Die viel zu lange Reitpause hat ein Ende: Heute gings für Frau Mi endlich wieder rauf aufs Pferd!
Eigentlich wäre bereits letzten Dienstag meine 2. Stunde gewesen, doch aufgrund des Feiertages ist diese leider ausgefallen - was rückwirkend betrachtet aber auch gar nicht so schlimm war, da ich mich die letzten Tage mit einer sehr hartnäckigen Erkältung rumschlagen musste.
Hinzu kam noch der Muskelkater von der ersten Reitstunde...ein ganz fieses Ding, welches mich eine geschlagene Woche lang mit Schmerzen aller Art quälte, und dabei keine einzige Zone in meinen Beinmuskeln ausließ.
Aber genug gejammert. Lieber erzähle ich von der heutigen Reitstunde, die wieder äußerst lehrreich für mich war.
Der Unterricht beginnt wie immer schon vorm Reiten: Als ich in die Halle komme, ist Elke noch mit ihren Schülern aus der Gruppenstunde beschäftigt und ruft mir von weitem zu, ich solle doch so weit schonmal mein Pferd fertigmachen. "Heute kriegst du die Belinda!"
Ich mache mich auf den Weg zum Stall. Mit Belinda habe ich schon beim letzten Mal Bekanntschaft gemacht, sie steht in der Box direkt neben Archie. Belinda ist genauso fuchsfarben wie Archie und hat eine breite weiße Blesse. Sie um einiges kleiner als ihr Stallnachbar - ihr Stockmaß beträgt nur 1,52 m - und viel zierlicher gebaut.
Bereitwillig lässt sich Belinda aus ihrer Box führen, satteln und aufzäumen und verzeiht mir sogar, dass ich ihr beim Auflegen des Sattels meinen Ellbogen in den Hals ramme und erst nach dem Anlegen des Zaumzeugs merke, dass der Kehlriemen verdreht ist.
Es ist das erste Mal seit KEINE AHNUNG wann, dass ich das völlig alleine mache...wirklich erschreckend, wieviel man mit der Zeit verlernt. Aber ich bin guter Dinge, dass ich alles nach ein paar Mal üben wieder problemlos hinkriege.
"Ich dachte mir, wir versuchens heute mal mit Belinda, " erzählt mir Elke später, als wir auf dem Weg zur Halle sind "weil sie von Rahmen und Statur her doch eher zu Dir passt. Außerdem hat sie einen weicheren
Trab als Archie - Archie ist eben doch ziemlich massiv, und durch seine langen Beine sind seine Gänge sehr schwungvoll. Aber mit Belinda kannst Du dich erstmal viel besser auf deine Körperhaltung und
-stellung konzentrieren."
Nach wenigen Trabrunden auf Belinda merke ich, dass Elke recht hat. Ich muss nicht so sehr darauf achten, dass ich mich in den richtigen Augenblicken im Sattel auf und ab bewege wie bei Archie, sondern lasse mich einfach von Belindas fließenden Rückenbewegungen tragen. Ich reite zunächst "freihändig" und konzentriere mich voll auf meinen Sitz; gerader Rücken, Bauch leicht anspannen, Schultern zurück, Schwerpunkt in der Körpermitte, der Druck von den Oberschenkeln aus nach vorne und unten, Fußspitzen zeigen leicht nach oben...
Klingt wahnsinnig kompliziert, aber Elke hat einen super Tipp: "Stell Dir vor, ich würde dir das Pferd unterm Hintern wegzaubern und du musstest - in der gleichen Haltung wie du in diesem Augenblick drauf sitzt - auf dem Boden stehen. Könntest Du so stehenbleiben oder würdest Du nach vorne bzw. hinten umkippen? Nur wenn Du den Schwerpunkt in der Mitte hast, bleibst du stehen und hast gleichzeitig die richtige Balance gefunden."
Nachdem mein Sitz im Traben Fortschritte gemacht hat, zeigt Elke mir, wie ich das Pferd mit Gewichtsverlagerungen, Körperspannung und -entspannung und bewusstem Atmen steuern kann. Zum Lenken genügt bereits eine leichte Verlagerung des Hinterns, der Schenkel und des Oberkörpers in die Richtung, in die ich reiten möchte.
Die Zügel werden nur sehr subtil eingesetzt, bzw nur unterstützend mit den anderen Reiterhilfen. Jedes Ziehen und Ruckeln ist schmerzhaft und verunsichernd fürs Pferd. Die Hände und Arme müssen beim Reiten fast bewegungslos am Oberkörper anliegen. Ungefähr so, als hätte man statt den Zügeln ein Tablett mit vollen Gläsern in den Händen.
Egal was ich ausprobiere, Belinda verhält sich wirklich vorbildlich - kein Wunder, ist sie mit ihren 18 Jahren doch das erfahrendste Schulpferd im Stall.
Und als ich sie nach der Stunde in ihre Box zurückbringe, hat sie sich das Mittagfressen und ein paar Streichel-Einheiten wirklich verdient.
Da nächsten Dienstag KEIN Feiertag ist, wird meine Reitpause diesmal zum Glück nicht so lang...und ich hoffe, ich kann in 3 Tagen an meine heute errungenen Fortschritte anknüpfen!
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