder ist sonst irgendwie krank. Essen ist für mich, für uns, mehr als sich nur mit irgendwas vollstopfen. Essen und die ganzen Rituale drumherum - das Kochen, die Zubereitung, das Anrichten auf dem Teller - sind Seelenbalsam, Spaß, Beruhigung, es entschleunigt und entstresst den Körper und hat uns schon mehr als einmal einen schlechten Tag gerettet.

Dienstag: Der 2. Fastentag - Scheiß Laune, den ganzen Tag nix gefressen!



Wir durchschreiten heute offensichtlich das Tal der Tränen. Dabei hat der Tag eigentlich ganz gut angefangen. Um halb 7 aufstehen (wir merken bereits, das wir mit weniger Schlaf auskommen - klar, der Körper braucht weniger Energie, da er keine feste Nahrung mehr verdauen muss), dann lecker Tee trinken (wörgs) und anschließend gehts raus an die frische Luft.
Wir machen einen ausgedehnten, wahrscheinlich sogar zu ausgedehnten Spaziergang. Vorbei am Supermarkt, etwas Plaumensaft- und Teenachschub kaufen. Dabei vermeiden wir natürlich tunlichst das Durchqueren der Futterabteilungen.
Zuhause angekommen sind wir fix und alle. Meine Beine fühlen sich an wie Gummi. Und meine Arme auch. Naja, deshalb gibts erstmal eine leckere Gemüsebrühe. Mir hängt sie schon jetzt zum Hals raus. Ich will ein Schnitzel. Verdammte Scheiße.

Die Stimmung sinkt von Stunde zu Stunde. Wir zählen die Tage bis Freitag und malen uns aus, was wir alles einkaufen, wenn wir wieder Essen einkaufen dürfen. Eigentlich soll man das ja nicht machen, aber es tröstet uns beide gerade ungemein, über Essen zu sprechen.

Später muss ich in den Stall. Ich bin froh um die Ablenkung, erledige meine Stallarbeit gewissenhaft und lasse mir extra viel Zeit beim Putzen und Ausmisten, weil ich merke - es geht auch einfach nicht schneller! So wird auch das Reiten selbst sehr entspannend, wenngleich heute viel Kopfarbeit angesagt ist (wir reiten einen Parcours zur "Dualaktivierung des Pferdes" - Reiter werden mit dem Begriff was anfangen können, der Rest wird mit Details verschont ;-)). Ich denke tatsächlich eine Dreiviertelstunde nicht ans Essen!

Wir gehen wie immer recht zeitig ins Bett. Schlafen ist die beste und effektivste Ablenkung überhaupt. Auch wenn ich irgendwann aufwache, mich glockenhell und topfit fühle und feststelle, dass es erst halb 1 ist. Außerdem muss ich Pipi. Aber das Umdrehen und Weiterschlafen klappt problemlos.

Mittwoch: Der 3. Fastentag - Free at last! (Stand 12:00 Uhr)
Es geht aufwärts, hurra!
Ich merks schon direkt nach dem Aufstehen: heute wird ein besserer Tag.
Hungergefühl und Miesepetrigkeit sind verschwunden, und das nicht ohne Grund: Nach der morgendlichen Portion Pflaumensaft hat sich mein Verdauungssystem all seiner übriggebliebenen Feststoffe entledigt.
Jetzt sind wir frei! Und es setzt der Effekt ein, den man in allen Fastenratgebern lesen kann - ist der Darm komplett leer, kommt auch kein Hunger mehr! Statt dessen haben wir sogar ein bisschen gute Laune! Nun dauert es sicher nicht mehr lange, bis dieses Gefühl der Euphorie und Begeisterung eintrifft, welches einen angeblich durch die letzten Fastentage begleiten soll.
Bei Männe fängt es offensichtlich schon an: Er putzt und wienert die Wohnung, taut das Gefrierfach ab und wischt den kompletten Kühlschrank aus.. Geht ja einfach, wenn nur noch Senf und ein Glas Gewürzgurken drinstehen.


