Zum einen standen am Donnerstag und Samstag die letzten Einheiten unseres Longierlehrgangs auf dem Programm.
Nachdem ich im vergangenen Jahr bereits die Prüfung für das "kleine" Longierabzeichen abgelegt hatte, war diesmal das "große" Abzeichen an der Reihe.
Beim Longieren, für alle die mit diesem Begriff nix anfangen können, lässt man ein Pferd an einer langen Leine (die Longe genannt wird) im Kreis (der Zirkel genannt wird) um sich herumgehen. Und zwar im Schritt, Trab und Galopp.
Nicht zu verwechseln mit Voltigieren - das ist, wenn nebenbei noch Leute auf dem Pferderücken rumturnen und waghalsige Kunststücke machen und so.
Klingt einfach? Das täuscht!
Longieren ist wie Reiten mit Fernbedienung. Man muss genau so konzentriert bei der Sache sein, genauso konsequent mit der Hilfengebung, mit dem Annehmen und Nachgeben der Longe und mit der Handhabung der Longenpeitsche, die man übrigens keinesfalls nur die ganze Zeit auf den Pferdehintern klatschen lässt.
Meistens fehlt einem beim Longieren noch eine dritte Hand - das merkt man spätestens, wenn man zum ersten Mal die Hilfszügel am Pferd verschnallen und einstellen muss und beide vorhandenen Hände schon mit Longe und Peitsche belegt sind.
Aber wie man es auch mit zwei Händen hinbekommen kann, das lernt man im Praxistraining während des Lehrganges, der von unserer Reitlehrerin Elke mal wieder super organisiert wurde. Zusätzlich zur Praxis gibt's ne Menge Theorie zu lernen - über Bewegungsabläufe, Anatomie, Ausbildungsstufen, Ausrüstungen für Pferd und Longenführer...
Da ich mir die Basics bereits im letzten Jahr draufgeschafft habe, ging es beim "großen" Abzeichen etwas mehr ins Detail. Wie erkenne ich, ob ein Pferd richtig oder falsch läuft und wie kann ich Fehler korrigieren - wenn das Pferd nach außen zieht, nach innen drängt, zu schnell oder zu langsam wird, den Kopf zu hoch oder zu tief nimmt und so weiter und so weiter.
Um von dieser ganzen im-Kreis-Longiererei keinen Drehwurm zu bekommen, wurde am Samstagabend ausnahmsweise nicht longiert, sondern gerockt.
Und zwar auf dem Hockenheimring, wo eine rüstige Seniorencombo namens AC/DC vor etwa 100.000 Besuchern aufspielte und dabei das körperliche Leistungslimit eines im Schnitt 70jährigen Menschen eindeutig mehrfach überschritt.
Vor allem unser schuluniformtragender Lieblingsgitarrenvirtuose Angus, der in einer viertelstündigen Pause ein göttliches Solo daherklimperte, während seine Bandkollegen hinter der Bühne verschwanden, wahrscheinlich um einen kurzen Boxenstopp unterm Sauerstoffzelt einzulegen.
Die Show war spektakulär, die Musik laut, das Bier teuer, der Platz eng, die Schlangen vor den Essens- und Getränkeständen unendlich und die Organisation der Veranstaltung meiner Meinung nach leider ziemlich suboptimal. Man sollte keine Dreiviertelstunde anstehen müssen, um sich ein Getränk zu kaufen. Genauso wenig sollte man nach dem Betreten des Konzertgeländes erstmal einen halbkreisförmigen Umweg von etwa 2 Kilometern um den Bühnenbereich passieren müssen. Von der Anzahl und Positionierung der Dixi-Toiletten ganz zu schweigen...
Wie geagt, die Organisation hatte so ihre Schwächen. Auch die Vorband war eher einschläfernd als aufheizend.
Doch die alten Herren legten schlussendlich ein sehenswertes, gut zweistündiges Bühnenprogramm vor, es wurde kein Mitgröhlsong ausgelassen - von "Thunder" über "Hells Bells" über "TNT" bis natürlich "Highway to Hell" - und zu Beginn und Abschluss gab's noch ein fulminantes Feuerwerk. Deshalb: Daumen hoch, AC/DC! We salute you!
Und ehe Frau Mi zweimal blinzeln konnte, brach schon der Sonntag an - der große Prüfungstag.
Zu dem gibt's eigentlich nur zu sagen: Mein toller Archie und ich haben es super hinbekommen, ich durfte mein Wissen bei der Theorie preisgeben, Archie durfte bei der Praxisprüfung die Hufe schwingen, und wenige Augenblicke später hatte ich meine Urkunde und die Anstecknadel in der Hand und Archie nen Dankeschön-Apfel in der Schnute.
So endete ein vollgepacktes Wochenende mit viel klippediklopp und rocknroll.