Freitag, 7. Dezember 2012

Ungerechtigkeit

"Keinem von uns begegnet auf dieser Welt soviel Freundlichkeit, wie er verdient." 

Am Feierabend meines letzten Arbeitstages beschäftige ich mich mich einem ernsten Thema... ja, ihr glaubt es kaum, und dass, obwohl ich eigentlich jauchzend durch die Wohnung tanzen und den Beginn meiner Urlaubswoche zelebrieren sollte.
Allerdings war ich gestern abend an einem Gespräch beteiligt, dass mir seither keine Ruhe lässt. Die Thematik ist keinesfalls neu, aber immer wieder aufwühlend: Was tun, wenn einem Menschen Ungerechtigkeit wiederfährt?
In diesem Falle geht es um eine liebe Bekannte, die gleichzeitig meine Reitlehrerin ist. Sie hat mit ihrer sympathischen, offenen und geduldigen Art mir und vielen anderen Menschen das Reiten beigebracht - und obwohl ich gerade mal seit 8 Monaten wieder regelmäßig auf dem Pferd sitze, habe ich das Gefühl, ich hätte schon so viel gelernt...
Sie ist nie böse, wütend oder laut, hat ein super Talent für Planung, Organisation und - sollte mal etwas nicht nach Plan laufen - Improvisation.
Sie kümmert sich um den Stall, die Pferde und die Reiter und das sowieso schon öfter und mehr, als sie es eigentlich tun müsste. Beispielsweise kontrolliert sie bei den Schulpferden, ob sie richtig geputzt, die Boxen ordentlich saubergemacht, Sattel und Zaumzeug heil sind und bringt - sollte dem nicht so sein - alles in Ordnung (obwohl das eigentlich die Aufgabe der jeweiligen Pfleger ist).
Sie ruft Lehrgänge, Kurse, Grill- und Filmabende, Ausflüge, Weihnachtsfeiern ins Leben, engagiert sich, wo sie nur kann und steckt in jede Aufgabe so viel Herzblut, wie ich es von kaum einem anderen Menschen kenne. Ganz nebenbei kümmert sie sich auch noch um die Vereinshomepage. Zumindest war das ihre Aufgabe. Bis diese ihr vor wenigen Tagen auf ganz gemeine, hinterhältige Art und Weise entzogen wurde. Weil sie Inhalte auf die Seite gestellt hat, ohne diese vorher mit den Vorstandsmitgliedern abzusprechen. Abgesehen davon, dass diese Inhalte Termine von Lehrgängen waren, die sie jedes Jahr plant, hatte sie direkt nach dem Einstellen der Termine eine Kenntnismail an den Vorstand geschickt. Trotzdem wurde ihr die Verantwortung für die Homepage nun entzogen.
Aber ich denke, der genannte Grund war bloß ein Vorwand. Ich bin sicher, in Wirklichkeit steckt Neid dahinter. Und ein Konflikt, der schon seit Jahrzehnten andauert. Sie ist die beliebteste Reitlehrerin, ihre Stunden sind immer belegt... was man von den Stunden anderer Reitlehrer nicht behaupten kann. Sie bringt frischen Wind in den Verein und hat sich einen großen Sympathiekreis um sich geschart. Die Menschen freunden sich mit ihr an, weil sie einfach jemand ist, den man mögen muss. Aber genau das wird ihr nun vorgeworfen.
In jedem Verein kommt es zu Gruppenbildungen. Überall, wo viele Menschen miteinander zu tun haben, gibt es sowas - das ist ein natürliches Phänomen. Bei ihr heißt es, sie würde ihre "Jünger" um sich scharen und gegen den restlichen Verein aufhetzen.
Sie würde ihr eigenes Ding durchziehen:
Zum Beispiel eine eigene Weihnachtsfeier halten.
Richtige Version: neben der offiziellen Weihnachtsfeier des Vereins haben diverse ältere Mitglieder und Reitschüler von ihr vor ca. 3 Jahren eine "Ü25 Weihnachtsfeier" ins Leben gerufen - das war keine alleinige Idee einer einzigen Person.
In letzter Zeit immer schlampiger und nachlässiger arbeiten.
Richtige Version: Wie schon erwähnt, erledigt sie auch Arbeiten, die nicht in ihr Tätigkeitsfeld fallen. Dies wird nicht gedankt, im Gegenteil, es wird mit Aussagen wie "das ist doch gar nicht Dein Job!" kommentiert. In letzter Zeit musste sie mit ihrer fünfjährigen, körperlich behinderten Tochter oft ins Krankenhaus. Bei einem Terminplan voller OP's und wochenlanger Physiotherapien kann man dann eben doch nur das Notwendigste im Stall erledigen. Und wenn von den Pflegern dann mal etwas nicht ordnungsgemäß erledigt wurde, wer hat eins auf den Deckel gekriegt? Wohl kaum schwer zu erraten...
Und die Liste könnte ewig so weitergehen.

Sie ist ein Mensch, der lieber alles runterschluckt und in sich reinfrisst. Aber nach unserem gestrigen Gespräch beim donnerstäglichen Reiterstammtisch, als sie sich endlich mal richtig ausgekotzt hat, ist mir klar geworden, was sie in der letzten Zeit durchmachen musste. Und das wir, ihre Reitschüler UND Freunde, etwas dagegen tun müssen.
Bei der nächsten Mitgliederversammlung wird das passieren. Es wird meine erste Versammlung als offizielles Vereinsmitglied sein, und als Neuankömmling gleich den Mund aufzureißen, kommt sicher nicht bei jedem gut an. Aber ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, damit diese Frau endlich den längst überfälligen Respekt bekommt, der ihr mehr als zusteht.

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