Wir haben die Hälfte unserer Fastenkur geschafft.
Am Wochenende werde ich an dieser Stelle weiterberichten.


Fortsetzung folgt...

Mittwoch, 18. März 2015

#lbm15 - Leipzig ist doch immer wieder schööön!

Meine Lieblingsbuchmesse hat mich auch dieses Jahr nicht enttäuscht - wenngleich das Wetter in Leipzig während der Messezeit leider nicht so frühlingshaft war wie in den südlicheren Gefilden Deutschlands (aber das kennen wir ja mittlerweile schon).
Dafür freue ich mich ganz besonders darüber, diesmal alle Events komplett erkältungsfrei überstanden zu haben! Und das auch noch während der Grippewelle!

Wie immer lässt mir Leipzig genügend Zeit, in den Mittagspausen während des Standdienstes durch die verschiedenen Hallen zu schlendern hetzen und viele nette Gesichter (wieder) zu treffen.
Das Abendprogramm gehe ich diesmal ganz gemütlich an. Während wir den Donnerstagabend an der Hotelbar verbringen, steht am Freitagabend ausnahmsweise nicht die Moritzbastei, sondern ein Abendessen im "An Nam" Restaurant auf dem Programm. Ich bestelle das Tagesgericht - knusprig gebratene Ente mit Reis und Gemüse und Tiger Beer. Gute Entscheidung: Es ist preiswert und ich bin satt.
Anschließend gehts direkt zur Party der jungen Verlage im nahegelegenen Schauspielhaus. Wir sind so ziemlich die Ersten, die am Ort des Geschehens eintreffen. Voll uncool, auf einer Party als erster aufzukreuzen, oder? Ist trotzdem lustig dort.

Ich stelle übrigens jedes Mal aufs Neue fest, dass Leipziger Taxifahrer einfach die besten sind. Sie verhalten sich ihren Mitfahrern gegenüber nicht nur nett und höflich, sondern geben Dir während der Fahr auch Tipps für die Abendgestaltung oder erzählen Dir geschichtliche und kulturelle Anekdoten über den Stadtteil, durch den Du gerade fährst oder über das eindrucksvolle Gebäude, das Du eben an der roten Ampel so beeindruckt angestarrt hast.

Samstags bin ich privat unterwegs. Mein Männe ist über's Wochenende ebenfalls nach Leipzig gekommen, also lasse ich mich tatsächlich breitschlagen, nochmal auf die Messe zu gehen. Mach ich ja sonst nie. Aber war eine interessante Erfahrung, in der Tat.
Wie gut, dass wir in Halle 1 anfangen - der Manga-, Cosplay- und Comichalle, die fast aus den Nähten platzt. Nach einer Runde durch das bunte Gewurschtel kommen uns die anderen Hallen wie leergefegt vor, obwohl sich auch hier jede Menge Publikum tummelt.
Am späten Nachmittag sage ich Leipzig auf Wiedersehen. Wir bleiben noch bis Sonntag im Osten, besuchen Freunde und die Schwiegerfamilie, dann geht es nach Hause.

Schön war's, Kinners! Wir sehen uns hoffendlich alle in Frankfurt - damit meine ich auch Euch, die ich diesmal in Leipzig verpasst habe. Nach der Messe ist vor... na, Ihr wisst schon.


Freitag, 6. März 2015

10 Dinge, die mich glücklich machen

Aufgrund diverser Nachfragen, herrührend aus unterschiedlichen sozialen Medien und Internetplattformen - oder schlicht und einfach: Aus Gründen - hier die ultimativen 10 Dinge, die Frau Mi happy machen:

1. Mein Mann. Weil er mich zum Lachen bringt. Weil er mir den Rücken stärkt. Weil er Dinge repariert, die ich kaputt mache. Weil er Sachen wiederfindet, die ich verlegt habe. Weil er kochen kann. Weil er romantischer ist, als viele es auf den ersten Blick vermuten. Weil er mich jeden Tag aufs Neue überrascht. Weil er mich respektiert, wertschätzt und liebt. Und das seit fast sechs Jahren.

