Mal ganz ehrlich, es gehört doch einfach dazu: Menschen, die im periphären Wahrnehmungskreis außerhalb unserer eigenen vier Wände leben, müssen einen an der Klatsche haben.
Sei es der Rentner rechts nebenan, der Samstagmorgens um halb 7 Fliesen schneidet oder sein Auto aussaugt.
Die Assifamilie von gegenüber, die schon im Oktober ihre Weihnachtsdeko aufbaut (lebensgroße orangefarbene Rentiere auf dem Dach, lebensgroße Nikoläuse im Garten etc.) und sie bis Ostern stehen lässt.
Die Tiermessis, ebenfalls von gegenüber, deren 15 Hunde in Haus und Hof eine twenty-four-seven Dauerbeschallung produzieren.
Die Müllmessis links nebenan, die ihren Hinterhof postapokalypsemäßig mit alten Autoreifen, überquellenden Müllsäcken und rostigen Motorhauben dekorieren, so dass man sich beim flüchtigen Rübergucken jedes Mal vor Verzweiflung die Augen aus dem Schädel reißen möchte.
Mindestens EINER dieser Nachbarn treibt uns täglich zur Weißglut, weil er Dinge macht, die für uns absolut nicht nachvollziehbar sind.
Nachbarschaftsdifferenzen sind so alt wie die Menschheit selbst.
Bei Adam und Eva ging's wahrscheinlich so lange harmonisch zu, bis Familie Müller nebenan ein Haus baute und Frau Müller, die ein krankhaftes Faible für überdimensionale Gartenzwerge hatte, Ihre Passion auf jedem Quadratzentimeter des heimischen Rasens auslebte. Herr Müller, der dadurch wiederrum seiner Passion des 24stündigen Rasenmähens nicht mehr nachkommen konnte, fand das natürlich gar nicht toll. Er kaufte sich daraufhin einen Industrie-Laubbläser als Ersatzbefriedigung... und so könnte man die Geschichte ewig weiterspinnen bis zum heutigen Tag.
Die einzige Möglichkeit, den Nachbarschaftswahnsinn zu ertragen, besteht darin, das Beste draus zu machen.
Nachbarn haben nämlich zum Glück auch einen extrem hohen Entertainmentfaktor, gegen den jede noch so trashige Reality-TV-Sendung einpacken kann.
So erlebte ich seinerzeit während eines Sommerurlaubs, als ich lesend auf der Terrasse saß, unfreiwillig das Ehedrama der Familie zwei-Häuser-weiter. Zunächst keifen sich Vati und Mutti nur an, bis ich dann erfahre, dass Mutti wohl schon seit einiger Zeit fremdgeht und Vati das nicht mehr länger mitmacht, woraufhin Mutti in Tränen ausbricht, Vati den Kofferraum seines Autos öffnet, ein paar Plastik-Gartenstühle herausholt und anfängt, die Stühle Richtung Mutti zu schmeißen.
An dieser Stelle hab ich dann auch mal mein Buch weggelegt.
Und damit nicht genug: Erst zieht Vati aus, dann zieht Mutti mit den Kids aus, dann zieht eine neue Familie ein, die offenbar auch auf Ehedramen steht, und mittlerweile wohnt ein kleinkinderloses Paar in dem Haus. Der Hausherr, offenbar nicht die hellste Birne im Kronleuchter, macht auch sehr lustige Dinge.
Zum Beispiel parkt er ein abgemeldetes Schrottauto in der Einfahrt, und zwar rückwärts an eine Steinmauer, so dass zwischen hinterer Stoßstange und Mauer noch gut 5 Zentimeter Platz bleiben. Ein paar Wochen später fällt ihm ein, er könnte doch ein Bäumchen vor das Auto pflanzen. Und er pflanzt es 5 Zentimeter vor der vorderen Stoßstange. Wir sind schon gespannt, wie er das Auto da jemals wieder raus bekommt. So etwas erhellt unseren Alltag ungemein.
Also, falls Eure Nachbarn Euch mal wieder auf den Sack gehen und Eure Mordgelüste unterträgliche Ausmaße annehmen, haltet Eure Augen und Ohren auf - diese Spezies bietet Euch mehr Unterhaltung und Kurzweil, als Ihr vielleicht auf den ersten Eindruck denkt.
Sollte das Euren Unmut auch nicht lindern, bleibt nur eins: Umziehen in ein einsames Blockhaus im Wald. Und die Ruhe genießen. So lange, bis Familie Müller nebenan ein Haus baut...
In diesem Sinne: Auf gute Nachbarschaft!
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