Sonntag, 23. März 2014

No Kids.

In wenigen Wochen werde ich 33. Die meisten Frauen endezwanziganfangdreißig tragen sich mit dem Gedanken, demnächst Kinder zu bekommen, oder sie haben schon welche.
Ich gebe Euch zu diesem Thema nun eine ehrliche Antwort: Ich will keine. So einfach ist das.

Schon relativ früh habe ich gemerkt, dass mich Kinder nicht sonderlich interessieren. Während andere Mädchen mit Puppen "Mama" spielten, spielte ich lieber mit Plüschtieren. Als ich 15 oder 16 war, sprachen viele meiner Klassenkameradinnen darüber, mit spätestens 25 Jahren das erste Kind zu bekommen. Mir war dieses Thema einfach nur egal.
Dann begann die Zeit, in der mir Kinder nicht einfach nur egal waren... ich fing langsam aber sicher damit an, eine Abneigung gegen sie zu entwickeln. Während meiner Buchhändlerausbildung und auch danach hatte ich sehr, sehr viele Kinder um mich herum, von morgens bis abends. Es waren die Mütter, die mit ihrem Nachwuchs in die Buchhandlung kamen und diesen ungestört im Laden herumtoben ließen, während sie in Ruhe im Café saßen und Zeitschriften durchblätterten.
Natürlich können und müssen Kinder toben, keine Frage. Unsere Buchhandlungen hatten damals richtige Spielplätze in den Kinderbuchabteilungen, mit Kletterburg und Rutsche. Aber wenn der/die Kurze Eis, Schokolade oder Farbstifte auf Bücher schmiert, auf Tische hochklettert, den anderen Kunden vor den Füßen herumrennt, in der Kletterburg mal kurz die Hose runterlässt und ein kleineres (oder auch größeres) Geschäft verrichtet und so permanent so laut schreit, dass einem fast das Trommelfell platzt... ist das wirklich notwendig?
Ich könnte Bücher schreiben über die Erlebnisse, die ich mit Kindern in der Buchhandlung hatte und auch über die Diskussionen mit den entsprechenden Elternteilen, denn - das ist nix Neues - Kinder benehmen sich nur so gut, wie sie von ihren Eltern erzogen werden.
Natürlich waren auch viele brave, gut erzogene Kinder darunter, aber die negativen Erlebnisse haben sich über all die Jahre so in mein Gedächtnis eingebrannt, dass ich letztendlich zu dem Schluss kam: Kinder - ohne mich!

Jaa, wenn man eigene Kinder hat, ist das natürlich was völlig anderes. Und wenn man an die vielen schönen Momente denkt, die Kinder einem schenken, dann kann man auch über ein paar nicht so schöne Erlebnisse drüber wegsehen. Und wenn unsere Eltern damals auch gesagt hätten, sie wollten keinen Nachwuchs, wären wir heute nicht hier. Und im Alter werden uns keine Kinder und Enkelkinder an Sonntagen besuchen kommen oder an Weihnachten oder Ostern oder am Muttertag was vorsingen und uns mit kleinen, selbstgebastelten Geschenken überraschen. Das ist mir schon alles klar.
Aber ganz ehrlich: Meine Freiheit, meine Flexibilität und mein nervliches Wolbefinden sind mir einfach wichtiger. Ich kann ein verdammt egoistischer, ungeduldiger Mensch sein, der dazu gerne noch jegliche Verantwortung von sich schiebt.
Bei dem Gedanken daran, volle Windeln wechseln zu müssen, nachts immer mit einem offenen Auge zu schlafen, in jeder Sekunde auf der Hut zu sein, dass Junior sich nichts Schlimmes tut, die ganze Nacht über am Bett eines kranken Kindes zu sitzen und das Brecherle aufzuwischen, das auf meiner Hose gelandet ist; bei dem Gedanken, alle Schuljahre nochmal durchlaufen zu müssen und dabei massig Geld für Nachhilfestunden auszugeben, stundenlange Diskussionen über Taschengeld, Markenklamotten und Ausgehregeln zu führen, hilflos mit ansehen zu müssen, wie Söhnchen oder Töchterchen in der Pubertät auf die schiefe Bahn gerät und und und... ja, bei diesem Gedanken wird mir Angst und Bange.
Und wenn sich im Supermarkt, im Schwimmbad, im Park, im Flugzeug, im Kino oder sonstwo mal wieder ein Kevin-Dustin oder eine Chantal-Cheyenne die Seele aus dem Leib brüllt, weils nicht so läuft, wie Kind es will, dann bekomme ich mittlerweile leider einfach nur noch Aggressionen. Isso.

Wenn ich die Kinder von Freunden oder Bekannten treffe, renne ich natürlich nicht schreiend weg, sondern beschäftige ich mich auch mal mit denen, und es gibt ja - wie schon erwähnt - wirklich liebe und nette Kiddies, die ich mag... aber ich merke meist nach einer halben Stunde oder Stunde, dass es mir dann auch mal wieder reicht. So etwas wie Mutterinstinkt ist mir nicht angeboren. Und Kinderwagen schieben, über Erziehung und Ernährung, Kinderklamotten  und Kindergartenplätze zu reden, das is alles nicht meins.
Ich bezweifle, dass sich meine Einstellung in den nächsten zwei, drei Jahren noch ändert, und danach ist der Zug sowieso abgefahren. Was meinen Entschluss dazu noch untermauert, ist die Einstellung meiner besseren Hälfte zum Thema Kinder, die sich ziemlich genau mit meiner deckt.
Kurzum: Wir haben uns entschlossen, kinderlos unsere Zukunft zu leben.

Viele Paare wollen Kinder und bekommen niemals welche. Manche wollen keine, und durch eine Verkettung diverser Umstände passiert es dann doch. Was dies angeht, ist das Leben manchmal schon ganz schön komisch.
Aber um zum Ende zu kommen: Ich freu mich für alle, die mit der Entscheidung, ihr Leben als Eltern zu verbringen, glücklich sind. Ich freue mich für meine Freundinnen, deren Kinderwünsche sich in naher oder ferner Zukunft erfüllen oder noch erfüllen werden, so wie sie alle akzeptiert haben, dass ich niemals eine Mama sein werde.

In diesem Sinne Euch allen noch einen schönen Abend - ob mit oder ohne Kind. :-)


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