2. Der Geruch von Heu, Stroh und Sattelzeug. Das Geräusch mahlender Kiefer beim Fressen. Das Geklapper von Hufen auf Asphalt. Das leise Schnauben, Brummeln und das Gefühl auf der Hand, wenn ich ein weiches samtiges Maul streichle. Pferde strahlen auf mich jene stille Zufriedenheit, Gelassenheit und Würde aus, die ich sonst im Leben vermisse. Bei ihnen finde ich Ruhe, egal wie stressig mein Tag auch war.

3. Meine Familie, ohne die ich heute nicht hier wäre, die mich jederzeit immer und in all meinen Entscheidungen unterstützt hat und es auch weiterhin tun wird. Ohne Euch wäre vieles nicht so, wie es jetzt ist.

4. Meine Freunde, egal wo Ihr seid, ob nah oder fern. Viele Menschen treten in Dein Leben, die meisten verschwinden wieder. Ihr seid noch da, haltet mich aus wie ich bin, akzeptiert meine Stärken und Schwächen, meinen Charakter und einfach alles an mir, so wie es eben ist. Auch wenn aus verschiedenen Gründen von Jahr zu Jahr immer weniger Gelegenheit bleibt, sich persönlich zu treffen und Dinge zu unternehmen, so ist die Zeit, die wir miteinander verbringen, umso wichtiger für mich.

5. Frühling. Es gibt für mich kaum etwas Schöneres als die ersten wärmenden Sonnenstrahlen des Jahres auf der Haut, den Duft der ersten Frühlingsblumen auf der Wiese. Zu beobachten, wie die Natur zum Leben erwacht, wenn die Luft erfüllt ist von Gebrummel, Gesumme und Vogelgezwitscher.

6. Pläne schmieden. Man mag mich für einen leidenschaftlichen Prokrastinierer halten, aber das Schmieden von Zukunftsplänen gehört für mich einfach dazu. Jeder Mensch braucht ein Ziel vor Augen, egal wie groß oder klein es ist, und wenn sich nur Teile davon umsetzen lassen - Pläne und Ziele sind unser Motor, sie treiben uns voran, werfen uns auch mal zurück, aber sie verhindern das Schlimmste, was uns im Leben passieren kann: Stillstand.

7. Alte Fotos anschauen. In vergilbten Poesiealben und Tagebüchern schmökern. In Kindheitserinnerungen schwelgen. Der Blick in die Vergangenheit ist genauso wichtig wie der Blick in die Zukunft, wenn auch auf andere Art und Weise - er zeigt uns unsere Wurzeln, macht uns klar, was wir schon erreicht haben und sorgt auch ab und zu dafür, dass wir nicht zu viel auf einmal wollen oder vor Größenwahnsinn abheben.

8. Ein gutes Essen bei Kerzenschein. Ohne Fernseher, Smartphone, Laptop oder sonstigen Flimmerbildschirmen im Hintergrund. Wir werden tagtäglich und permanent von visuellen Reizen überflutet - wie gut tut es da manchmal, das Auge auf einer Kerzenflamme, einem Teller mit leckerem Essen oder dem Gesicht seines Gesprächspartners ruhen zu lassen.

9. Reisen. Neue Orte, Städte, Länder kennenlernen. Lange Wanderungen unternehmen, möglichst viel zu Fuß entdecken und das Ganze natürlich abseits der Touristenhorden. Und auch genug Zeit für mich selbst haben, um die gewonnenen Eindrücke zu verarbeiten

10. Die kleinen Dinge des Lebens. Frischer Milchschaum auf dem Cappucchino. Geschmolzener Käse auf überbackenen Gerichten. Ein kleiner Zettel mit einer handgeschriebenen Nachricht. Der Geruch von Benzin oder frischgewaschener Wäsche. Der Duft von neuen Buchseiten. Die Zufriedenheit nach getaner Arbeit.

Auch wenn das jetzt weit mehr als 10 Dinge waren...